Ausweichmanöver (German Edition)
zusammengeschlagen. Was ist das für eine Stadt? Was habt ihr gemacht?“
Sie hielt ihn so fest, dass es ihm wehtat. „Er wollte nur nachsehen, ob Timo auftaucht.“
„Immer dieser Timo. Wo ist er? Kann er mir erklären, was ist los?“
„Das wüssten wir auch gern. Sie tun mir weh.“ Abrupt ließ sie ihn los, schaute verwundert auf ihre Hand.
„Junge, ihr müsst auf euch aufpassen. Wir kommen wieder, spätestens in einer Stunde.“
Lars nickte und drückte sich an den beiden vorbei.
Er saß still an Valentins Bett. Der lag auf dem Rücken, atmete gleichmäßig. Regelmäßig fiel ein Tropfen aus der Flasche in einen Schlauch, der in einer Kanüle in seiner rechten Hand endete. Bis auf ein paar Abschürfungen war sie unverletzt. Die linke dagegen war eingegipst.
Die Bettdecke reichte bis zu seiner Brust. Valentins Kopf war bandagiert, auch seine Nase hatte man zugeklebt. Das Kinn und der Mund waren geschwollen. Er sah zum Fürchten aus.
Lars erschrak, als er eine Berührung auf seinem Oberschenkel spürte. Valentin hatte sich bewegt. Er sah ihm in die Augen, die jetzt offen waren.
„Hi.“
Valentin schloss die Augen und öffnete sie gleich wieder.
„Kannst du sprechen?“
Valentin bewegte den Kiefer, Lars hörte nur unverständliche Geräusche.
„Einmal blinzeln heißt ja, zweimal nein, okay?“
Valentin blinzelte einmal.
„Warst du vor Heckmanns Haus?“
Er blinzelte einmal.
„Hast du Timo gesehen?“
Zweimal geblinzelt.
„Hast du erkannt, wer dich überfallen hat?“
Zweimal.
„Einer oder zwei?“
Valentin blinzelte dreimal. Lars verstand zuerst nicht. Okay, Oder-Fragen waren blöd.
„Einer?“
Ein Blinzeln.
„Kannst du ihn beschreiben?“
Zwei Lidschläge.
Es klopfte an der Tür.
Kriminalhauptkommissar Ollner kam herein. Lars vermisste Kofi.
„Guten Tag, wie geht es Ihnen?“
Er hatte sich direkt an Valentin gewandt, sah jedoch Lars fragend an.
Wie ging die Floskel? „Den Umständen entsprechend.“ Der hatte sich garantiert vorher bei den Ärzten erkundigt.
„Ich hätte ein paar Fragen. Können Sie sprechen?“
Valentin blinzelte zweimal.
„Zweimal heißt nein“, erklärte Lars. „Blinzeln.“
„Gut, haben Sie den erkannt, der sie angegriffen hat?“
Lars sagte: „Nein, er kann ihn nicht beschreiben und einen Grund weiß er auch nicht. Das habe ich ihn schon gefragt, bevor sie gekommen sind.“
„Stimmt das?“
Valentin blinzelte einmal.
„Eugenia Belfano hat Sie gegen halb zwei gefunden. Wann wurden Sie überfallen?“
‚Wie soll er das beantworten?‘, dachte Lars. „War es nach Mitternacht?“
Ein Blinzeln.
„Nach eins?“
Zwei Lidbewegungen.
„Halb eins?“
Einmal.
„Ein Mann?“
„Größer als du?“
„Hat er eine Waffe verwendet?“ Das war Ollners Frage.
Valentin blinzelte jeweils einmal.
„Einen Totschläger?“
Valentin riss die Augen auf.
„Eine kurze Stange?“
Ein Blinzeln.
Ollner seufzte. „Und Sie haben selbstverständlich keine Ahnung, wer Sie warum überfallen haben könnte.“
Valentin bäumte sich auf und versuchte, etwas zu sagen. Lars und Ollner sahen sich ratlos an. Was sollte das heißen?
Lars hatte eine Idee. „Haben Sie etwas zu schreiben? Einen Zettel und einen Stift?“
Ollner nahm sein Notizbuch aus der Jackentasche und klappte es auf.
Lars steckte den Stift in Valentins rechte Hand und legte das Buch darunter. „Los, schreib’s auf. Ist egal, wenn es krakelig wird, wir können es bestimmt entziffern.“
Die Schrift sah ungelenk aus, am Ende fehlte ein N. Aber Valentin hatte unzweifelhaft „Heckman“ geschrieben, gefolgt von drei Fragezeichen.
„Bist du dir sicher?“
Valentin blinzelte zweimal. Seine Hand bewegte den Stift übers Papier. Ein Teil der Buchstaben kreuzte den Namen. „Vom Haus verfolgt“ stand da.
Lars konnte nicht glauben, was er da sah. „Du bist zu Heckmanns Haus gegangen, falls Timo doch kommt?“
Einmaliges Blinzeln.
„Er ist nicht aufgetaucht?“
Ein Blinzeln.
„Ein anderer war vor dem Haus?“
Noch ein Ja.
„Er hat dich angegriffen? Du bist weggelaufen?“
Ein müdes Blinzeln.
„Okay, das reicht. Jetzt hätte ich gern ein paar Erklärungen von Ihnen.“ Ollner wies mit dem Zeigefinger auf Lars. „Sie rechneten damit, dass Timo vor dem Heckmannschen Grundstück auftaucht, halten es jedoch nicht für notwendig, die Polizei zu informieren?“
„Ich, ich dachte, er hätte sich längst gemeldet. Deshalb bin ich nicht hingegangen.“ Was er bitter
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