Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
es gibt doch gar keine andere Möglichkeit!“, versuchte sich Helga Wollner zu verteidigen. “Und wir müssen schnell handeln, sonst ist es zu spät.“
“Es kommt nicht in Frage, dass Ihr Euer Leben aufs Spiel setzt.“
“Und warum nicht“, wollte Anette wissen. “Weil wir Frauen sind?“
Keiner hatte mehr Zeit, auf diese etwas provozierende Frage zu reagieren, da ein erneuter Schrei vom Festland her ertönte. Diesmal kam der Schrei unzweifelhaft von der Frau, die sie an einen anderen Baum gebunden hatten. Der Anführer der Gruppe hatte ihr die Bluse von Leib gerissen und stand mit gezücktem Messer vor ihr.
“Hört Ihr mich da drüben? Ich werde der Lady jetzt die Brüste zerschneiden. Langsam und sehr sorgfältig, damit wir alle etwas davon haben. Es sei denn, Ihr entscheidet Euch in der nächsten Minute doch zur Auslieferung Eurer Frauen.“
“Wir kommen“, schrie Anette Moda zurück, ohne auf die weiteren Einwendungen der anderen zu hören. “Wir holen uns nur noch schnell einige Kleidungsstücke, die wir benötigen.“
Sie rannte los, wobei sich Helga ihr sofort anschloss.
“Los rennt uns hinterher und tut so, als ob Ihr mitmacht“, flüsterte sie den anderen Frauen zu.
Alle setzten sich in Bewegung und nach drei Minuten waren Helga und Anette mit ihren Rucksäcken wieder zurück. In den hochgeschlagenen Jackentaschen hatte jede von ihnen zwei geladene Pistolen stecken, die jedoch unmöglich vom Ufer aus gesehen werden konnten.
“Die Rucksäcke werden uns zusätzlichen Sichtschutz bieten, wenn wir nachher hinter uns greifen, um die Pistolen hervorzuholen“, raunte Anette den Männern und machte sich daran, ein Beiboot ins Wasser zu schieben.
Die Vierergruppe war begeistert, als sie sah, dass sich tatsächlich die ersten Frauen auf den Weg zu ihnen herüber machten. Sie grölten und sprangen herum wie Kinder bei einem Reigentanz. Anette und Helga hatten auf der kleinen Ruderbank Platz genommen, wobei sie vorher hinter dieser Bank ihre Pistolen versteckt hatten. Dann ruderten sie genauso los, wie es vorhin beschrieben hatten. Den Männern am Ufer fiel die ungewöhnliche Ruderhaltung kein bisschen auf und sie schöpften deshalb auch keinerlei Verdacht. Auf der Insel herrschte äußerste Spannung. Lediglich Rudi Wollner war die Ruhe selbst.
“Wenn sich Helga was in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es auch durch. Und Ihr könnt sicher sein, dass sie es erfolgreich durchzieht. Das war bei ihr schon immer so.“
Die anderen hörten kaum, was er sagte, und jeder, der ein Fernglas besaß, blickte gespannt dem kleinen Beiboot, das sich immer weiter von der Insel entfernte, hinterher. Auch diejenigen, die ohne Fernglas auskommen mussten, versuchten die beiden mit ihren Augen so zu verfolgen, damit ihnen der Augenblick nicht entging, zu dem sie hinter sich unter die Ruderbank greifen würden.
Als Anette und Helga ungefähr zwanzig Meter vom Ufer entfernt waren, ließen sie die Ruder etwas langsamer ins Wasser gehen.
“Seht mal, was für hübsche Häschen da kommen“, freute sich der Anführer. “Sehen die anderen auch so aus?“
Diese Frage war an Roland Kinsel gerichtet, der ja alle Frauen bestens kannte.
Helga und Anette zogen die Ruder ein und ließen sich langsam zum Ufer hintreiben. Als sie noch zehn Meter davon entfernt waren, lehnten sie sich zurück, wobei sie sich mit den Händen auf der Ruderbank abtützten.
“Eins, zwei, drei“, flüsterte Helga.
Dann hatten sie plötzlich beide Hände nach vorne gebracht. Schüsse krachten los und ohne die Chance einer Gegenwehr brachen die Gangster von Kugeln regelrecht durchsiebt auf dem Boden zusammen. Es war vorüber. Auf der Insel war ein kollektives Aufatmen zu hören, wobei niemand in Jubelrufe ausbrach.
“Ich bewundere die beiden“, sagte Henry. “Das war wirklich eine tolle Leistung.“
24. Schwimmstunde für Kühe
Sämtliche noch verfügbaren Beiboote wurden ins Wasser gezogen. Alle waren bemüht, so schnell wie möglich ans Ufer des Festlandes zu kommen, um die beiden Frauen zu beglückwünschen. Da aber natürlich nicht alle gleichzeitig in die Boote passten, gab es trotz der ernsten Situation einige lustige Diskussionen darüber, wer mit der ersten Partie mitfahren durfte. Dass Heinz Breuer einer der ersten sein musste, war für jeden unbestreitbar. Schließlich musste er sich um den jungen Mann kümmern, der von dem Anführer der Gruppe in den
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