Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
Arm gestochen worden war. Heinz blieb deshalb auch relativ unbeobachtet, als er das Boot ins Wasser brachte und losruderte. Henry nützte diese Situation aus und stahl sich ebenfalls ganz leise in dieses Beiboot hinein, während die anderen, ohne auf die beiden zu achten, heftigst und unvermindert diskutierten. Kurt schloss sich Heinz und Henry an und war mit den beiden schon längst mitten auf dem See, als den anderen erst auffiel, dass sich Henry und Kurt einfach davon geschlichen hatten, während sie noch in lautstarken Streitgesprächen über die Reihenfolge der Überfahrenden verstrickt waren.
“Seht Euch Kurt und Henry an“, staunte Bernd, dem die Abwesenheit der beiden als erstem auffiel. “Die haben sich einfach auf und davon gemacht, während wir uns hier streiten. So eine Unverschämtheit. Eines ist klar: Die fahren auf jeden Fall dafür als letzte wieder zurück.“
“Wenn wir uns beim Zurückfahren wieder so streiten, wette ich, dass die drei auch wieder als erste auf der Insel sein werden“, wand Anita ein.
“Dein Mann kann ganz schön hinterlistig sein“, stellte Anna vergnügt fest.
“Hinterlistig, aber schlau. Vielleicht sollten wir uns jetzt aber mal entschließen, auch rüberzufahren. Wenn wir nämlich noch lange warten, kommen sie bald wieder zurück.“
Und so kam es dann doch noch dazu, dass alle Inselbewohner, einschließlich der Kinder nach und nach das Festland erreichten. Anette Moda und Helga Wollner hatten die beiden Gefangenen bereits von den Bäumen losgebunden, bevor Heinz, Henry und Kurt das Ufer betraten. Kurt rannte sofort zu den Kühen, um das längst fällige Melken nachzuholen.
Henry umarmte stumm die zwei Frauen, ohne dabei ein Wort zu sagen. Das war seine Art, seine Hochachtung auszudrücken und sich gleichzeitig zu bedanken. Heinz und Kurt sprachen mündlich ihre Anerkennung aus und meinten es dabei genauso ehrlich. Dann ging Heinz zu dem jungen Paar, vor allem, um nach der Verletzung des jungen Mannes zu sehen.
“Ich bin Heinz Breuer“, stellte er sich vor. “Ich bin Arzt. Lassen Sie mich Ihren Arm sehen!“
Der junge Mann streckte ihm seinen blutenden Arm entgegen.
“Mein Name ist Jochen Taler, und das ist meine Frau Gertraud.“
Dabei deutete er auf die Frau, die neben ihm saß und mit angstvollem Blick auf die Wunde ihres Mannes blickte. Man konnte beiden deutlich ansehen, dass sie in den vergangenen Wochen offensichtlich viel mitgemacht hatten. Ihr Körpergewicht lag weit unter dem, was man als Idealgewicht bezeichnen würde. Offen gestanden waren sie ziemlich abgemagert, was darauf hinwies, dass sie längere Zeit keine vernünftige Nahrung zu sich genommen hatten. Trotz allem konnte man erkennen, dass beide ausgesprochen hübsche Menschen waren.
Heinz machte sich mittlerweile an dem Arm zu schaffen und stellte fest, dass Jochen Taler zwar eine tiefe, aber gottlob harmlose Fleischwunde davongetragen hatte. Er reinigte den Schnitt, gab ihm eine örtliche Betäubung und nähte die auseinanderklaffenden Fleischstücke fachmännisch wieder zusammen. Henry, der sich inzwischen mit Kurt ebenfalls bei dem Pärchen eingefunden und vorgestellt hatte, musste grinsen.
“Die Knoten, die Du hier beim Nähen fabrizierst, sehen weit besser aus, als Deine Segelknoten. Erstaunlich, dass so ein Stümper wie Du so etwas zusammenbringt.“
“Wenn mir noch Fäden übrig bleiben, werde ich Dir Dein loses Mundwerk zusammennähen“, konterte Heinz. “Und zwar mit lauter Kreuzknoten, damit es auch möglichst lange hält.“
“Da muss ich kaum etwas befürchten. Deine Knoten haben noch nie lange gehalten.“
Das junge Pärchen amüsierte sich und lachte. Die unfreiwillige Komik der beiden Freunde war auch wirklich erheiternd, besonders, wenn man sie zum ersten Mal erlebte. Und selbst der junge Mann, der gewiss unter Schmerzen litt, konnte nicht umhin, sich von der allgemein heiteren Atmosphäre anstecken zu lassen.
Mittlerweile waren alle anderen von der Insel eingetroffen und hatte sich artig bei Gertraud und Jochen bekannt gemacht. Solange Heinz mit seinen ärztlichen Näharbeiten beschäftigt war, hielten sich noch alle mit Erkundigungen zurück. Kaum war Heinz jedoch damit fertigt, bestürmte Rudi Wollner, der sonst eher zurückhaltend war, die beiden Neuankömmlinge schon mit Fragen.
“Wo kommen Sie denn her und was hat Sie auf die Idee gebracht, überhaupt in diese Gegend hier zu ziehen?“
Jochen
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