Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
vorhabt“, schrie Anita ihren Mann an. “Bist Du denn in diesen Wochen auf der Insel völlig verroht?“
Dora Brink versuchte sie zu beruhigen.
“Ich glaube, den Männern bleibt nichts anderes übrig. Die Leute von Sahm haben uns täglich überfallen und fast täglich friedliche Menschen umgebracht. Sie haben einfach getötet, nicht aus Versehen, sondern ganz bewusst und vorsätzlich. Wenn Sie eine Möglichkeit sehen, werden sie genau das gleiche mit uns machen. Oder ziehst Du es vor, wenn unsere Männer getötet würden und wir Frauen vergewaltigt? Genau das geschieht nämlich, wenn wir ihnen nicht zuvorkommen.“
“Aber muss es denn gleich töten sein? Geht es nicht anders?“ Heinz mischte sich ins Gespräch der beiden Frauen ein.
“Sieh mal Anita, ich bin Arzt und soll eigentlich Leben erhalten. Doch in diesem Fall muss ich mich entscheiden, das Leben einiger zu beenden, um das Leben vieler zu retten. Bestimmt keine schöne Entscheidung. Diese Männer da draußen sind Mörder. Sie haben bereits getötet, aus reiner Habgier und vielleicht auch Machtsucht, und sie werden es wieder und immer wieder tun. Wenn wir sie laufen lassen, werden sie uns diesem Sahm verraten, das ist sicher. Abgesehen davon: In dem Moment, in dem sie begreifen, dass wir sie übertölpelt haben, werden sie wie wild um sich schießen. Und sie haben gedroht, dass sie Handgranaten abfeuern werden. Wir wissen nicht, ob es stimmt, dass sie Handgranaten mit sich führen, aber wir müssen damit rechnen. Und wenn es einem von Ihnen gelingen sollte, eine Handgranate auf uns zu werfen, werden alle oder einige von uns sterben. Und selbst, wenn keiner stirbt, gibt es zweifellos einige Schwerverletzte. Wir selbst hätten wohl kaum mehr genügend Zeit, alle Männer zu erledigen, und sollte dann auch nur einem dieser Verbrecher die Flucht gelingen, wäre dies das Ende von uns allen. Keiner von uns hat jemals auf Menschen geschossen. Wir werden uns mit Sicherheit auch nicht gut fühlen, wenn wir alles hinter uns haben. Wir würden uns aber bestimmt noch schlechter fühlen, wenn wir unsere Familien nicht schützen würden. Das ist der Grund, weshalb wir gar nicht anders handeln können. Dabei wissen wir noch nicht einmal, ob uns auch alles so gelingt, wie wir es geplant haben. Wir können es nur hoffen.“
Anita und die anderen Frauen verstanden, aber waren nicht glücklich über das, was geschehen sollte. Die Stimmung war aus diesem Grunde auch ziemlich gedämpft und jeder grübelte vor sich hin, ohne mit dem anderen ein Wort zu tauschen. Die Männer wechselten sich mit der Wache ab, die das Treiben der Vierergruppe am Ufer beobachten sollte. So verstrich die Zeit, als plötzlich gegen Mittag laute Schreie vom Ufer her zu hören waren. Es war für jeden unschwer zu erkennen, dass es Angst- schreie waren. Wollner und Kurt, die gerade Wache schoben, richteten ihre Ferngläser aufs Ufer. Inzwischen kamen auch die anderen herbei geeilt, da die Angstschreie bis ins Innere der Insel gedrungen waren.
“Was ist dort drüben denn los?“, wollte Heinz wissen.
Rudi Wollner sah angestrengt durch das Steiner-Fernglas, das ihm schon sie viele wertvolle Dienste erwiesen hatte.
“Die haben zwei Menschen festgenommen. Offensichtlich ein junges Pärchen. So genau kann ich es noch nicht sehen.“
Henry hieb mit seinem Gewehr, das er sich unter den Arm geklemmt hatte, wütend auf einen Baumstamm ein.
“Mein Gott, das ist doch zum Verzweifeln. Wochenlang sehen wir keine Menschenseele, und dann kommen ausgerechnet zwei hier vorbei, wenn solche Verbrecher am Ufer lagern.“
Wollner hatte richtig gesehen. Jochen und Gertraud Taler hatten in der Nacht von der gegenüberliegenden Uferseite aus das riesige Feuer entdeckt. In der Hoffnung, Menschen zu finden, denen sie sich anschließen konnten, waren sie sofort losmarschiert und dem mörderischen Stoßtrupp Sahms genau in die Hände gelaufen.
Die Viererbande fesselte die beiden und band sie an Bäume, die am Ufer standen und deutlich von der Insel aus zu sehen waren. Dann trat der Gruppenführer an den Uferrand.
“He, Ihr da drüben. Könnt Ihr sehen, was wir hier Schönes haben? Hier sind zwei Vögelchen an die Bäume gebunden, die uns zugeflogen sind.“
Die anderen Männer lachten grölend über den vermeintlichen Witz, den ihr Führer gerissen hatte.
“Ihr habt jetzt noch genau eine halbe Stunde Zeit, Eure Frauen an uns auszuliefern. Wenn sie bis
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