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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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Verfügung als wir. Im Moment haben wir auch noch genügend Jod. Andere septische Mittel sind leider nicht mehr verfügbar. Ebenso können wir leichtere Herz-Kreislauferkrankungen weiter behandeln. Und selbstverständlich werden wir demolierte Knochen genauso zusammenflicken, wie man das von uns gewohnt ist. Zwar nur noch mit dem alt hergebrachten Gips, aber der ist in ausreichender Menge vorhanden.“
     
    “Herr Vulpius.“ Breuer erhob sich. “Läuft die Entwicklung so weiter, wie in den vergangenen Wochen, ist der Tag abzusehen, an dem wir überhaupt keine Medikamente mehr haben. Gut, Äther erfordert zur Herstellung, soweit ich mich erinnern kann, keinen elektrischen Strom. Doch die Firmen sind auf die riesigen Mengen von Äther, die jetzt benötigt werden, nicht eingerichtet. Das heißt, uns wird auch irgendwann in absehbarer Zeit dieses Narkotikum ausgehen. Wie wollen wir künftig noch weitermachen? Operationen sind dann ausgeschlossen, es sei denn, wir hauen den Menschen mit dem Holzhammer auf den Kopf und machen sie auf diese Weise bewusstlos.“
     
    Vulpius sah ihn wegen seiner letzten Äußerung leicht indigniert an, räusperte sich, holte ein Taschentuch aus der Hosentasche, wischte sich damit über die Nase und legte anschließend das Taschentuch wieder fein säuberlich zusammen. Vermutlich wollte er damit für eine passende Antwort Zeit gewinnen.
     
    “Ich hatte gehofft, dass keiner von Ihnen diese Schlüsse zieht und vor allem diese Frage stellt. Nun, da sie gestellt ist, hat es auch keinen Sinn, Ihnen etwas vorzuschwindeln. Sie haben vollkommen recht, Breuer. Irgendwann, und ich befürchte, dies wird schon bald der Fall sein, werden wir nichts Größeres behandeln können. Wir werden keine Medikamente mehr haben und auch nicht genügend Äther. Unsere Instrumente kochen wir heute bereits über dem offenen Feuer in Tiegeln aus. Ein Zustand wie im Mittelalter. Nur, dass man im Mittelalter noch nicht unsere Erkenntnisse hatte. Ein kleiner Vorteil, der für uns spricht, aber lediglich ein ganz kleiner. Ich gehe auch davon aus, dass die Zahl unserer Mitarbeiter weiter sinken wird. Das bedeutet neben dem Mangel an Medikamenten werden wir unter dem zunehmenden Mangel an Personal leiden. Wie es anschließend weitergeht, haben sie gefragt? Nun, ich werde es ihnen sagen: So lange wir können, machen wir weiter, und wenn wir nicht mehr können.... Ich sehe keine andere Wahl, dann müssen wir schließen. Wann das sein wird, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Lange wird sich das nicht mehr hinauszögern lassen.“
     
    Einige der Anwesenden sahen betreten drein, die anderen nickten zu- stimmend. Breuer ahnte schon lange, dass der Tag nicht mehr fern sein konnte, an dem nicht nur dieses, sondern alle Krankenhäuser schließen würden. Das Ende der Behandlung neuer Cholerapatienten war lediglich der Anfang.
     
    “Es kommt noch etwas hinzu, meine Herren. Bis auf die Operationslampen geht überall noch die Beleuchtung. Weshalb die gewöhnliche Beleuchtung noch intakt ist, aber ausgerechnet die Operationslampen nicht – fragen sie mich nicht. Haben Sie sich schon einmal überlegt, was geschieht, wenn wir gar kein elektrisches Licht mehr haben? Bereits jetzt kochen viele Menschen mit Holz, Kohle und Gas. Wenn tatsächlich das Licht versagen sollte, werden viele Menschen mit Campinggas Lampen versorgen. Lampen, die wir benötigen würden und die uns dann fehlen, um weiter Kranke behandeln zu können. Oder glauben sie, die Menschen werden uns ihre Gaslampen zur Verfügung stellen? Wir würden sicherlich sehr schnell im Dunkeln sitzen und nachts wäre weder an eine Versor- gung noch an eine Behandlung von Patienten zu denken. Abgesehen davon ist es mehr als fraglich, ob es in wenigen Wochen oder auch viel- leicht nur Tagen überhaupt noch Campinggas gibt. Also bereiten Sie sich auf schwerste Zeiten vor. Das wär‘s, meine Herren.“
     
    Damit brach Vulpius abrupt die Besprechung ab und verschwand. Auch die anwesenden Ärzte gingen auseinander, ohne dass einer mit dem anderen noch ein Wort wechselte. Breuer blieb allein im Besprechungs- zimmer zurück. Ihm war völlig klar, dass die Tage des Krankenhauses und aller anderen Krankenhäuser gezählt waren. Die noch vorhandenen Medikamente würden sehr bald zur Neige gehen, wenn der elektrische Strom nicht in den nächsten Tagen zurückkehren würde und die Produktion wieder aufgenommen werden könnte. Und damit war nicht zu rechnen.
     
    Die Choleraepidemie

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