Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
würde ohne Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten zu einem ungeahnten Ausmaß an Todesfällen führen. Es fehlte ganz einfach an Möglichkeiten, die Zehntausende von Toten schnell zu beseitigen. Und so lange sie nicht schnell zu beseitigen waren, gäbe es mit Sicherheit auch keine Möglichkeit die Epidemie einzudämmen. Hinzu kamen die mittlerweile riesigen Mengen an Müll, die sich überall in den Straßen türmten und nicht mehr entsorgt werden konnten. Sie hatten nicht nur Anteil an dem explosionsartigen Anwachsen der Ratten-population, sondern gewiss auch an der immensen Ausbreitung der Cholera auf der ganzen Welt. Breuer vermutete, dass in spätestens zwei Wochen Millionen von Menschen in Deutschland dieser Krankheit erliegen würden. Millionen, die wieder nicht beerdigt werden konnten und auf diese Weise zur Ausbreitung weiterer Krankheiten beitragen müssten. Die Menschheit, dessen war er sich sicher, hätte sich weltweit in den nächsten Wochen so dezimiert, wie es keiner der großen Kriege geschafft hatte. Es wurde allmählich Zeit, an sich und seine eigene Familie zu denken.
“Entschuldigung, Doktor, auf Station 4 haben sie Probleme mit einem Patienten und bitten, ob Sie nicht einmal einen Blick darauf werfen könnten.“
Einer der Assistenzärzte von Breuer stand zögerlich in der Türe.
“Was für Probleme haben sie denn? Was für Probleme außer Cholera gibt es denn noch?“
“Es ist nicht die Cholera. Der Patient wurde vor drei Tagen mit Symptomen einer Lungenentzündung eingeliefert und auch dementsprechend behandelt. Aber sein Zustand wird trotzdem immer schlechter.“
“Wie wurde er behandelt?“
“Mit Penicillin und anderen Antibiotika, die wir noch haben, aber nichts schlägt an.“
“Gut, ich komme und sehe mal nach.“
Breuer folgte müde seinem Assistenten durch die Gänge des Krankenhauses. Nie zuvor waren ihm diese Gänge so lang und trostlos vorgekommen. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie das Zimmer des Patienten erreichten, obwohl es nur ein Stockwerk höher lag. Der Mann machte wirklich einen erbärmlichen Eindruck und schien dem Tod näher zu sein, als dem Leben. Sein Blick war völlig apathisch, die Haut war leicht eingefallen und er atmete schwer und röchelnd.
“Wurde eine Blutprobe entnommen?“
Der behandelnde Kollege reagierte leicht beleidigt.
“Natürlich haben wir eine Blutprobe gemacht. Deshalb haben wir ihn auch auf Lungenentzündung behandelt. Es steht außer Zweifel, dass in seinem Körper ein entzündlicher Prozess abläuft. Das zeigen die Werte ganz deutlich.“
Breuer nahm das Stethoskop zur Hand und hörte seine Lunge ab. Die Geräusche, die er zu hören bekam, deuteten in der Tat auf eine Lungenentzündung hin. Und trotzdem gefiel ihm irgendetwas nicht. Er konnte das zwar nicht rational begründen, doch irgendetwas stimmte hier nicht, Es war eher ein Gefühl, der siebte Sinn des Arztes, der ihm sagte, dass hier noch mehr als nur eine Lungenentzündung vorhanden war.
“Bitte veranlassen Sie nochmals eine Blutprobe und legen sie mir das Ergebnis gleich vor. Und gleich heißt: in der nächsten Stunde und nicht erst morgen. Ich bin in meinem Zimmer und warte.“
Breuer hatte einen fürchterlichen Verdacht und wenn sich dieser bewahrheiten sollte, gab es für die Menschheit, zumindest für deren größten Teil, keine Rettung mehr. Breuer erhielt die Ergebnisse des Bluttests bereits nach 45 Minuten. Er konnte nichts Signifikantes feststellen, bis auf die bereits diagnostizierte Entzündung. Sein Verdacht war also unbegründet gewesen. Dennoch fand er es eigentümlich, dass der Patient auf keines der verabreichten Antibiotika reagierte.
In den nächsten Tagen wurden von seinen Kollegen die unterschiedlichsten Diagnosen gestellt, währenddessen sich der Zustand des Patienten Baumann immer weiter verschlechterte. Lungeninfarkt mutmaßten die einen, Lungenkrebs die anderen. Richtig untersuchen konnte man nichts mehr, weil einfach die Handhabe dazu fehlte. Und behandeln konnte man keine der vermuteten Krankheiten, da es hierfür schon längst keine Prä-parate mehr gab. Eine Woche, nachdem man Breuer zu Hilfe gerufen hatte, starb Baumann, ohne dass er das Geheimnis seiner Krankheit preisgegeben hatte.
Heinz Breuer war an diesem Tag mehr als beunruhigt, denn es war sehr selten, dass ihm die Ursache einer Krankheit verborgen blieb. Und wenn das tatsächlich einmal der Fall war, bohrte er so
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