Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
in der Theorie war, es fehlte ihm an der praktischen Beweisführung.
Der vage Verdacht, dass Elektroviren ihr hinterhältiges Wirken begonnen hatten, kam ihm gleich am ersten Tag der unerklärbaren Stromausfälle. Als dann zunächst der Komet dafür verantwortlich gemacht wurde, war für ihn dieser Vermutung erst einmal ausgeräumt, da er zumindest eine Möglichkeit sein konnte, die in Betracht zu ziehen war, so lange nicht das Gegenteil bewiesen werden konnte. Doch das Gegenteil stellte sich ja schnell heraus. Drei Tage, nachdem der Komet den größten Annäherungspunkt an die Erde verlassen hatte, war sich Kerler sicher, dass die Ursache für das plötzliche und weltweite Stromversagen in Elektroviren zu suchen sei. Seit diesem Tag arbeitete er wie ein Verrückter daran, um seine Theorie über intelligente Elektroviren nachweisen zu können.
In seinem Labor im Max-Planck-lnstitut konstruierte er einen faradayischen Käfig, der von einem Behälter umschlossen wurde, in dem er ein Vakuum erzeugen konnte. Ein faradayischer Käfig also in einem luftleeren und absolut hermetisch abgeriegelten Raum. Damit experimentierte er in jeder freien Minute. Doch so sehr er sich auch in seine Arbeit hineinsteigerte, er kam einfach zu keiner Erklärung. Tag und Nacht ver- brachte er abwechselnd in seinem dienstlichen und seinem privaten Labor, ohne einem Nachweis auch nur eine Spur näher gekommen zu sein, was natürlich durch die mittlerweile nicht mehr oder kaum mehr existente Stromversorgung zusätzlich erschwert wurde. Als er eines nachts von Kopfschmerzen geplagt nach dem Röhrchen mit den Schmerztabletten griff und dieses auf den Fußboden fiel, so dass alle Tabletten kreuz und quer durch die Gegend rollten, kam ihm plötzlich die Erleuchtung.
Genau das war sein Fehler gewesen. Er betrachtete das Tablettenröhrchen als hätte er eben ein Juwel entdeckt. Verdammt! Warum war er nicht eher darauf gekommen? Die ganze Zeit hatte er mit Batterien experimentiert, die aus dem Elektrohandel oder aus Kaufhäusern stammten. Batterien also, die verseucht sein mussten, wenn seine Theorie der Elektroviren stimmen sollte. Batterien, in denen die Elektroviren herumpurzelten, wie die Tabletten in dem kleinen Behältnis, das ihm gerade ungeschickterweise auf den Boden gefallen war. Wie würde es sich aber mit Batterien verhalten, die er sich selbst aus Aluminiumröhrchen bauen würde und die nicht aus der Serienproduktion stammten, aus der gewöhnlich alle Batterien kommen, die käuflich zu erwerben sind?
In wenigen Stunden hatte er einfache Batterien konstruiert, wobei er peinlich darauf achtete, Materialien zu verwenden, die vorher weder mit einer Stromquelle in Berührung gekommen waren, noch aus einer Produktion stammten, bei denen das Endprodukt mit elektrischer Energie direkten Kontakt gehabt hatte. Als Behälter verwendete er Aluminiumröhrchen, von denen in seinem Labor genügend vorhanden waren. Als er die erste Batterie in den faradayischen Käfig einbrachte, zitterten seine Hände. An die Batterie angeschlossen war ein kleiner Elektromotor, der sofort munter zu surren anfing, als er den Schalter auf die Position “Ein“ schob. Kerler war so fasziniert, dass er sich erst einmal auf den alten wackeligen Stuhl neben seinem Labortisch setzte und zehn Minuten gebannt auf die schmale Kunststoffachse des Motors starrte, die sich in wilden Umdrehungen bewegte. Absichtlich hatte er kein Lämpchen angeschlossen, da das elektrische Licht ohnehin noch weit gehend funktionierte und dadurch für seine Experimente ungeeignet gewesen wäre.
“Soweit der erste Schritt“, murmelte er. “Der Motor läuft. Mal sehen, ob er noch läuft, wenn ich eine normale Kaufhausbatterie anschließe.“
Franz Kerler tauschte seine Eigenbaubatterie gegen eine Batterie aus der industriellen Produktion aus und wiederholte den Versuch. Nichts rührte sich. Der Motor blieb stumm und die kleine Kunststoffachse drehte sich keinen Millimeter. Er schloss eine zweite und dritte Serienbatterie an, um ganz sicher zu gehen, aber der Motor zeigte keinerlei Funktion.
“So, und nun zum Beweis.“
Er hatte wirklich Mühe, eine neue und unbenutzte Eigenbaubatterie anzuschließen, so nervös war er. Zweimal fiel ihm der kleine Stromerzeuger aus der Hand, bevor es ihm endlich gelang, ihn so in die Halterung einzubringen, dass der Stromkreis geschlossen war. Der Motor, der mit seiner ersten Eigenbaubatterie reibungslos gelaufen war, gab jetzt
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