Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
Krankenhaus. Es sollte das letzte Mal in seinem Leben sein.
9. Die Studien des Franz Kerler
Franz Kerler saß zu Hause vor seinen Instrumenten und grübelte. Nein, er grübelte nicht, er resignierte. Er resignierte, weil er zum Schluss gekommen war, dass der Menschheit durch nichts mehr geholfen werden konnte. Wie eine moderne Sintflut war es. Eine moderne Sintflut war über die Menschen hereingebrochen. Zwar nicht im wahrsten Sinne des Wortes, aber in der Wirkung ganz genauso. Sie hatten es nur noch nicht begriffen.
Kerler war Physiker am Max-Planck-Institut in München. Schon während seines Studiums hatte er sich der Erforschung von Computerviren gewidmet und seine Diplomarbeit über dieses Thema hatte ihm letztlich auch den Job im Institut gebracht. Seine weiteren Studien über Computerviren hätten ihm aber auch fast den Job gekostet.
Damals war sein Hauptarbeitsgebiet die Erforschung der Entstehung und Vervielfältigung von Computerviren sowie die Möglichkeiten der vorbeugenden Maßnahmen. Ihm ging es aber dabei ging es nicht um die Viren, die von irgendwelchen Idioten absichtlich ins Netz geschleust wurden, sondern um Viren, die sich von selbst entwickelten. Abstrakt und unvorstellbar, doch seiner Meinung nach schon lange eine verborgene und noch nicht entdeckte Realität. Vor einigen Jahren hatte er aufgrund seiner Untersuchungen eine Studie veröffentlicht. Darin beschrieb er, dass Computerviren durchaus in der Lage seien, eine eigene Intelligenz zu entwickeln, die wir dann nicht mehr steuern und beeinflussen könnten. Obwohl er hunderte von Beweisen für diese Theorie anführte, wurde seine Studie weltweit in Fachkreisen belächelt. Der Grund dafür war, dass Kerler, nach Meinung vieler Wissenschaftler, die Viren vermenschlicht und ihnen eine Intelligenz zuerkannt hatte, die lediglich dem homo sapiens zustand. Seit dieser Studie war Kerler überall als der “Irre von München“ abgestempelt. Die Richtigkeit seiner Theorien hatte niemals jemand untersucht. Mit solch einem vermeintlichen Unsinn wollte man sich gar nicht erst beschäftigen. Er war damals tief betroffen, hatte frustriert seine Erforschungen zu dieser Materie offiziell eingestellt und sich anderen Projekten zugewandt, zumal man ihm die sofortige Entlassung angedroht hatte, sollte er sich fortan mit dieser Angelegenheit befassen.
So sehr er sich auch bemühte, sich von weiteren Untersuchungen über selbst produzierende Computerviren fernzuhalten, die Thematik zu diesem Problem ließ ihn einfach nicht mehr los. Wenige Wochen nach dem Debakel, das er mit der Veröffentlichung seiner Studienergebnisse ausgelöst hatte, richtete er sich im Keller seines Hauses ein privates physikalisches Labor ein und setzte seine Studien heimlich fort. Tausende von Mark investierte er in seine Einrichtungen und alle Ersparnisse wurden aufgebraucht. Und je mehr er investierte, desto besessener wurde er. Alle Ergebnisse, die er gefunden hatte, wurden experimentell von ihm wieder und wieder durchgespielt, um Sicherheit über seine Aussagen zu erhalten. Letztes Jahr war Franz Kerler zu hundert Prozent sicher, dass die Ergebnisse seiner Untersuchungen jedem Test standhielten und bis ins Detail bestätigt werden konnten. Computerviren waren durchaus und jeder Zeit in der Lage, eine nicht mehr berechenbare Intelligenz zu entwickeln. Er wagte es aber nicht, nochmals mit diesem Ergebnis an die Öffentlichkeit zu treten. Seine Erforschungen ließen ihm jedoch keine Ruhe. Angespornt und bestätigt durch die ermittelten Ergebnisse, dehnte er seine Untersuchun- gen auf das gesamte Gebiet der Elektrik aus. Schon sehr bald war er überzeugt: Viren können die komplette Stromversorgung, gleichgültig ob diese über das öffentliche Stromnetz oder über Batterien gesteuert wird, beeinflussen. Und zwar so, dass niemand mehr die Möglichkeit hat, dagegen einzuschreiten, geschweige denn diesen Vorgang rückgängig zu machen. Ein solcher Fall war zwar bis zu dem Zeitpunkt seiner Erkenntnisse noch nicht eingetreten oder zumindest noch nicht bekannt, er stellte sich aber die Frage, was geschehen würde, wenn “Elektroviren“, wie er sie nannte, ähnlich wie die Computerviren, eine eigene Intelligenz entwickeln und die gesamte Stromversorgung befallen würden. Kerler experimentierte Wochen, Monate, Jahre und war sich ganz sicher: eines Tages würden die Elektroviren zuschlagen, und niemand auf der Erde hätte dann eine Erklärung dafür. So sicher er sich auch
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