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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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sich als ein regelrechter Segen, da viele der eingezeichneten Bauernhöfe tatsächlich nur wenigen Menschen bekannt waren, und sie dadurch kaum Probleme hatten, ihren Tauschhandel erfolgreich zu gestalten. Alles lief bestens, bis die Cholera in München ausbrach. Es war an dem Abend, an dem Anette von gerade erhamstertem Fleisch Schnitzel zubereitete. Noch bevor Bernd zu Messer und Gabel greifen konnte, setzte bei ihm der erste Magenkrampf ein. Zwei Stunden später klagte er über heftige Unterleibsschmerzen, und hohes Fieber sowie Schüttelfrost holten ihn regelrecht von den Beinen. Was beide zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Bernd war eines der ersten Cholerainfizierten in München. Die Krankheit selbst stellte erst Anettes Hausarzt fest, den sie am nächsten Tag gerufen hatte, da sich sein Zustand immer mehr verschlechterte. Bernd wurde ins Krankenhaus eingeliefert, wo er einen Tag später das Bewusstsein verlor. Ein Kampf auf Leben und Tod begann. Anette war verzweifelt.
    Mein Gott, nicht schon wieder. Nicht schon wieder einen Menschen nehmen, den ich liebe. Obwohl zu jenem Zeitpunkt in den Krankenhäusern zur Behandlung dieser Krankheit noch genügend Medikamente vorhanden waren, verschlimmerte sich Bernds Zustand immer weiter.
     
    “Seine allgemeine Abwehrkraft scheint stark gemindert“, meinte einer der behandelnden Ärzte. “Entweder hat er in der jüngsten Vergangenheit eine ernstere Krankheit durchgemacht oder er ist seelisch einfach fertig. Auch das kann die körpereigenen Abwehrkräfte drastisch reduzieren.“
     
    Anette kannte sehr wohl den Grund, sah aber keine Veranlassung, dies dem Arzt mitzuteilen.
     
    “Welche Chancen hat er, zu überleben?“, wollte sie wissen.
     
    “Die Chancen können wir auch nicht beurteilen. Medizinisch haben wir alles getan. Jetzt ist sein Körper gefragt. Er muss darauf einfach ansprechen.“
     
    Obwohl Anette ausschließlich durch eine große Fensterscheibe den Blickkontakt zu Bernd herstellen konnte, da er in einem Raum der hermetisch abgeriegelten Quarantänestation unterbracht war, besuchte sie ihn jeden Tag. Doch auch der Blickkontakt war lediglich einseitig, da Bernd immer noch ohne Besinnung war und künstlich ernährt wurde. Die Ärzte hatten mittlerweile jede Hoffnung aufgegeben.
     
    “Sein Zustand verbessert sich kein bisschen. Er verschlechtert sich zwar auch kaum, doch solange er nicht das Bewusstsein wiedererlangt, besteht keine Hoffnung. Und er ist nun schon drei Tage im Koma. Sie müssen sich mit dem Schlimmsten vertraut machen.“
     
    Anette reagierte gar nicht auf diese Äußerung.
     
    “Kann er trotz seiner Besinnungslosigkeit Laute wahrnehmen?“, wollte sie wissen.
     
    “Das können wir nicht sagen. Möglich ist das schon.“
     
    "Dann bitte ich Sie, mich zu ihm zu lassen. Ich möchte mit ihm sprechen. Ich bin gegen Cholera geimpft, wie Sie wissen. Mir kann also nichts passieren.“
     
    Der Arzt schüttelte abweisend mit dem Kopf.
     
    “Ich kann Sie nicht zu ihm lassen. Das ist uns strengstens untersagt.“
     
    “Ist es Ihnen auch strengstens untersagt, jede mögliche Hilfe anzunehmen, die einen vom Tode bedrohten Patienten retten könnte?“
     
    “Selbstverständlich ist uns das nicht verboten, aber Sie glauben doch nicht wirklich, dass Sie ihn retten können? Wodurch denn auch?“
     
    “Im medizinischen Sinne retten kann ich ihn mit Sicherheit nicht, da haben Sie recht. Doch gibt es noch außerhalb der Medizin Dinge, die zur Heilung von Krankheiten beitragen können.“
     
    “Ich verstehe, was Sie meinen. Die Psyche des Menschen ist unergründlich. Und wer die tiefen Schichten der Psyche erreicht, kann in der Tat oft mehr heilen, als jede Medizin. Gut, versuchen Sie Ihr Glück, aber mehr als zehn Minuten kann ich Ihnen nicht geben. Wenn einer der anderen Ärzte herausbekommt, dass ich Sie in das Zimmer eingelassen habe, bekomme ich einen Ärger, der mich meinen Job kosten kann.“
     
    Anette seufzte erleichtert auf und drückte dem Arzt die Hand.
     
    “Ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen vielmals.“
     
    Sie öffnete die doppelwandige Schleusentüre zu Bernds Krankenzimmer und setzte sich neben ihn aufs Bett. Dann beugte sie sich zu ihm hinab und gab ihm einen Kuss auf die ausgetrockneten Lippen.
     
    “Bernd, ich bin es, Anette. Es wird Zeit, wieder aufzuwachen, Faulpelz. Wenn du meinst, dich hier ewig auszuschlafen und mich alleine zu lassen, bist Du an die Falsche geraten. Hast Du vergessen, dass wir vereinbart

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