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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war mehr Glück als Geschick, dass wir die Empire Studios fanden. Eigentlich konnte man sie nicht verfehlen. Auf zwei Torpfosten standen zwei vier Meter hohe Schäferhunde aus dem Film Fred .
    Ich kurbelte das Fenster runter und gab dem Mann mit dem Klemmbrett unsere Namen, und der hakte sie auf der Liste ab. »Willkommen bei den Empire Studios.«
    »Hübsche Hunde«, sagte ich mit einem Nicken in Richtung der Freds.
    »Ach ja?« Der Mann lachte. »Nur, der Typ, der sie gemacht hat, hatte was gegen das Studio, und wenn es regnet, sieht es aus, als würden sie pinkeln.« Dann winkte er uns fröhlich durch.
    Die Empire Studios waren ganz anders als Hothouse. Bei Hothouse war alles aus Stahl und Glas gewesen, während es hier so aussah, als stammten die Gebäude aus den dreißiger Jahren: Reihen schlichter, weißer, zweistöckiger Bauten. Ich fühlte mich an eine Ferienhaussiedlung erinnert.
    Das bedeutete jedoch nicht, dass Empire weniger erfolgreich war als Hothouse, es existierte nur schon länger. Und in der Rezeption waren die Wände gepflastert mit Plakaten von ultra-erfolgreichen Filmen, so wie bei Hothouse auch. Der Unterschied war nur der, dass es diesmal kein Gefühl der Erregung in mir auslöste. Alles fühlte sich wie fauler Zauber an, und diesmal zitterten mir die Knie nicht, wie damals, vor Aufregung, sondern vor Angst.
    »Setzen Sie sich«, sagte das Mädchen in der Rezeption, das die üblichen Kriterien für Schönheit erfüllte.
    »Geht es einigermaßen?«, fragte ich Emily, als wir uns setzten.
    »Ja, aber es fühlt sich an, als würde ich träumen.«
    »Versuch, wach zu bleiben«, bat ich sie verzweifelt.
    »Ich versuch’s.«
    Wenige Minuten später kam die Assistentin von Larry Savage auf uns zu, eine sympathisch aussehende junge Frau namens Michelle.
    »Ich mochte Ihr Drehbuch«, sagte sie überschwänglich. »Wirklich sehr.«
    Nur mit Mühe unterdrückte ich den Drang, verächtlich die Lippen zu kräuseln.
    »Wenn Sie bitte mit mir kommen wollen«, sagte sie und führte uns durch die Hitze zu Larry Savages Chalet.
    Im Club House hatte ich Larry Savage einmal, ganz kurz, gesehen, und er war so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: der austauschbare Hollywood-Studio-Leiter, komplett mit Sonnenbräune, blendenden Zähnen, gut geschnittenem leichtem Anzug, und – zweifellos – der Fähigkeit, jede Menge überzeugender Sprechblasen abzulassen. Ich hatte mir sehr schnell eine ziemlich zynische Einstellung zugelegt.
    Er telefonierte gerade, als wir in sein Büro geführt wurden. »Das geht mir doch am Arsch vorbei«, schrie er in die Muschel. »Wir haben es bis zum Erbrechen fürs Kino getestet, und wenn es nicht läuft, kommt es gleich in den Video-Vertrieb.« Nach einer Sprechpause brüllte er: »Und Sie mich!« Dann warf er den Hörer auf die Gabel und wandte sich Emily und mir zu. »Schauspieler«, sagte er mit einem betrübten Lächeln.
    »Oh, ja«, sagte ich und verdrehte die Augen, um mich einzuschmeicheln, dann stellte ich uns vor.
    »Gut, ich habe Ihr Drehbuch gelesen«, fing er an.
    Ich wollte schon den Arm schützend vor mein Gesicht legen, um den Schwall erlogener Komplimente abzuwehren – witzig, scharf, fantastische Dialoge –, hatten wir das nicht schon alles gehört?
    »Ich fand es grässlich!«, erklärte Larry Savage.
    Darauf war ich nun nicht gefasst gewesen. Aber vielleicht würde er gleich sagen: »Ich fand es so grässlich, dass ich Ihnen drei Millionen dafür geben will.«
    Leider kam das nicht.
    »Ich fand es grässlich«, bekräftigte Larry noch einmal. »Ich persönlich, ich mag Tiere!«
    »Das haben wir gehört!«, sagte Emily mit undeutlicher Stimme neben mir.
    Ich kniff ihr in den Arm.
    »Fred, Babe und Beethoven , na, das war ein toller Film …«, sagte Larry mit einem bedauernden Seufzen. »Aber das Studio will was Smartes.« Er knallte das Drehbuch auf den Schreibtisch vor sich. »Und das hier ist was Smartes.« Er klang ganz niedergedrückt. »Es ist schnell und witzig und pfiffig. Aber ich habe eine Idee – lassen Sie mich aussprechen!«
    Wir nickten – nicht, dass wir hätten verhindern können, dass er sich aussprach.
    »Die Mädels in dem Film sind auf der Flucht. Und jetzt dies: Ihr Hund versteckt sich im Kofferraum des Autos, sie entdecken ihn, aber es ist zu spät, um ihn zurückzubringen, und eigentlich sind sie sehr glücklich. Und der Hund rettet sie, wenn die Ranger kommen. Sie verstehen, er zieht ihnen die Decken weg und weckt sie.« Plötzlich

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