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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Hysterie kroch in mir hoch, als ich die Lage schilderte.
    Zum Glück begriff Conchita sofort, wie Hollywood funktionierte. »Der Mann findet raus, der andere hat nein gesagt, dann ist er nicht glücklich!« Sie zerrte Emily vom Bett.
    »Emily, du musst dir den Finger in den Hals stecken« sagte ich eindringlich.
    »Hhu?«
    »Steck dir einen Finger in den Hals und übergib dich! Du musst die Tabletten auskotzen.«
    So benommen sie auch war, sah sie mich dennoch angewidert an.
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Aber eine verzweifelte Situation erfordert verzweifelte Maßnahmen.«
    Conchita und ich packten sie unter den Armen und schleppten sie ins Badezimmer, aber obwohl Emily erstaunliche Würgegeräusche hervorbrachte, kamen die Tabletten nicht wieder raus.
    »Nichts für mich, Bulimie«, sagte sie und ließ sich an die Toilettenschüssel sinken; auf ihrer Stirn standen Schweißperlen von der Anstrengung.
    »Noch einmal«, feuerte ich sie an. »Versuch’s noch einmal.«
    »Gut.«
    Doch obwohl sie sich so sehr bemühte, dass ihr Gesicht vor Anstrengung rot anlief und ihr die Tränen kamen, hatte sie keinen Erfolg. Was sollte ich mit ihr tun? Conchita jedoch wusste Rat.
    »Emily, unter die Dusche! Und du« – sie zeigte auf mich – »mach starken Kaffee. Sehr stark!«
    Nachdem Emily geduscht hatte, zogen wir sie an und versuchten, ihr die Haare zu kämmen.
    »Du siehst gut aus«, sagte Conchita aufmunternd.
    Emily schüttelte den Kopf und sagte traurig: »Alles ist verkehrt.«
    »Was denn?«
    »Mein teures Kostüm ist in der Reinigung, ich war nicht bei meinem Reiki, und meine Haare sind eine Jackson-Five-Spezialausgabe.«
    »Macht nix«, sagte Conchita und zwang sie, eine Tasse pechschwarzen Kaffee zu trinken. »Du hast eine Präsentation, Lady!«
    Als wir fertig waren, zog Conchita eine Flasche mit Weihwasser hervor und besprengte uns großzügig damit.
    Ein Tropfen landete mitten auf Emilys Gesicht, und sie sah mich verwirrt an und fragte: »Maggie, passiert das wirklich, oder träume ich?«
    »Es passiert wirklich«, sagte ich grimmig und führte sie zu meinem Auto; ich hatte keine Ahnung, wie ich zum Valley kommen sollte.
    Die Fahrt war schrecklich. Mein Herz klopfte heftig gegen meine Rippen, und ich bekam kaum Luft – es gibt nichts Furchterregenderes als einen Freeway in L.A., wenn man den Weg nicht weiß, und um einen herum sind lauter Fahrspuren mit aggressiven Autofahrern. Mein rechter Arm juckte und wollte gekratzt werden, aber dazu hätte ich beide Hände vom Steuer nehmen müssen, also musste ich mich damit bescheiden, ihn am Steuerrad zu reiben – kaum die gleiche Wirkung. Dazu kam noch, dass ich versuchte, mit Emily ihre Präsentation zu üben.
    »Die Kamera fährt über ein Brustpaar …«
    »Gut«, ermutigte sich sie, »weiter.« Vor uns sah ich eine Ausfahrt und suchte angestrengt nach Schildern. »Fahren wir hier ab?« Und wie sollte ich quer über drei Spuren in die äußerste Spur wechseln?
    Bis ich festgestellt hatte, dass dies nicht unsere Ausfahrt war, hatte Emily sich in Schweigen gehüllt. Ich wandte meinen Blick gerade lang genug vom Verkehr ab, um zu bemerken, dass ihr Kinn auf der Brust lag und eine dünne Spur Speichel im Begriff war, auf ihr zweitbestes Kostüm zu tropfen. Himmel! Das fehlte jetzt noch. Dass sie mitten in der Präsentation einschlief.
    Ich rüttelte sie und bettelte: »Trink einen Schluck Jolt, versuch, wach zu bleiben. Bitte!«
    »Oh, Maggie«, jammerte sie, »das ist ein Albtraum.«
    Ich hatte riesiges Mitleid mit ihr, denn sie wusste sehr wohl, wie ernst die Situation war, konnte sich aber nicht kontrollieren.
    »Ich schaff das nicht«, sagte sie.
    »Doch, du schaffst das.«
    »Ich schaff es nicht«, beharrte sie. Einen Moment sagte sie nichts, und ich wusste, was als Nächstes kommen würde. »Machst du es?«, fragte sie.
    »Was? Die Präsentation?«
    »Ja.«
    Was sollte ich erwidern? Mit furchtbarer Resignation sagte ich: »Dann musst du mir die Details noch einmal erklären.«
    Jetzt versuchte ich also, mir die Präsentation ins Gedächtnis
zu rufen und mich gleichzeitig auf den Verkehr zu konzentrieren. Meine Handflächen waren so nass, dass ich das Steuerrad nicht richtig halten konnte, und ich bekam immer noch keine Luft.
    Irgendwann ist der Tag vorbei, so sprach ich mir Mut zu. Irgendwann in der Zukunft ist dieser schreckliche Tag vorbei. Dann änderte ich es ab in: Irgendwann bin ich tot und habe meinen Frieden und all dies ist dann ohne Bedeutung.
    Es

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