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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mich immer noch nicht angerufen hatte. Es sei denn, er hatte angerufen, während ich die Muffins geholt hatte, aber jetzt war der denkbar schlechteste Zeitpunkt, danach zu fragen …
    »Vielleicht du möchtest schlafen?«, fragte Conchita, und Emily nickte gehorsam.
    »Vier Xanax, schläft bis Mittwoch«, erklärte Conchita mir.
    Ich wollte schon gerade um vier Tabletten für mich bitten, als das Telefon klingelte. Mein erster Gedanke war Troy, aber als ich abnahm, war es eine Frauenstimme, die sagte: »David Crowe möchte Emily O’Keeffe sprechen.«
    »Sie ist im Moment verhindert.« Damit beschäftigt, einen Nervenzusammenbruch zu haben. »Ich bin ihre Assistentin, kann ich eine Nachricht für sie entgegennehmen?«
    Aber die Frau hatte schon durchgestellt, und nach ein paarmal Klicken war Davids Stimme dran. »He, Emily!«, sagte er fröhlich.
    »Hier ist Maggie. Emily ist ein bisschen verzweifelt.«
    »Verstehe. Aber ich habe gute Nachrichten. Larry Savage von Empire sieht es sich an. Er möchte sie treffen.«
    »Das ist ja großartig. Wann?«
    »Jetzt sofort.«
    »Oh, das ist aber schade«, sagte ich bedauernd. »Sie kann jetzt nicht. Sie hat gerade vier Xanax genommen.«
    Eine Pause. Keine freundliche. »Jetzt hör mir mal zu«, sagte er, und alle Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. »Sie muss sich auf der Stelle in den Griff kriegen und zu den Empire Studios fahren. Wir können das Treffen unmöglich verlegen. Sie muss Larry heute treffen, bevor er rauskriegt, dass Hothouse es abgelehnt hat, mit oder ohne Xanax, verdammt. Gib ihr Kaffee oder Kokain von mir aus, aber sie muss fit sein. Und wenn sie es nicht fertig kriegt, dann gehst du. Ich habe mich hier ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.«
    Mein Mund war völlig ausgetrocknet, trocken wie ein Teppich. Was war in David Crowe, den charmanten jungen Herrn, gefahren? Er machte mir Angst, richtig Angst. Er klang regelrecht gefährlich, so unerbittlich.
    Und ich hatte begriffen, was hier auf dem Spiel stand. Mithilfe irgendwelcher machiavellistischer Manipulationen war es David gelungen, Larry Savage glauben zu machen, dass Mort Russell noch interessiert war. Solange Larry nicht wusste, dass Mort abgelehnt hatte, gab es also eine winzige Chance. Wenn Larry es herausfand, säße David in der Scheiße. Und Emilys letzte Chance wäre vertan.
    Die Präsentation musste also heute stattfinden.
    Ich warf einen Blick in Emilys Schlafzimmer. Sie lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, und Conchita strich ihr über die Stirn. Es hatte keinen Sinn, sie zu fragen, was wir tun sollten. Ich selbst hatte keine Vorstellung. Mir fiel Lara ein; sie könnte helfen, obwohl sie vollauf mit der bevorstehenden Premiere eines Films namens Die Tauben beschäftigt war. Und was war mit Troy?
    »Könnten wir ungefähr zwei Stunden haben?« Ich sah auf meine Uhr, es war zwanzig nach zehn. »Sagen wir bis Mittag?« In der Zeit könnten Lara oder Troy da sein, und die würden wissen, was zu tun war.
    »Nein. Ich gebe euch nicht mal fünf Minuten, verdammt«, bellte er mich an. »Die Uhr läuft, und Neuigkeiten verbreiten
sich in dieser Stadt rasend schnell. Heute morgen oder nie. Bis mittags ist alles gelaufen.«
    Verzweifelt versuchte ich, klar zu denken. Herr im Himmel! »Gut, also … was kannst du mir über Larry Savage sagen?«
    »Larry, Larry, Larry … was gibt es über ihn zu sagen?« Ich hörte ein Klicken, als würde David sich mit einem Kugelschreiber an die Zähne schlagen. »Na ja, es heißt, er treibt es mit Tieren. Aber, Mann, das ist nur ein Gerücht.«
    Ich verdrängte meinen aufkommenden Ärger und fragte: »Was weißt du über seine Laufbahn?«
    »Vor ein paar Jahren hat er Fred gemacht. Weißt du noch? Alter englischer Schäferhund, der einen Zirkus vor der Pleite bewahrt.«
    Ich erinnerte mich.
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Nein, ich war damals schon älter als fünf.«
    »Nett«, sagte David unfreundlich. »Dann erfinde was. Sag, du fandest ihn toll.«
    »Gut. Jetzt muss ich noch wissen, wie wir zu den Empire Studios kommen.«
    Gereizt gab David mir eine Wegbeschreibung, und falls ich die Sache doch zu gelassen betrachtete, sagte er am Schluss: »Das ist Emilys letzte Chance. Sieh zu, dass sie das nicht verpatzt.«
    »In Ordnung.« Mit klopfendem Herzen legte ich auf und hastete in Emilys Zimmer. Emily schwebte auf einer rosa Xanax-Wolke und wollte von all dem nichts wissen. »Ich geh morgen«, sagte sie schläfrig.
    »Morgen ist es zu spät.«

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