Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Lara und Emily ein Streit darüber ausbrach, wer den Wurm auf dem Flaschenboden haben durfte. (»Lasst das!«, fuhr ich zwischen die beiden, die von dem Gezerre
schon ganz erhitzt waren. »Die Flasche gehört Ethan. Er darf ihn haben.«)
    Dann gingen wir in unser Haus und schliefen tief und fest.

27
    A ls ich die Augen aufschlug, hantierte eine kaum mehr als ein Meter dreißig große Frau mit einem Staubtuch im Zimmer herum. Es musste Conchita sein.
    »Entschuldigung, ich wecke Sie«, sagte sie strahlend.
    »Ich war schon wach«, log ich und nahm meine Kleider.
    In der Küche zog Emily sich hastig die Sandalen an. »Hab doch glatt vergessen, Frühstück für Conchita zu besorgen, jetzt muss ich schnell zu Starbucks. Sie weigert sich, mit dem Badezimmer anzufangen, wenn wir ihr nicht einen Zuckerschub verpassen.«
    »Ich kann das machen«, bot ich an; es tat mir gut, aktiv zu sein.
    »Bist du dir sicher? Danke, das wäre nett. Aber nichts mit Banane oder Blaubeere drin, das isst sie nämlich nicht«, rief sie mir nach.
    Draußen entfaltete sich ein weiterer strahlender Tag, der auf uns wartete. Wenn man bedachte, dass es Montagmorgen war: die Welt war von triumphierendem gelbem Licht überflutet, und alles sah bildschön aus – die hübschen kleinen Häuser, die Rasenflächen in einem ebenmäßigen Braunton, die samtenen Blütenblätter der rosa Blumen.
    Bei Starbucks besorgte ich einen Schokoladen-Muffin für jede, obwohl ich genau wusste, was Emily mit ihrem machen würde: Sie würde ihn auf dem Teller zerkrümeln und dann erklären, sie sei satt. Auf dem Weg zurück kam ich an Rezas
Salon vorbei. Sie war drinnen damit beschäftigt, heftig an den Haaren einer Kundin zu zerren. Ich winkte ihr zu, und sie blitzte mich an. So sollte es sein! Gott war im Himmel, und auf der Welt war alles in Ordnung.
    Doch kaum hatte ich das Haus betreten, wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert war. Emily saß zitternd auf der Sofakante, und Conchita schwirrte um sie herum.
    »Sie haben es abgelehnt«, erklärte Emily.
    Im ersten Moment wusste ich nicht, wovon sie sprach.
    »Wer hat was abgelehnt?«
    »Mort Russell, Hothouse, hat mein Drehbuch abgelehnt. David hat gerade angerufen.«
    Vor Schreck blieb ich wie angewurzelt stehen. Sie konnten es nicht abgelehnt haben! Was war mit Julia Roberts und Cameron Diaz? Und mit den dreitausend Kinos? Es dauerte einen Moment, bis meine Hoffnung erlosch, bis ich verstand, dass all dies nicht geschehen würde. Diese verlogene Bande!
    Emily rang japsend nach Luft und zitterte am ganzen Körper, als weinte sie, aber ihre Augen waren trocken. »Was soll ich jetzt tun? Ich bin erledigt. Ich bin am Ende. Ich habe kein Geld, keinen Cent mehr. O nein, o nein, o nein!«
    Conchita zog eine kleine Flasche aus ihrer Schürzentasche und sagte: »Xanax. Macht ruhig.« Mit großen, einladenden Handbewegungen gab ich ihr zu verstehen, dass es dringend sei und sie das Mittel sofort verabreichen möge.
    »Kann ich zwei haben?«, fragte Emily.
    »Natürlich.«
    Aber als Conchita sich ein paar Pillen in die Hand schüttete, fuhr Emily dazwischen, und bevor ich genau mitbekam, was los war, hatte Emily sich vier Tabletten in den Mund gesteckt.
    »Tschuldigung«, murmelte sie, aber erst, als sie die Pillen runtergeschluckt hatte.
    Conchita und ich sahen uns an. Warum sollte sie nicht vier nehmen?
    Ich konnte es immer noch nicht glauben. »Sie waren doch so begeistert«, sagte ich. »Es klang, als wäre alles beschlossen.«
    »So machen sie es immer.«
    »Haben sie begründet, warum sie es abgelehnt haben?«
    »Sie haben erklärt, dass es nicht das ist, was sie im Moment suchen«, brachte Emily gequält hervor. »Aber was sie wirklich denken, weiß ich nicht. Wahrscheinlich fanden sie es einfach saumäßig.«
    »Schschsch«, tröstete Conchita, zog Emily an ihre Brust und strich ihr über das Haar.
    »Aber«, begann ich wieder, weil mir tausende von empörten Fragen durch den Kopf schossen, doch Conchita unterband sie mit einem unmissverständlichen Kopfschütteln.
    Zu dritt saßen wir schweigend da und ließen den hoffnungslosen Tag verticken. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Alles war darauf ausgerichtet gewesen, dass der Deal klappen würde, und obwohl mich die Sache nervös machte, hatte ich nicht daran gezweifelt. Was sollte Emily jetzt tun? Sollte sie mit mir nach Irland zurückgehen? Aber ich wollte gar nicht nach Hause. Schon gar nicht jetzt. Nicht, nachdem Troy – da wurde mir bewusst, dass er

Weitere Kostenlose Bücher