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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sie ihr Kleid über die Schultern bis zur Taille herunterlassen, sich den BH ausziehen und ihre beiden Brüste in die Hände nehmen würde. Als sie sich so berührte, sprangen mir ihre Brustwarzen praktisch ins Gesicht, und das wäre erregend gewesen, wenn es nicht so völlig falsch gewesen wäre. »Keine Angst«, sagte sie, also atmete ich tief ein und fing unbeholfen an, ihre Brüste zu streicheln, teils, um mich gefällig zu erweisen, teils, weil ich wissen wollte, wie sich die Implantate anfühlten, aber da ich außer meinen eigenen nie die Brüste von jemandem berührt hatte, konnte ich das Gefühl nicht vergleichen.
    Es ging weiter mit Streicheln und dem Ablegen von Kleidern; Lara hatte einen schönen Körper, daran gab es keinen Zweifel, sie war weich und flaumig und hatte einen süßen Duft. Aber als sich unsere Schambeine aneinander rieben, fühlte es sich ganz verkehrt an – wir waren beide zu flach. Mir wurde bewusst, wie sehr ich den männlichen Körper mochte.
    Was immer an Abenteuerlust oder Neugier oder Bedürftigkeit meinerseits den Anstoß zu meiner Bereitschaft gegeben hatte, war verpufft. Mir war schmerzlich bewusst, dass ich mir mehr zugemutet hatte, als ich bewältigen konnte.
    Es heißt, nur eine Frau weiß, was eine andere Frau will, und Lara gab sich alle erdenkliche Mühe. Aber ich konnte meinen Körper nicht von meinem Kopf trennen, es war mir unmöglich loszulassen und mich einfach dem Genuss hinzugeben, der aus dieser Erfahrung entspringen konnte. Ich kam mir wie eine Betrügerin vor, und schlimmer noch, ich kam mir dumm vor.
    Zum Glück schien Lara voll auf ihre Kosten zu kommen und nahm meine Hemmungen nicht so ernst. »Schließlich ist es das erste Mal für dich«, sagte sie.
    »Danke«, murmelte ich demütig.
    »Demnächst schnallst du dir einen dreißig Zentimeter langen Dildo um.«
    Gütiger Himmel!
    Ich hatte die ganze Nacht kaum geschlafen, und am Morgen setzte sie mich auf dem Weg zu ihrer Yogilates-Stunde zu Hause ab. Die Lebensrhythmus-Trommler fanden sich gerade ein – ein paar sagten Hallo, anscheinend gewöhnten sie sich daran, mich am Samstagmorgen in den Sachen vom Abend zuvor zurückkommen zu sehen.
    »Ich rufe dich morgen an«, sagte Lara, bevor sie weiterfuhr. »Wir gehen zusammen aus. Sag Emily einen Gruß von mir.«
     
    Jetzt saß ich da, blätterte in Emilys alten Drehbüchern und konnte mich zu nichts aufraffen. Was sollte ich tun? Ich konnte Lara keinen Korb geben – nicht nur mochte sie mich offenbar wirklich, ich müsste ihr auch gestehen, dass ich nichts weiter als eine Sextouristin war. Und das, nachdem Nadia sie so enttäuscht hatte! Das brachte ich einfach nicht fertig.
    Ohnehin wusste ich nicht, wie man mit jemandem Schluss machte; das letzte Mal war so lange her. Was sagte man da? »Mit uns beiden wird das nichts«, »Ich brauche mehr Raum«, »Vielleicht können wir Freunde sein«?
    Und wenn ich nicht mit ihr Schluss machte …?
    Ich sah meine Zukunft genau vor mir. Ich müsste mein Lebtag in Los Angeles bleiben, als Lesbe. Ich hatte keine Ahnung, wie ich da wieder rauskommen sollte.
    Ich würde alle möglichen Lesben-Sachen machen, die in der Fantasie ganz verlockend erschienen, aber in Wirklichkeit längst nicht so verlockend waren. Und ich wäre dauerhaft erschöpft von den strengen Vorgaben der Schönheitspflege, die ich Laras wegen zu erfüllen hätte: Mein Haar und meine Augenbrauen bedurften zweimal in der Woche einer Wartung, und meine ungepflegten Nägel waren auch wieder zur Sprache
gekommen. Sie würde verlangen, dass ich mir die Schamhaare rasierte und was weiß ich noch.
    Wie war ich nur in diese missliche Lage geraten? Wie kam ich dazu, mit einer Frau zu schlafen? Das war nicht ich, normalerweise machte ich so etwas nicht – jemand musste mich in die Irre geführt haben. Doch so gern ich es gewollt hätte, ich war ausschließlich selbst dafür verantwortlich. Ich zwang mich, einen der Gründe, warum ich so schamlos mit Lara geflirtet hatte – ja, geflirtet –, anzuerkennen: Ich hatte vor Troy und Shay prahlen wollen. Ich hatte gehofft, sie zu schockieren oder zu verletzen, weil sie beide, wenn auch auf unterschiedliche Art, mich verletzt hatten.
    Was war aus mir geworden? Vor Lara hatte es Troy gegeben, und obwohl der Sex mit ihm fantastisch gewesen war, hatte die ganze Erfahrung ein eher schlechtes Gefühl in mir hinterlassen.
    Wenigstens eins war inzwischen klar, dachte ich trocken: Die Vermutung, dass ich insgeheim ein Luder

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