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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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einem Mann, der einen Golfschläger schwingt –, das wir in der Begeisterung über unseren Fund übersehen hatten. Wir waren natürlich entsetzt, fanden aber, dass es sehr klein war und kaum sichtbar. Außerdem konnten wir es uns nicht leisten, das Hemd im Schrank zu lassen. Also zog er es
an. Und im nächsten Moment mussten wir uns anhören, dass Garv dieselben Sachen trägt wie Dad. Dann kam das Gerücht auf, dass Garv Golf spielte, was nicht nur nicht stimmte, sondern auch sehr, sehr ungerecht war.
    Garv ist nicht dumm, und er spürte die Ablehnung meiner Familie deutlich. Nun, es war schwierig, sie nicht zu spüren, da doch Helen jedesmal, wenn er das Haus betrat, brüllte: »Lieber Gott, lasst den bloß nicht rein!« Obwohl er ihre Frechheit nie mit Unhöflichkeit erwiderte, versuchte er auch nicht, sie mit Charme für sich einzunehmen. Das hätte er tun können, denn meistens war er freundlich und umgänglich. Stattdessen übernahm er mir gegenüber die Rolle des Beschützers, was von meiner Familie unterschiedlich gedeutet wurde: Man hielt ihn entweder für brüsk oder sogar regelrecht feindselig. Und begegnete ihm brüsk oder feindselig. Insgesamt war es nicht einfach, besonders nicht um die Weihnachtzeit …
     
    »Ihr habt gerade eine schwierige Phase«, versuchte Mum es tapfer.
    Unglücklich schüttelte ich den Kopf. Glaubte sie, der Gedanke wäre mir noch nicht gekommen? Glaubte sie, ich hätte mich nicht an diese Idee geklammert und verbissen gehofft, dass es nur das war?
    »Hat er, ehm …?« Mein Vater versuchte offenbar, eine heikle Frage zu formulieren. »Hat er seinen Docht in fremde Feuer gehalten?«
    »Nein.« Vielleicht schon, aber das war nicht die Ursache. Es war ein Symptom für das, was schief gelaufen war.
    »Die letzte Zeit war schwer für euch, für euch beide.« Mum versuchte es noch einmal. »Ihr hattet ein paar –«
    » – Rückschläge«, ergänzte ich schnell, bevor sie ein anderes Wort sagen konnte.
    »Rückschläge. Vielleicht solltet ihr mal Urlaub machen.«
    »Wir haben Urlaub gemacht, weißt du das nicht mehr? Das hat mehr Schaden als Gutes angerichtet.«
    »Warum geht ihr nicht zur Eheberatung?«
    »Zur Eheberatung? Garv?« Wäre ich zum Lachen aufgelegt gewesen, dann hätte ich diese Gelegenheit gern genutzt und
gelacht. »Wenn er nicht mit mir spricht, wird er sich kaum einem völlig Fremden anvertrauen.«
    »Aber ihr liebt euch doch«, sagte sie verzweifelt.
    »Aber wir machen uns gegenseitig unglücklich.«
    »Die Liebe überwindet alles«, sprach Mum mir Mut zu, als wäre ich fünf.
    »Das stimmt nicht«, sagte ich und klang dabei leicht hysterisch. »Meinst du, ich würde ihn verlassen – das Schrecklichste von allem –, wenn es so leicht wäre?«
    Damit verstummte sie schmollend und gab mir zu verstehen, dass man so mit seiner Mutter nicht spricht.
    »Du willst uns also nicht erzählen, was passiert ist«, schloss Helen aus all dem.
    »Aber ihr wisst schon alles, was passiert ist.« Gut, nicht absolut alles, aber die Schokotrüffel-Frau war nicht die Ursache, sondern nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Höhnisch verdrehte Helen die Augen. »Das ist genau wie damals bei deinem Führerschein.«
    Ich hätte wissen können, dass jemand das erwähnen würde. Das bittere Gefühl war noch sehr lebendig.
    Als ich einundzwanzig war, nahm ich Fahrstunden, machte die Prüfung und bestand sie. Erst dann erzählte ich es meiner Familie, doch statt sich mit mir zu freuen, waren meine Eltern und Geschwister verletzt und verstört. Sie fühlten sich ausgeschlossen, sie fanden, ich hätte ihnen das Drama vorenthalten, und sie verstanden nicht, warum ich sie nicht einbezogen hatte.
    »Ich hätte dir einen Christophorus-Anhänger für deine Fahrprüfung gegeben«, hatte Mum sich beschwert.
    »Aber das war nicht nötig. Ich habe auch so bestanden.«
    »Ich hätte dich mit meinem Wagen üben lassen«, hatte Dad verschämt gesagt. »Ich hab gesehen, dass Maurice Kilfeather mit Angela übt.«
    »Wir hätten dir bei der Prüfungsfahrt zugewinkt«, hatte Claire hinzugefügt.
    Genau das war es ja, was ich hatte vermeiden wollen. Meinen Führerschein wollte ich ganz eigenständig machen. Das ging niemanden etwas an, fand ich. Und wenn ich ganz und
gar ehrlich war, dann hatte es auch mit der Angst vor dem Durchfallen zu tun – denn hätte ich die Prüfung nicht bestanden, dann hätte ich es von ihnen dauernd zu hören bekommen.
    Nach einer Weile brach Dad das

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