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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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erwähnen.
    »Also«, strahlte Lara, »ich habe seit acht Jahren mit keinem Mann geschlafen.«
    Das musste ein Witz sein. Es war ganz still, während ich auf die Pointe wartete. Ich meine, diese Frau sah so gut aus wie
keine zweite. Wenn sie keinen Mann finden konnte, welche Hoffnung gab es dann für alle anderen?
    »Meinst du das im Ernst?«
    »Aber sicher.«
    Ich hatte von Frauen wie ihr gehört. Emily hatte erzählt, dass es in Los Angeles jede Menge davon gab – umwerfend schön, intelligent, nicht übermäßig neurotisch, aber sie waren so oft von Männern, die in der Stadt die freie Auswahl unter all den schönen Frauen hatten, enttäuscht worden, dass sie es ganz aufgegeben hatten und sich emotional verweigerten.
    »Aber warum?«
    »Ich bin Lesbe.«
    Lesbe. Lara war Lesbe . Ich hatte noch nie eine lebendige Lesbe gesehen. Wenigstens nicht wissentlich. Haufenweise schwule Männer, klar, aber das hier war mir neu, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Herzlichen Glückwunsch? Hör mir auf, du siehst viel zu gut aus?
    »Entschuldigung.« Lara lachte lauthals. »Ich hätte das nicht aufbringen sollen.«
    »Du bist also nicht lesbisch?« Mir war plötzlich wieder wohler.
    »Doch, doch, bin ich.«

9
    D er folgende Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein. Ich glaubte, ein Muster erkennen zu können.
    »Wie fühlst du dich heute?«, fragte Emily und reichte mir mein Frühstücksglas mit frisch gepresstem Obstsaft.
    Wie ich mich fühlte? Zerschlagen, verängstigt, durcheinander … »Immer noch Jetlag«, sagte ich schließlich.
    »Noch ein, zwei Tage, und es geht dir blendend.«
    Das hoffte ich sehr.
    Nach dem Frühstück ging Emily mit mir zu einer Autovermietung, aber zu meiner Enttäuschung war das nicht so spannend wie in meiner Vorstellung – denn es stellte sich heraus, dass das rassige Auto ungefähr zehnmal so teuer war wie das nicht-rassige.
    »Nimm’s trotzdem«, bedrängte Emily mich.
    »Besser nicht«, gab ich zurück, »ich verdiene kein Geld.«
    »Wem sagst du das?«
    Dann gingen wir zusammen zum Strand und vertrödelten mehrere Stunden damit, alle möglichen Nichtigkeiten durchzuhecheln, zum Beispiel, dass Robbie, Donnas Geliebter, ein kompletter Idiot war – das gab uns Stoff für eine ganze Weile  – und dass Sinead viel besser aussah, seit sie sich im letzten Jahr die Haare hatte blond färben lassen.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ihr das stehen würde.«
    »Ich auch nicht. Nicht bei ihrem Teint.«
    »Aber es sieht toll aus. »
    »Ja, wirklich toll.«
    »Wenn sie mir erzählt hätte, dass sie das vorhat, hätte ich versucht, es ihr auszureden.«
    »Ich auch. Ich hätte nie geglaubt, dass es zu ihr passt.«
    »Ich auch nicht. Ich konnte es mir bei ihr wirklich nicht vorstellen.«
    »Aber es sieht gut aus. Ganz natürlich.«
    »Sehr natürlich …« Und so weiter … Lauter hirnloses Zeug, und ich brauchte keine klugen oder sinnvollen Bemerkungen zu machen. Äußerst tröstlich.
    Aber als wir vom Strand zurückkamen, schlug unsere träge, schläfrige Stimmung in nervöse Beklommenheit um. Wir kamen zur Tür herein, und Emily raste als Erstes zum Anrufbeantworter, weil sie auf eine Nachricht von David Crowe hoffte.
    »Und?«, fragte ich.
    »Nada.«
    »Arme Emily.«
     
    »Jetzt ist es zu spät«, stellte sie am nächsten Morgen fest, als sie das Obst für unseren Saft auspresste. »Wenn sich was ergeben würde, dann hätte ich es inzwischen gehört.«
    »Aber dein Drehbuch ist fantastisch.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    Obwohl ich meine eigenen durchaus ernsten Probleme hatte, ging mir Emilys Hoffnungslosigkeit sehr nah. »Das Leben ist nicht fair.«
    »Allerdings nicht. Es tut mir Leid, dass ich in so einem Zustand bin«, sagte Emily. »Du könntest bestimmt gut darauf verzichten.«
    »Ach, ist nicht so schlimm«, sagte ich mit einem Schulterzucken.
    In Wahrheit war es fast eine Erleichterung – obwohl ich das niemals zugegeben hätte –, in einer dramatischen Situation zu stecken, die nicht meine eigene war. Hin und wieder machte Emily einen halbherzigen Versuch, mich über Garv auszufragen, aber ich widerstand, und ihr war es zu anstrengend, die Sache zu verfolgen.
    »Was würdest du heute gern machen?«, fragte Emily.
    »Na ja!« Ich zeigte auf das Fenster und den strahlenden Tag da draußen. »Zum Strand gehen natürlich.«
    »Ich hole schnell meinen Bikini«, sagte sie entgegenkommend.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das brauchst du nicht. Bleib du zu Hause und mach an

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