Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
waren.
Troy hatte Recht. Justin erwies sich wahrhaftig als Meister.
Während er mit angenehmer Festigkeit drückte und knetete, ließ der Schmerz immer mehr nach, bis ich schließlich, zu meiner großen Überraschung, wieder ganz hergestellt war.
Ich setzte mich auf. Die Vögel sangen, die Welt war strahlend hell und erträglich. Die Sonne war jetzt kein bösartiger gelber Zauber mehr, sondern wieder eine herzlich geliebte Freundin. Ich ertrug es sogar, Justins Hemd anzusehen.
»Du bist ein Wunderheiler«, sagte ich voller Ehrfurcht. »Du könntest das als Beruf machen. Warst du Masseur, bevor du Schauspieler wurdest?«
»Nein, das ist nur mein Hobby. Ich habe es gelernt, weil ich eine Freundin suche.«
»Hast du eine gefunden?«
»Nein.«
»Du meinst, noch nicht?«
»Nein, ich habe das aufgegeben. Ich bin nicht nur bei der Arbeit der Dicke, der als Erster dran glauben muss, sondern auch im Leben. Jetzt bin ich nur noch für Desiree da. Obwohl«, sprach er fröhlich weiter, »ich habe sie mir nur zugelegt, damit ich Frauen kennen lerne. Ich dachte, ich würde mit ihr in den Parks spazieren gehen und dort einer Frau begegnen, aber das hat auch nicht geklappt.«
»In dieser Stadt Liebe zu finden ist UNMÖGLICH«, warf Emily ein. »Alle sind so sehr von ihrer Arbeit besessen. Und man kann nirgendwo Leute kennen lernen.«
»Was ist mit Bars? Oder Clubs?« Meine Schwestern und Freundinnen in Irland wussten dutzendweise Geschichten zu erzählen, wie sie abends in einen Club gegangen und am nächsten Morgen neben einem fremden Mann aufgewacht waren. Es war eher einer besonderen Erwähnung wert, wenn man nicht abgeschleppt wurde, und manchmal wünschte ich mir, auch ein Single zu sein.
»In L. A. lernt man neue Leute nur über die Freunde von Freunden kennen.« Emily sah Troy bedeutungsvoll an, aber wenn sie gehofft hatte, er würde ihr erzählen, was sich am Abend zuvor zwischen ihm und Kirsty abgespielt hatte, dann wurde sie enttäuscht.
Er kam rüber zu meiner Couch. »Na, geht’s besser?«
Ich hatte mich wieder hingelegt und nickte. »Bestens. Gleich stehe ich auf und laufe meine zehn Meilen.«
»Über solche Sachen würde ich hier keine Witze machen«, hörte ich Emilys Stimme. »Was ist jetzt, wollen wir arbeiten oder nicht?«
Sie setzten sich an den Küchentisch, als wollten sie Kriegsrat halten. Sogar Desiree saß auf einem Stuhl und passte genau auf. Später erfuhr ich, dass sie in ein paar Filmen mitgewirkt hatte.
Alle Fenster und Türen standen offen und ließen den freundlichen Tag herein. Gegen Mittag rief Emily bei einem Restaurant in der Nähe an und bestellte Brunch, und eine halbe Stunde später wurde genug zu essen gebracht, dass eine Armee davon satt geworden wäre.
»Möchtest du auch was?«, rief sie mir zu. »Oder wird dir dann schlecht?«
»Ich glaube, ein paar Happen könnte ich schaffen.« Meine Kopfschmerzen waren weg, aber ich spürte noch die Nachwehen der Übelkeit.
Troy brachte mir einen Teller, und als ich mich aufsetzen wollte, sagte er: »Ist nicht nötig«, und versuchte, den Teller auf meiner Brust abzusetzen. Aber weil ich Brüste habe, die, wie es sich für Brüste gehört, keine gerade Fläche bilden, blieb der Teller nicht stehen.
»Vielleicht solltest du ihn festhalten«, sagte er mit einem verlegenen Lächeln. »Hast du ihn?« Dann sah er mich aus seinen grün schimmernden Augen direkt an und war plötzlich kein bisschen verlegen mehr – ich dafür umso mehr.
Als er gegangen war, versuchte ich ein, zwei Bissen zu essen, und war überrascht, dass sie nicht gleich wieder hochkamen. Nach einer Weile war Troy wieder da. »Fertig?«
Ich weiß nicht, warum, aber ich wartete einen Augenblick, sah ihm dann in die Augen und sagte: »Ja.«
Er nahm den Teller von meiner Brust und streifte – ich weiß nicht, wie – mit dem Tellerrand eine Brustwarze. Sofort zogen sich beide zusammen und wurden hart und sprangen ihm unter meinem T-Shirt entgegen.
Er sah erst sie, dann mich an. Eigentlich hätte ich lachen
sollen, aber das gelang mir nicht. Dann blickte ich ihm nach, als er wieder zu den anderen ging.
Ich blieb auf dem Sofa liegen und blätterte eine Zeitung durch, die ich für Daily Variety hielt, die aber tatsächlich die Los Angeles Times war. Die Nachrichten drehten sich ausschließlich um die Filmwelt. Es gab nichts über Kriege oder Massaker oder Naturkatastrophen – nur banale Artikel über Filmpremieren und eingespielte Umsätze … Meine Augen fielen
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