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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gefahren.«
    Nach einer guten Weile des transatlantischen Schweigens sagte ich: »Bist du verletzt?«
    »Ja.«
    Ein geringes Maß an Mitleid regte sich in mir. »Ist was gebrochen?«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Mein Herz.«
    Stimmt. Shane. Doch so sehr ich Anna auch liebte, ich konnte sie nicht trösten, mein Leben lag in Scherben. Zeit für einen Gemeinplatz. Zum Glück hatte ich wegen meiner eigenen Misere verschiedene parat. »Halte dich tapfer, es wird schon wieder werden«, log ich. »Und was das Auto angeht, ich bin doch versichert. Kannst du dich darum kümmern?«
    »Ja, klar, mach ich. Danke, und tut mir Leid, ich mache es nicht wieder. Es tut mir so Leid.«
    »Ist doch nicht so schlimm.«
    Diese eigentlich ernste Situation verlangte nach mehr Mitmenschlichkeit, aber das Beste, was ich zustande brachte, war: »Anna, du bist achtundzwanzig Jahre alt.«
    »Ich weiß«, sagte sie unglücklich. »Ich weiß.«

12
    I ch war schwer erschüttert von dem, was ich über Garv gehört hatte, das musste ich mir eingestehen. Und die anderen erlaubten mir nicht, ihn anzurufen.
    »Nicht, solange es dir so schlecht geht.« Emily war unnachgiebig.
    Ich war völlig aufgewühlt und wollte Antworten auf meine Fragen. Wie war es so weit gekommen? Wieso war alles so schief gegangen?
    »Wusstest du, dass er eine andere hat?«, fragte Lara.
    »Ja.«
    »Aber du hattest gehofft, dass es vorübergehen würde und ihr zwei wieder zusammenfinden würdet?«, fragte Troy.
    »Nein.« Wenn ich ganz ehrlich war, so hatte ich nicht auf eine Versöhnung gehofft, aber es war etwas ganz anderes, ob man einen starken Verdacht hatte, dass der andere fremdging, oder ob es eine Gewissheit war. Und Gewissheit zu haben bedeutete, dass ich zerstört war, vernichtet, verloren.
    Ich begann, die Erinnerung an das letzte Mal, als ich im Haus gewesen war – und meine Sachen für Los Angeles geholt hatte –, zu rekonstruieren. Ich hatte keine Anzeichen für ein wildes Liebesleben entdeckt. Allerdings hatte ich Garv vorgewarnt, dass ich kommen würde, er hatte also Zeit, die Eisflecken von den Laken zu waschen.
    »Ich habe ihn verlassen, nicht andersrum«, stellte ich klar, aber mein Versuch, unerschrocken zu tun, überzeugte nicht
recht. Besonders, als ich noch hinzufügte, dass man auch sagen könnte, ich sei gegangen worden.
    »Kommt, lasst uns was unternehmen!«, schlug Emily vor, als sie meine sehnsüchtigen Blicke zum Telefon hinüber sah. Also gingen wir ins Kino. Alle, außer Desiree, die im Haus blieb und uns mit ihrer Miene deutlich zu verstehen gab, dass sie uns, ihren Folterern, verzieh und sich den Film später als Video angucken würde.
    Anscheinend gab es hunderte von Kinos in Santa Monica, ein bisschen so wie Pubs in Irland. Ich saß zwischen Justin und Troy, die mich mit Leckereien vollstopfen wollten. Als Justin mir eine Popcorntüte von der Größe eines Wassereimers vor die Nase hielt, schüttelte ich den Kopf, und ich winkte ab, als Troy mit einer Riesenpackung Lakritzschlangen ankam.
    »Nein?«, flüsterte er überrascht.
    »Nein.«
    »Gib mir dein Handgelenk.« Ich streckte meinen Arm aus, und er band eine dicke rote Lakritzschlange darum.
    »Für den Notfall«, sagte er und seine Zähne blitzten im dunklen Kinosaal.
    Die Möglichkeit, dass ich während des Films meinen Kummer vergessen würde, bestand nicht. Und schon gar nicht, als sich herausstellte, dass es ein moderner und höchst komplizierter Thriller war, in dem viel Gewalt, böse Polizisten und gute Bösewichte vorkamen, die sich gegenseitig doppelt und sogar dreifach hintergingen. Ich war viel zu benommen, um dem Verwirrspiel von ständig wechselnden Bündnissen zu folgen. Anders als Troy, der ganz in die Handlung vertieft war, und wenn einer der Bösen plötzlich zu den Guten überwechselte, lachte er erfreut auf und machte: »Aha!«, so dass ich aufschreckte. Auf der anderen Seite von mir saß Justin, dessen Hand sich mit einer Regelmäßigkeit vom Popcorneimer zu seinem Mund bewegte, die ich seltsam beruhigend fand. Er unterbrach die Bewegung nur, als ein unschuldiger – und zugegebenermaßen recht rundlicher – Polizeibeamter im Kugelhagel niederging, und flüsterte: »Das hätte ich sein sollen!« Und als ein Böser, der sich zum Guten gewandelt hatte und sich dann wieder als Böser entpuppte, dem Hund eines
Guten, der sich zum Bösen gewandelt hatte, das Ohr abriss, murmelte er: »Mann, bin ich froh, dass Desiree nicht hier ist.«
    Als wir am Ende aus dem Kino kamen,

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