Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
war die Erleichterung spürbar.
Ein Mädchen in einem winzigen rosa T-Shirt, das sich über enorm prallen Brüsten spannte, ging durch die Bar. Es sah aus, als würden die Brüste das Mädchen ausführen. Emily grinste Lara bedeutungsvoll an, doch die schüttelte bedauernd den Kopf. »Zu viel Plastik. Die falschen fühlen sich nicht so gut an.« Sie blickte sich in den eigenen bronzenen Hemdausschnitt. »Und ich sollte es ja wissen.«
»Du gibst zu viel preis!« schalt Kirsty sie. »Wir wollen das gar nicht hören.«
Damit hatte sie allerdings Unrecht. Hatte Lara gerade gesagt, dass ihre Brüste mit Silikonpolstern vergrößert waren? Ich war fasziniert, aber zu verlegen, um nachzuhaken. Stimmte es, dass sie manchmal beim Fliegen barsten? Dass sie grün erschienen, wenn man sie von unten anleuchtete? Dass sie im Schwimmbad wie Schwimmreifen oben trieben und man sie trotz größter Anstrengung nicht untertauchen konnte?
»Erzähl Kirsty deine Neuigkeiten«, forderte Lara Emily auf.
Emily berichtete in knappen Worten von der bevorstehenden Präsentation, und man musste es Kirsty lassen, sie schien aufrichtig erfreut.
»He!«, sagte sie. »Wurde auch Zeit. Ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht, ständig sitzt du in deinem kleinen Haus und bist auf dem besten Weg, eine Versagerin zu werden.«
»Wie bitte?«
»Ich bin total verliebt in deine Sandalen – wo hast du sie gekauft?«, fragte Lara hastig.
»Soll ich dir mal was verraten? Ich habe sie letzten Sommer gekauft und absichtlich nicht getragen«, erwiderte Kirsty fröhlich. »Jetzt wollen alle anderen auch solche und kriegen sie nicht! Na gut, Mädels, ich muss los. Troy kommt heute, wir haben uns für den Abend verabredet.«
Emily sah aus, als hätte man ihr mit einer Bratpfanne auf den Kopf geschlagen.
»Stimmt das?«, fragte Lara. »Bist du mit Troy …?«
»Als ob ich das erzählen würde!«, entgegnete Kirsty fröhlich.
Lara brachte Kirsty zur Tür, und Emily schnaubte wütend: »Troy ist mein Freund. Sie hat ihn durch Lara kennen gelernt. Was Lara nur in ihr sieht? Und was Troy nur in ihr sieht? Geizig ist sie auch, sie hat nicht mal für ihren Drink bezahlt. Und was sie von den Sandalen erzählt hat, dass sie sie ein Jahr lang versteckt hat – was sollte das denn?«
»Da kommt Lara«, sagte ich.
Doch Emily schwieg nicht, sondern sagte: »Gut!« und überschüttete Lara mit Vorwürfen. Lara reagierte sehr erwachsen. Emily habe kein Besitzrecht auf Troy, erklärte sie. Troy könne sich treffen, mit wem er wolle. Ja, das mit den Sandalen sei wirklich komisch, aber Kirsty verdiene als Empfangsdame in einem Fitnessstudio nicht viel …
»Lass uns noch was bestellen«, schlug sie vor.
Nach einem weiteren komplizierten Martini-Cocktail waren Kirstys Spuren fortgeschwemmt.
»Kommst du am Montag zu Dan Gonzalez’ Party?«, wollte Emily von Lara wissen.
»Ich dachte, du würdest nicht hingehen.«
»Na ja, die Lage hat sich ja geändert. Ich kann den Kopf wieder hoch tragen. Ich spiele mit. Also, kommst du?«
Lara schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe eine Verabredung.«
Mit kreischender Stimme befahl Emily: »Erzähl! Du hast mir nichts davon gesagt. Wo hast du sie kennen gelernt?«
»In einem Club.«
Ehrlich gesagt, ich wurde richtig verlegen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wenn es eine Frau wäre, die sich mit einem Mann verabredet hatte, würde ich auch alle Einzelheiten wissen wollen, aber so …
»Sie ist sehr süß«, sagte Lara. »Sie war Tänzerin.«
»Eine Tänzerin, holla! Scharfe Figur?«, fragte Emily.
»Scharfe Figur.«
Dann beschrieb Lara die Frau, so wie Männer gewöhnlich Frauen beschreiben. Wie hübsch sie war, wie nett sie sprach, wie sehr sie Lara zugeneigt schien …
Ich verdrängte meine Verlegenheit und kreischte mit Emily um die Wette.
Was bin ich doch welterfahren, dachte ich.
11
I ch fuhr mit dem Fuß langsam über die flauschige Badematte und spürte, wie Erleichterung durch mich hindurchflutete. Die weichen Büschel waren Balsam für meine schmerzenden Fußsohlen. Ich strich mit dem anderen Fuß über die Matte und fühlte die Berührung auf meiner überempfindlichen Haut … so weich, so freundlich … Dann stellte ich wieder den ersten Fuß drauf.
Wie lange machte ich das schon?
Viel zu lange. Vielleicht sollte ich mich fertig abtrocknen. Es könnte jemand ins Bad wollen. Als ich in mein Zimmer zurücktaumelte, wusste ich eins mit Sicherheit: Nie wieder würde ich komplizierte
Weitere Kostenlose Bücher