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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ich erst richtig in ein Loch. Und das Schlimmste daran war, dass ich meine Ängste und meine
Gefühle der Verlorenheit nicht dem Jetlag anlasten konnte. Sie kamen aus mir .
    Emily und ich fuhren auf dem Santa Monica Boulevard in Richtung Beverly Hills, und je weiter wir uns von der Küste entfernten, desto schmutziger wurde der Himmel. Smog, begriff ich mit einem Mal und war ganz aufgeregt. So typisch für L.A. So typisch wie Palmen und Schönheitschirurgie.
    »Ist er verheiratet?«, fragte ich. »Ich meine David Crowe?«
    Emily schwieg, dann sagte sie: »Hör doch bitte auf, dir das anzutun.«
    Im Club House war es laut und voll, überall saßen Vierergruppen von Männern an den Tischen, die – irgendwie unpassend  – Salat aßen und Evian tranken. Emily und ich wurden durch den vollen Raum zu unserem Tisch geführt. David Crowe war noch nicht da.
    Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis, ein Glas Wein zu trinken, aber als ich Emily fragte, schüttelte sie bedauernd den Kopf. »Leider geht das nicht, Maggie, schließlich bist du meine Assistentin. Obwohl ich, weiß Gott, selbst eins vertragen könnte, und eine Schachtel Zigaretten ohne Filter, extra stark.« Nervös trommelte sie mit den Nägeln auf den Tisch, bis ich unter äußerster Anspannung ihre Hände packte. Sie sah mich überrascht an.
    »Es geht bestimmt gut«, sagte ich und tat so, als wollte ich sie beruhigen.
    »Danke«, sagte sie, entzog mir ihre Hände und hämmerte weiter. »Gott sei Dank, da kommt David.«
    Gott sei Dank, wie wahr.
    Sie deutete auf einen properen jungen Mann, der freundlich und selbstbewusst wirkte. Das bedeutete wahrscheinlich, dass er hoch neurotisch war und nie eine tiefere Beziehung gehabt hat und jede Woche fünf Stunden in der Therapie verbrachte. So, habe ich mir sagen lassen, sieht die Realität in Hollywood aus.
    Er winkte uns zu und begrüßte uns mit einem breiten, sehr breiten Lächeln. Er war kaum mehr als drei Meter von uns entfernt, brauchte aber zehn Minuten, um zu uns zu gelangen, weil er andauernd stehen bleiben und Hände schütteln
und erfreute und wohlwollende Bemerkungen machen musste.
    Endlich kam er bei unserem Tisch an, nahm meine Hand zwischen seine beiden und blickte mir in die Augen. »Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Maggie.«
    Er wandte sich an Emily. »Und wie geht es meiner Hauptperson?«
    Mit einem strahlenden Lächeln setzte er sich und zeigte uns, dass er regelmäßig Gast im Club House war, denn er würdigte die Speisekarte keines Blickes. »Cobb Salad, ohne Avocado, Dressing extra«, bestellte er nonchalant. Dann unterhielt er uns mit Klatsch über die anderen Gäste. Wie eine Art Fremdenführer.
    »Wie Sie ja wissen, werden die Karten in dieser Stadt jeden Montag morgen neu gemischt«, erklärte er mir.
    »Je nachdem, wie viel die Premieren vom Wochenende eingespielt haben«, fügte Emily hinzu.
    »Genau! Sehen Sie den da drüben, den mit den Hosenträgern? Das ist Elmore Shinto. Seit heute morgen ist seine Karriere vorbei. Er ist der Produzent von Mondstein , einem Neunzig-Millionen-Dollar-Projekt. Beim Publikum ist der Film durchgefallen. Das Ende wurde viermal neu gedreht. Am Wochenende war die Premiere, und der Film ist UNTERGEGANGEN. Ein ganz schöner Schlag für das Studio.«
    Ich reckte den Hals, um einen guten Blick auf ihn zu bekommen, aber eigentlich eher, weil ich jemanden sehen wollte, der in der Öffentlichkeit Hosenträger trug. Und so, wie Elmore lachte und plauderte, sah er nicht unbedingt aus wie einer, dessen Karriere zu Ende war.
    »So macht man das hier«, sagte Emily. »Man lässt sich äußerlich nichts anmerken. Bis sie dich auf dem Fußboden in einer Ecke finden, mit einer schönen Kokainpsychose, und dann verfrachten sie dich in die Klapsmühle«, fügte sie lachend hinzu. »Dann kann man nichts mehr verstecken.«
    »Na ja«, sagte David etwas verunsichert, dann fuhr er mit seinen Klatschgeschichten aus der Filmwelt fort. »… hat das Studio noch mal gerettet … dann wurde der ursprüngliche Produzent geholt … unter Vertrag für drei Filme … das Drehbuch
haben sie aus der Abfalltonne … zehn Jahre, bis sie die Dreherlaubnis hatten …«
    Seine Schilderungen dauerten während des Essens an, das wir unglaublich schnell verzehrten: Es gab keine Vorspeise und selbstverständlich keine Nachspeise. Seit meiner Ankunft in L.A. habe ich nach dem Essen nie etwas anderes als Kaffee angeboten bekommen. Sollte ich je Lust auf ein Stück Kuchen

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