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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hatte den Film gesehen, konnte mich aber nicht an ihn erinnern.
    »Keine große Rolle, aber ich wurde bemerkt.« Wieder lächelte er auf teuflisch-attraktive Weise. Seltsam, es hatte diesmal nicht die gleiche Wirkung wie die Male davor. »Und in dem Werbespot für House of Pies war ich Benjamin. ›Wo kriege ich nur mein Pie?‹« Er machte ein bekümmertes Gesicht, dann sagte er strahlend: »›Im House of Pies, Dummkopf! ‹« Anscheinend war das der Slogan in einem sehr dummen Werbespot. »In Kalifornien wurde er nicht ausgestrahlt, aber im mittleren Westen kam er ganz groß raus. Sogar Politiker haben den Satz benutzt. ›Wo möchtest du in zehn Jahren gern sein?‹ ›Im House of Pies, Dummkopf.‹«
    Ungefähr zu dem Zeitpunkt wurde mir klar, dass meine Anwesenheit für die Unterhaltung ganz überflüssig war. Emily kam zu meiner Rettung, aber kurz darauf wurde ich von einem anderen wandelnden Lebenslauf in Beschlag genommen, der mir sämtliche Stationen seiner Laufbahn als Schauspieler zitierte. Er stellte mir eine einzige Frage, nur eine: Ob ich im »Business« sei?
    Als er mit mir fertig war, blieb ich allein stehen und sah mich um. Der ganze Glanz war verflogen, und die Menschen, die herumgingen und lächelten und sich unterhielten, sahen aus wie Haie in einem Haifischbecken. Emily hatte Recht mit dem, was sie gesagt hatte: In dieser Stadt würde man keine Liebe finden. Alle waren zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt. Ich zog mich innerlich zurück, nichts lenkte mich mehr von meinen Gedanken an Garv ab. Niedergeschlagenheit senkte sich auf mich und wollte mich verschlingen …
    Dann sprang mein Herz vor Freude, als ich einen alten Freund entdeckte: Troy mit seinem langen Gesicht und dem unversöhnlichen Mund. Stimmt schon, ich kannte ihn erst seit Freitag, aber verglichen mit dieser schrecklichen Ansammlung humorloser Egozentriker war er einer der besten Freunde, die ich je hatte. Ich schob mich durch die Menge.
    »Hallo«, sagte er und schien so erfreut, mich zu sehen, wie ich war, ihn zu sehen. »Macht es dir Spaß?«
    »Nein.«
    Er drehte mein Handgelenk um. »Oh, der Notfall ist eingetreten?«
    Ich nickte. »Ich habe ihn angerufen – er war nicht da. Danke für die Lakritzschlange.«
    »Den Twizzler«, korrigierte er mich. »Hat’s geholfen?«
    »Und wie. Ich hätte noch zwanzig gebrauchen können.«
    »Die Buddhisten sagen, dass alles vergänglich ist – und das ist ein Trost. Aber Zuckerwerk ist ein weit besserer Trost. Es macht dir also keinen Spaß?«
    »Nein«, sagte ich, »dauernd monologisiert mich jemand an.«
    »Die Schauspielerei ist ein grausames Geschäft«, erklärte Troy sanft. »Tagtäglich bekommst du zu hören, dass deine Stimme nicht den richtigen Klang hat und dein Gesicht von gestern ist. Dein Ego muss so viele Schläge hinnehmen, dass du es im Gegenzug über die Maßen aufbläst.«
    »Verstehe.« Einen Moment lang war ich still und voller Demut. Dann fiel mir ein, was ich noch erduldet hatte: »Und weißt du, was mir passiert ist, kurz nachdem wir gekommen sind?« Ich erzählte ihm von dem Mann, der wieder weggegangen war, als er hörte, dass ich keinen Beruf habe. »Da, wo ich herkomme«, sagte ich verächtlich, »interessieren sich die Menschen für dich als Person.«
    »Nein, sie interessieren sich für dein Aussehen«, erwiderte er trocken.
    Ich überlegte. »Möglich«, pflichtete ich ihm bei. »Und ich habe noch niemanden gesehen, der Kokain geschnupft hat. Und das soll eine Hollywood-Party sein? Obwohl, meinst du, das da ist eine Prostituierte?«
    Ich zeigte ihm das junge Latino-Mädchen.
    »Das ist die Tochter von Dan Gonzalez.«
    Ich merkte, wie sich die Enttäuschung in meinem Gesicht spiegelte, und Troy lachte leise. »Bei so einer Party findest du keine Drogen oder Ähnliches. Hier geht es um Arbeit. Aber«, sagte er, »wenn du möchtest, dann gehe ich mal mit dir aus und zeige dir L.A. von einer anderen Seite.«
    »Danke«, sagte ich und ärgerte mich über die Röte, die in mir hochwallte und meine Wangen zum Glühen brachte.
     
    Als Emily und ich nach Hause fuhren, fand ich den Verkehr auf dem Freeway seltsam faszinierend. Fünf Fahrbahnen, auf denen der Verkehr floss, und alle fuhren mit der gleichen Geschwindigkeit und hielten den gleichen Abstand.
    An den Einfahrten fädelten sich neue Wagen in den Verkehr. Mit balletteuser Anmut fanden sie ihren Platz in dem unablässigen Strom. Und gleichzeitig schwenkten andere Wagen heraus, wechselten elegant auf die

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