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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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fragte Troy: »Hat uns das gefallen?«
    »Ich konnte nicht richtig folgen«, gestand ich.
    »Ja«, sagte er verständnisvoll, »die Konzentration ist lausig heute, was?«
    »Ich glaube nicht, dass das der einzige Grund ist«, gab ich zurück. »Um ehrlich zu sein, ich kann den Drehungen und Wendungen dieser Sorte von Filmen nie richtig folgen.«
    Und früher hat Garv mir hinterher die Handlung erklärt, dachte ich, aber ich sagte es nicht.
    Seltsam, was einem weh tut, denn was mir schrecklich und endgültig und vernichtend erschien, war nicht die Tatsache, dass ich meinen Lebensgefährten verloren hatte und dass Garv und ich niemals ein Kind haben würden, sondern dass ich den Rest meines Lebens verbringen musste, ohne Thriller zu verstehen.
    Das, und dass ich nie verstehen würde, wie Wechselkurse funktionierten: Garv war wie eine wandelnde Rechenmaschine. »Ein Pfund sind drei von dieser Sorte«, sagte er und gab mir am Anfang unserer Ferien einen Haufen ausländischer Banknoten.
    »Gut, wenn ich also wissen will, wie viel etwas kostet, muss ich es mit drei malnehmen.«
    »Nein, du musst es durch drei teilen«, erwiderte er geduldig.
    Nicht nur dass ich den Rest meines Lebens keine Thriller verstehen würde, mir stand auch eine leere Zukunft bevor, in der ich von gemeinen Händlern übers Ohr gehauen würde.
     
    »Du musst darüber reden«, sagte Emily, als wir nach Hause kamen und alle gegangen waren. »Ich weiß, dass du das nicht willst, aber es hilft, ich schwöre es dir.«
    Weil Emilys Zukunft plötzlich ganz rosig aussah, hatte sie neue Energie, sich auf mich und mein Unglück zu stürzen.
    »Ihr Kalifornier«, höhnte ich. »Ihr redet über alles. Als würde das helfen.«
    »Besser, als die Sachen zu vertuschen und zu begraben.« Emily kannte mich gut.
    »Was nützt es denn, darüber zu reden?«, sagte ich hilflos. »Vielleicht hätte ich ihn niemals heiraten sollen.«
    »Vielleicht nicht«, entgegnete sie unerschütterlich.
    Das hatte sie damals auch zu mir gesagt. Als wir uns verlobten, hatte sie nicht vor Begeisterung gekreischt und dumme Witze über meinen Verlobungsring gemacht, sondern nüchtern festgestellt: »Ich glaube, du gehst auf Nummer Sicher, indem du Garv heiratest.«
    »Ich dachte, du magst ihn!«, sagte ich, getroffen.
    »Ich mag ihn sehr. Ich möchte einfach nur, dass du dir sicher bist. Denk noch mal drüber nach.«
    Aber ich dachte nicht noch einmal drüber nach, weil ich glaubte, ich wüsste, was ich wollte. Rückblickend ging mir manchmal durch den Kopf, dass sie vielleicht Recht gehabt hatte. Vielleicht hatte ich mich in die Stabilität geflüchtet. Aber so schlecht war es nicht gewesen …
    »Viele Jahre war es sehr gut.« Ich konnte das Zittern in meiner Stimme hören.
    »Und dann? Was ist passiert?«
    Ich schwieg zu lange.
    »Fang am Anfang an, und erzähl es der Reihe nach. Komm, dann verstehst du es selbst besser. Fang bei den Kaninchen an«, forderte sie mich auf. »Das hast du mir nie richtig erzählt.«
    Aber ich wollte nicht. Ganz besonders wollte ich nicht über die Kaninchen sprechen. Denn man konnte die Geschichte mit den Kaninchen nicht erzählen, ohne dass die Leute darüber lachten, und mir war nicht danach zumute, mich über die Gründe für das Scheitern meiner Ehe lustig zu machen.
    Es hatte ganz harmlos mit einem Paar Hausschuhe angefangen. Es war nämlich so, dass ich einmal zu Weihnachten ein Paar Hausschuhe geschenkt bekam, das aussah wie zwei schwarze, flauschige Kaninchen. Ich mochte sie außerordentlich gern. Nicht nur wärmten sie meine Füße, sie waren auch niedlich und weich, aber es waren keine Plüschtiere, so dass sie nicht peinlich waren. Falls sich ein Missverständnis anbahnte, konnte ich immer darauf hinweisen, dass sie eine Funktion
hatten und dass ich nicht zu den Frauen gehörte, die die Fensterbank in ihrem Schlafzimmer mit einer ganzen Batterie plüschiger Delfine, hellblauer Esel und flauschiger Küken dekorierte, die mit ihren Knopfaugen auf nahende Besucher herabblickten und sie in Angst und Schrecken versetzten. Nein, nein. Ich hatte ein Paar Hausschuhe, sonst nichts.
    Ich glaube, Garv hatte damals Anna Karenina gelesen, denn als er ihnen Namen gab, waren es russische Namen. Valya und Vladimir. Ich konnte sie nicht unterscheiden, aber Garv sagte, dass Vladimir ein zerknautschtes Ohr habe und dass Valyas Nase wie ein Stückchen von einem Riegel Toblerone aussähe. (Warum er nicht einfach sagte, dass sie wie ein Dreieck war, ist mir

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