Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Keins von beiden.«
Bei dieser unsinnigen Aussage nickte Emily nachdenklich. »Hör zu«, sagte sie langsam, »er lebt seit vielen Jahren mietfrei in deinem Kopf.« Sie machte eine Pause. »Entschuldige, vergiss, dass ich was gesagt habe. Ich weiß nicht … Ich kann ja gar nicht wissen, was du damals durchgemacht hast. Entschuldige bitte«, wiederholte sie noch einmal.
»Ist schon in Ordnung.«
Dann ging sie in ihr Zimmer, um sich umzuziehen, und damit war das Gespräch beendet.
Eine halbe Stunde kam sie wieder, in Jeans mit einem rosaschwarzen Leopardenmuster, Dominatrix-Stöckelschuhen
und einem knappen Oberteil. Aber es war nicht nur das, was sie anhatte: Sie war außerdem mit Armreifen behängt, hatte Spangen im Haar und war auffällig geschminkt …
»Wie machst du das nur?« Ich runzelte die Stirn.
»Du siehst doch auch toll aus.«
Ich hatte mir Mühe gegeben, aber in meinem Koffer waren nicht viele aufregende Sachen (schon deshalb nicht, weil ich keine besaß), und in meinem schwarzen Partykleid fühlte ich mich neben Emily in ihrem exotischen Aufzug wie ein Trauerkloß.
»Warum muss ich auch«, fing ich an zu zetern, »wie ein Brauereipferd gebaut sein, sonst könnte ich deine Sachen ausleihen. Kannst du mir die Wimpern mit deiner Wimpernzange biegen?«
Emily konnte noch viel mehr. Sie schminkte mich so, dass ich fast so glitzerte wie sie, und sie gab mir ein paar Armreife ab.
Dann machten wir uns auf den Weg.
Die Party fand in einer im spanischen Stil gebauten Villa in Bel Air statt und war eine prachtvolle, bis ins Kleinste organisierte Veranstaltung. Elektronische Tore, an denen muskelbepackte Männer die Papiere überprüften, zehn Mexikaner, die die Autos parkten, und Lichterketten, die in den Bäumen blinkten und funkelten. Im Haus mit den hohen, luftigen Räumen schlenderten die gut aussehenden, gut gelaunten Gäste umher, und in hohen Vasen standen üppige Lilienbouquets. Das Licht brach sich in den Champagnergläsern und – wie ich enttäuscht feststellte – den Gläsern mit Mineralwasser. Dies war eine Hollywood-Party, und ich hatte mit Drogen, leichten Mädchen und einem ausschweifenden Gelage gerechnet. Die ebenholzhäutige Prinzessin, die nach den Toiletten suchte, war doch bestimmt darauf aus, ein Gramm Kokain zu schnupfen, oder? Und das unglaublich jung wirkende Latino-Mädchen musste einfach eine Prostituierte sein.
Emily ging höflichkeitshalber zu Dan Gonzalez, dem Gastgeber, und begrüßte ihn, während ich herumstand, Champagner trank und nach Anzeichen für Ausschweifungen Ausschau hielt.
»Hi!« Ein stämmiger junger Mann, der ein Hemd mit Smokingkragen trug, kam auf mich zu. »Gary Fresher, Produzent.«
»Maggie Gar … Walsh.« Die Leute waren wirklich freundlich hier.
»Und was machen Sie beruflich, Maggie?«
»Im Moment nehme ich eine kleine Auszeit.«
Dann sagte er so schnell, dass ich ihm kaum folgen konnte: »Nett, Sie kennen gelernt zu haben«, und ging davon.
Wie bitte?
Ich hätte einen Beruf angeben sollen. Sich mit mir zu unterhalten war für ihn nicht interessant, weil ich nichts für ihn tun konnte. Die Erkenntnis schockierte und deprimierte mich zugleich.
Von wegen Party. Mehr wie eine Netzwerk-Börse. Demnächst würden sich die Gäste gegenseitig ihre Visitenkarten überreichen. Oh, da passierte es schon, und Emily O’Keeffe war mit von der Partie. Sie bewegte sich mittendrin im Getriebe, glänzend, selbstbewusst, plauderte hier, lachte da …
Shay Delaney war nirgendwo zu sehen. Anscheinend war er nicht in der Stadt.
»Hi! Ich bin Leon Franchetti.«
Ein bestürzend attraktiver Mann stand plötzlich vor mir und streckte mir seine Hand entgegen.
»Maggie Walsh.«
»Und was machen Sie beruflich, Maggie?«
»Ich habe einen Hundesalon.« Das war das Erste, was mir einfiel. »Und Sie?«
»Ich bin Schauspieler.«
Zugegebenermaßen war ich beeindruckt. Nicht so beeindruckt wie zu Zeiten, als meine Gefühlslage in Ordnung war, aber immerhin. »Cool!«
»Ja, für mich ist es ziemlich gut gelaufen.« Ich war von seinem filmreifen Lächeln fasziniert.
Ich wollte ihn gerade fragen, in welchen Filmen er mitgemacht hatte, aber er kam mir zuvor. »Ich habe gerade einen Pilotfilm für ABC gemacht, der müsste im Herbst rauskommen, ich spiele einen großartigen Typen, mit viel Raum für Entwicklung, da konnte ich wirklich was zeigen –«
»Ausgez-«
»Davor spielte ich in Das Kaleidoskop .« Wieder das hypnotisierende Lächeln.
»Ach ja?« Ich
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