Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Das Ende einer Beziehung ist immer so zerstörerisch. Also, selbst wenn ich mit einem Mann nur drei Monate zusammen war, gerate ich in Selbstmordstimmung, wenn es vorbei ist. Es sei denn, ich mache Schluss. Dann geht es mir jedesmal fantastisch.«
Ich fing an, mich erheblich besser zu fühlen, doch dann machte Emily alles kaputt, indem sie fragte: »Besteht eine Chance, dass ihr, du und Garv, wieder zusammenkommt?«
Dunkelheit schien sich auf das Zimmer zu senken.
»Ich weiß, dass er eine Affäre hatte«, sagte Emily.
»Hat«, verbesserte ich sie. »Er hat eine Affäre.«
»Das könnte vorbei sein. Du weißt es nicht.«
»Das spielt keine Rolle. Der Schaden ist angerichtet. Ich könnte ihm nie wieder vertrauen.«
»Aber es geht – andere Paare haben das auch geschafft.«
»Ich will es nicht. Seit Februar … ich kann es nicht beschreiben, Emily. Es war, als wäre ich … als wäre ich mit ihm im Kofferraum eines Autos eingesperrt.«
»Großer Gott!«, sagte sie, von meinem Bild verblüfft. Ich selbst war auch verblüfft. Normalerweise fallen mir solche Dinge nicht ein.
»Ein Kofferraum, der auch noch schrumpfte«, fügte ich hinzu, um mich zu übertrumpfen.
Emily packte sich mit der Hand an der Kehle. »Ich kriege keine Luft!«
»Genauso habe ich mich gefühlt«, sagte ich nachdenklich. »Wie auch immer, ich habe heute einen schlechten Tag. Schon wieder.«
»Lass es los, Mann«, sagte eine schlaftrunkene Stimme dazwischen. Es war Ethan, der im Türrahmen lehnte und ganz offensichtlich gefesselt war. »Wenn es nicht zurückkommt, war es nie deins, und wenn es zurückkommt, kannst du es für immer behalten.«
»Raus!«, befahl Emily und zeigte mit dem Finger zur Tür. »Wir haben schon genug Amateur-Philosophen hier.«
Als er zur Tür hinausschlurfte, warf Emily einen Blick auf die Uhr und nahm den Telefonhörer. »David muss inzwischen in seinem Büro sein!«
Und das war er auch – aber er konnte ihr überhaupt nichts sagen. Wie es seine Art war, machte er ein paar positive Bemerkungen. »Sie haben dich großartig gefunden!« Aber Emily wollte Fakten. Ja oder nein. Hatte sie es geschafft oder nicht? Er konnte es ihr nicht sagen.
»Er hat Angst«, mutmaßte sie und legte den Hörer auf.
»Warum sollte er Angst haben?«, fragte ich mit gezwungener Heiterkeit.
»Weil diese Stadt von der Angst angetrieben wird. Wenn Hothouse das Skript ablehnt, dann wirft das ein schlechtes Licht auf ihn und sein mieses Urteilsvermögen, weil er eine Niete gefördert hat. Das bedeutet, dass er auch eine Niete ist.«
Darüber musste ich nachdenken. Ich hatte Agenten immer für so eine Art unparteiischer Katalysatoren gehalten. Mittelsmänner, die Menschen zusammenbrachten, aber selbst von dem Vorgang unberührt blieben. Ich hatte mich getäuscht.
»Und Mort Russell hat wahrscheinlich Angst, dass das Drehbuch dem Studiochef nicht gefällt, wenn er es kauft«, fuhr sie düster fort. »Und außerdem Angst, dass jemand anders es kauft, wenn er es ablehnt, und einen Riesenerfolg daraus macht. Unterdessen bin ich fast tot vor Angst, dass niemand es kauft. Und wie fühlst du dich, Maggie?«
Ich überprüfte meinen Angststand. Unverändert. »Starr vor Angst.«
»Willkommen in Hollywood.«
Es klingelte an der Haustür, und wir sahen uns fragend an. Emily hätte sich beinahe das Genick gebrochen, als sie über den Fußboden rutschte, so beflügelt war sie von der Vorstellung, dass Mort Russell mit einem Scheck, der das Ende ihrer Sorgen bedeuten würde, auf der Schwelle stand.
Aber es war nicht Mort Russell, es war Luis. Bisher hatten die Jungen für mich nur als undeutliche Gestalten mit austauschbaren Bärten existiert, aber bei der Party waren sie als Individuen ins Blickfeld gerückt. Es gab tatsächlich nur drei. Ethan: groß, pummelig, kahl geschoren. Curtis: blond mit beginnender Glatze, vollschlank, mit dem dürftigsten Ziegenbart von allen. Es war ein fusseliges Büschel und sah aus, als
wäre er unters Bett gekrochen, wo sich ein Staubball an sein Kinn geheftet hatte. Ich fand ihn etwas unheimlich, aber vielleicht lag das daran, dass Ethan mir erzählt hatte, in der Highschool sei Curtis zu dem Jungen gewählt worden, der »am ehesten mit einer nuklearen Waffe in der Öffentlichkeit Amok laufen würde«.
Und dann vor mir Luis: hübsch, adrett – und höflich! Er wollte sich für die Party bedanken und uns zum Essen einladen. Er behauptete, aufgrund seiner kolumbianischen Herkunft ein ausgezeichneter Koch
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