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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Emily und ich uns zwischen den Tischen hindurchschlängelten, fühlte ich mich von einer etwas befremdlichen Atmosphäre umgeben, konnte aber den Grund nicht benennen, bis Justin mit Desiree im Schlepptau ankam.
    »Vielen Dank, Mädels.« Mit schmalen Lippen und schriller Stimme beschwerte Justin sich bei Lara und Nadia. »Ihr habt mich in ein Lesben-Restaurant eingeladen. Man könnte mich lynchen.«
    Und dann wurde mir klar, was das Merkwürdige war: Die Gäste waren ausnahmslos Frauen. Justin war der einzige Mann. Plötzlich verstand ich auch die unverhohlenen Blicke, die mir gegolten hatten, das Zwinkern und das aufreizende Lächeln. Ich war sofort verstört: War es ein Fehler gewesen zurückzuzwinkern?
    Kichernd gestand Nadia, dass es ihre Idee gewesen war. »Ich finde es klasse hier. Ist es nicht toll?«
    »Umwerfend toll«, murmelte Justin beleidigt. »Lasst uns bestellen.« Während er die Speisekarte studierte, warf er hin und wieder Blicke zu den anderen Tischen hinüber, mit denen er ausdrückte: »Ich bin nur der Dicke, der immer dran glauben muss, von mir habt ihr nichts zu befürchten«, aber er konnte sich nicht richtig entspannen.
    Wir gaben die Bestellung auf, und alle außer mir bestellten Sachen, die nicht auf der Speisekarte standen, oder baten um spezielle Änderungen von angegebenen Gerichten. Als ich mich gerade über meinen Teller hermachen wollte, erstarrte meine Hand mit der Gabel, denn ich sah etwas, das in die Welt um mich herum nicht passte. Eine Frau, deren Kopf und Gesicht völlig mit Mullbinden bandagiert war, wurde von einer großartig aussehenden jüngeren Frau mit wunderschönen Haaren über den Gehweg geleitet. Als sie näher kamen, konnten wir hören, wie die junge Frau zärtlich sagte: »Pass auf, Mum, jetzt kommt eine Stufe. Noch zwei Stufen, dann wieder runter. Jetzt sind wir am Auto.«
    Sie blieben bei einem Auto mit Allradantrieb stehen, das nur wenige Meter von unserem Tisch entfernt parkte. Schweigend sahen wir zu, wie die Frau blind und reglos wartete, dass die Autotür für sie geöffnet würde.
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte ich mit einem flauen Gefühl. »Sieht aus, als hätte sie schwere Verbrennungen.«
    Sofort sahen mich alle mit nachsichtigem Lächeln an. Sogar Desirees Blick war freundlich-belustigt.
    »Schönheitsoperation«, sagte Lara leise. »Anscheinend hat sie sich das ganze Gesicht liften lassen.«
    »Jetzt ganz vorsichtig, Mum.« Die Frau wurde sanft auf den Beifahrersitz manövriert, aber sie zog den Kopf nicht genügend ein und stieß sich das Gesicht am Türrahmen. Ein kleines Quieken entwich dem Schlitz für den Mund, und ein kollektives »Au!« ging durch das Restaurant. Alle hatten aufgehört zu essen.
    Dann saß die Frau im Auto. Sie hockte auf dem Beifahrersitz und sah aus wie aus Die Rückkehr der Mumie . Ich durfte keine bösen Bemerkungen über Schönheitschirurgie machen, schließlich hatte Lara sich die Brüste vergrößern lassen, aber
wie musste das Gesicht unter all den Bandagen aussehen? Wie ein rohes Steak? Ich schüttelte mich. »Es sieht barbarisch aus.«
    »He!« Lara schüttelte mich sanft am Arm. »Fall bloß nicht in Ohnmacht. Sie ist glücklich. Ein, zwei Tage im Bett, dann feiert sie ihr neues Gesicht mit einer Party.«
    »Und was ist mit ihrer Tochter?« Ich wusste selbst nicht, warum ich das sagte. Ich fand nur, dass es schrecklich für sie sein musste, ihre Mutter in diesem Zustand zu sehen.
    »Mach dir um sie keine Sorgen!«, tröstete Nadia mich. »Für sie gibt es auch Hilfe. In Beverly Hills High kriegen die Mädchen zu ihrem sechzehnten Geburtstag eine Nasenoperation geschenkt.«
    »Oh …«
    »Ich habe mir auch die Nase machen lassen«, erklärte Nadia voller Stolz. »Nicht meine, sondern so, dass mein Kind mit einer ganz tollen Nase zur Welt kommt.«
    Ein lähmendes Schweigen senkte sich auf uns. Desiree stand auf und trottete davon. Lara lächelte mir zu, aber ihr war offensichtlich nicht wohl.
    »Was ist? Was ist denn?« Nadia hatte etwas bemerkt und sah von einem zum anderen. »Was habe ich denn gesagt?« Dann ging es ihr auf. »Ach, jetzt verstehe ich. Weil ich lesbisch bin. Ihr denkt, Lesben können keine Kinder bekommen. Na, da werdet ihr aber staunen.«

20
    E inen Punkt hatte ich auf die Liste der Sachen zu setzen vergessen, die schlecht an Garv waren. Und zwar? Dass er leere Orangensaftkartons wieder in den Kühlschrank stellte? Dass er manche Wörter komisch aussprach?
    Nein, keins von beiden,

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