Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
zu sein. »Kommt einfach, wenn es euch passt!«, forderte er uns auf.
»Klar.« Emily brachte ihn unverzüglich zur Tür.
»Hast du keine Lust dazu?«, fragte ich sie.
Sie verdrehte ihre Augen. »Oh, hör auf.«
Dann murmelte sie, schließlich sei sie fünfunddreißig, und nicht fünfzehn, schnappte sich das Telefon und verbrachte viele Stunden ununterbrochen damit, zwischen Anrufern hin und her zu hüpfen, die Präsentation zu besprechen, das gleiche Gespräch immer wieder zu führen, zu spekulieren und im Grunde genommen nichts zu sagen.
Ich hätte zum Strand gehen oder Shopping-verkehrt machen können – ich wollte den bestickten Jeansrock zurückbringen, denn als ich ihn zu Hause anzog, sahen meine Knie darin komisch aus –, doch stattdessen sah ich mir zerstreut einen Fernsehprediger an und ließ mich von meiner morgendlichen Trauerstimmung überwältigen. Ich dachte an Garv. Er hatte viele gute Eigenschaften. Andererseits auch viele schlechte. Weil sie wie die Bälle bei einem Pingpongspiel in meinem Kopf herumsprangen, nahm ich mir einen von Emilys gelben Schreibblöcken und machte eine Liste.
Was gut an Garv ist:
Er durchschaut Wechselkurse und Krimihandlungen.
Er hat einen süßen kleinen Po, besonders in Jeans.
Er hält mich für die schönste Frau auf der Welt. (Jetzt wahrscheinlich nicht mehr.)
Er sieht in allen das Gute. (Außer in meiner Familie.)
Er bügelt seine Sachen selbst.
Er geht mit mir in Jazz-Konzerte und dergleichen, um meine kulturelle Bildung zu fördern.
Was schlecht an Garv ist:
Er geht mit mir in Jazz-Konzerte und dergleichen, um meine kulturelle Bildung zu fördern.
Er liebt Fußball und ist stolz auf mich, weil er denkt, ich verstehe die Abseitsregel. (Was nicht stimmt.)
Die Sache mit der Heizdecke, klar.
Seine Einstellung zu meinen Haaren.
Er spricht nie mit mir über »wichtige Sachen«. Ich weiß, dass alle Männer sich weigern, über »wichtige Sachen« zu sprechen und nur mit einem Schulterzucken sagen: »Ach, bei uns ist alles bestens«, wenn die Ehe nach neun Jahren zerbricht, aber es machte mich trotzdem unglücklich.
Er schläft mit anderen Frauen.
Meine kindische Liste der Fakten hatte jedoch keinerlei Wirkung auf meine düstere Stimmung. Ich war in einer üblen Verfassung, und mein Leben war in einer üblen Verfassung. Und meine Zukunft war in einer üblen Verfassung. Und meine Vergangenheit war ohne Zweifel in einer üblen Verfassung. Als ich merkte, dass der Tag eine Katastrophe zu werden drohte, nahm ich ein Handtuch, legte mich im Garten auf eine Gartenliege und sank Sekunden später in einen barmherzigen Schlaf.
Ich wachte auf, weil ein Wasserstrahl auf mich gerichtet war – der Rasensprenger war angesprungen –, und ging ins Haus. Emily telefonierte immer noch. Sie ließ sich von jemandem eine Wegbeschreibung geben. »Ach, jetzt weiß ich. Ist das nicht der Block, wo die ganzen Schönheitschirurgen sind? Dann weiß ich Bescheid.«
Sie legte auf. »Kommst du mit zum Essen?«
»Wer kommt noch?« Ich versuchte, unbefangen zu klingen.
»Lara, Nadia, Justin, Desiree, du und ich.«
Troy nicht?
»Troy muss arbeiten«, sagte sie freundlich, da sie meine ungestellte Frage spürte. »Er trifft sich mit einem Produzenten. Und du weißt ja, wie Troy ist, wenn es um seine Arbeit geht.«
Das wusste ich zwar nicht, aber wie auch immer. Ich war enttäuscht – und von Mort Russell gab es immer noch keine Neuigkeiten. Allerdings hatte Helen in der Zeit, als ich geschlafen hatte, angerufen. Es rührte mich, dass sie so besorgt war. Dann erfuhr ich, dass sie nicht aus Besorgnis angerufen hatte. Sie hatte sich lediglich mit Emily über sexy Surfer unterhalten wollen. »Sie wollte mir einfach nicht abnehmen, dass ich keine kenne!«
Wir fuhren durch den funkelnden Abend nach Beverly Hills und kamen auf dem Weg an einem Menschenauflauf vor einem kleinen Einkaufszentrum vorbei. Zwei Jungen wurden verhaftet. Sie mussten die Hände auf das Dach des Polizeiautos legen, während der eine Polizist sie absuchte und der andere die Handschellen bereithielt. Ich hatte noch nie gesehen, wie jemand festgenommen wurde. Einen Moment lang fand ich es spannend, etwas Aufregendes zu erleben, doch im nächsten Augenblick schämte ich mich dafür.
Die meisten Tische in dem Restaurant waren draußen unter einer hübschen grün-weiß gestreiften Markise aufgebaut und von der Straße durch einen weißen Holzzaun getrennt. Nadia und Lara saßen schon an einem Tisch am Zaun. Als
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