Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
ins Ohr flüsterte, was ich erlebt hatte. »Nicht gerade wahnsinnig aufregend, oder?« Ich fand das sehr amüsant.
»Nein.« Er lachte. »So toll ist die Party wirklich nicht. Komm, trink aus, ich bringe dich nach Hause.«
Und bevor es mir bewusst war, hatte ich diese Worte schon ausgesprochen: »Zu wem nach Hause?«
Sofort senkte ich den Blick und fürchtete mich, ihn anzusehen. Ich zitterte – vor Hoffnung, vor meiner eigenen Kühnheit, und vor Angst …
»Maaaggie«, flüsterte er, und ich blickte vorsichtig auf.
Er sah mich fragend an und wollte wissen, ob er mich falsch verstanden hatte. Er lachte – ein komisches, bedauerndes Lachen. »Junge, Junge.« Er klang ein wenig matt.
Mit bis zum Halse klopfendem Herzen verfolgte ich seine Bewegungen, als er aufstand und seinen Arm um mich legte. »Gehen wir.«
23
I n seinem Jeep wandte ich das Gesicht ab und sah aus dem Seitenfenster; ich hätte es nicht ertragen, ihn anzusehen, ohne ihn zu berühren. Er fuhr schweigend und zu schnell. Als wir an einer roten Ampel halten mussten, beging ich den Fehler, mich zu ihm zu drehen und ihn anzusehen, und schon presste sich sein Mund auf meinen.
Bei seinem harten Mund hatte ich mir nicht vorstellen können, wie er küssen würde, aber es war ein zarter Kuss, und ich war von der Zärtlichkeit überrascht. Ich war zwar aus der Übung, aber das war nicht allein der Grund dafür, dass ich fand, er sei ein geübter Küsser. Er küsste suchend und forschend und eigentlich ein bisschen frech.
Wir küssten uns so lange, bis die Ampel zum dritten Mal grün wurde. Zuerst war mir nicht klar, was geschah, aber im Nachhinein interpretierte ich die Geräusche, die ich entfernt gehört hatte: Das wilde Hupen war die Antwort darauf, dass wir nicht losfuhren, obwohl die Ampel grün geworden waren; das Aufjaulen von Motoren kam von Autos, die an uns vorbeizogen. Dann wurde die Ampel wieder rot und wieder grün, und wieder wurde wild gehupt, weil wir auch diesmal stehen blieben und die Autos hinter uns nicht weiterfahren konnten.
Irgendwann fuhren wir weiter, jetzt noch schneller, dann parkten wir in einer von Abfall übersäten Straße, er schloss eine mit Graffiti bemalte Metalltür auf, und wir stiegen eine
Betontreppe hinauf. Seine Wohnung war winzig und unordentlich, überall waren Bücher und Manuskripte verstreut, dann lagen wir auf seinem Bett, einander zugewandt.
»Bist du dir sicher, dass du es willst?«, murmelte er und strich mit dem Daumen an meinem Haaransatz entlang, was kleine Schauer durch mich hindurchschickte.
Mein Leben lang war ich vorsichtig gewesen und hatte gewartet, bis ich mir sicher war, dass ich das Richtige tat. Aber diesmal konnten die Dinge nicht schnell genug geschehen.
»Ganz sicher.«
»Du hast dich gerade von deinem Mann getrennt …«
Ich wollte keine Spielchen treiben und ihn warten lassen, um ihn noch mehr scharf zu machen. Ich wollte dies hier und jetzt.
»Das ist sechs Wochen her, und vorbei ist es noch viel länger.« Ich war außer Atem. Nicht nur vor Begierde, sondern auch aus Angst, dass er mich wieder wegschickte.
»Denn ich bin ein ganz Böser«, sagte er zärtlich.
»Das hast du schon gesagt. Soll ich was unterschreiben, dass ich keine Ansprüche stellen werde?«
Er lachte, und ich nahm seine Hand und legte sie auf mein Schienbein. »Zeig mir noch mal, wie man von Santa Monica zu deiner Wohnung kommt.«
»Da weiß ich was Besseres.«
Er zog sich das T-Shirt aus und entblößte seine glatte, haarlose Brust. Dann zog er sich seine restlichen Sachen aus, so dass sein schmalhüftiger, sehniger Körper mit beneidenswerter, olivfarbener Haut zum Vorschein kam. Würde ich sagen, dass er der schönste Mann war, den ich je gesehen hatte, so wäre das sicherlich eine Übertreibung, aber es ist klar, was ich meine.
Dann half er mir aus dem Kleid und sagte, dass er mich sehr begehre.
Claire hatte mir erzählt, wie das war, als sie das erste Mal nach ihrer Trennung von James mit einem Mann schlief, wie nervös sie gewesen sei. Und nachdem ich Garv verlassen hatte, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, je mit einem anderen Mann zu schlafen – es war mir buchstäblich unvorstellbar.
Aber das hier war viel leichter, als ich erwartet hatte.
»Du bist schön«, flüsterte er und knüpfte sanft mein Halstuch auf – dann band er es um mein Handgelenk und um den Bettpfosten. Ach du lieber Himmel!
»Bleib liegen«, befahl er mir, verschwand und – o nein! – kam mit einigen
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