Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
fast.
Sieh mich mal einer an, dachte ich staunend, hier schaukle ich in der warmen Sommernacht, hoch über einer Stadt, und trinke Martini mit einem Mann, der mich sehr anmacht.
Ja, wie ist das denn mit dem »Mann, der mich anmacht«? Es heißt, man weiß nicht, wie traurig man war, bis man wieder Glück empfindet. Und genauso wird einem erst klar, wie lange man kein Interesse an einem Mann verspürt hat, wenn man sich für einen interessiert. Troys entspannte Anmut, seinen grünlichen Augen, allein seine Nähe lösten in mir ein Gefühl aus, das ich nur als Bereitschaft bezeichnen konnte.
»Ich könnte mich daran gewöhnen«, sagte er sanft. Seinem Ton und seinem indirekten Blick entnahm ich, dass er nicht nur die Stadtansicht, den eisgekühlten Drink und das schaukelnde Sofa meinte. Ich hatte vielleicht ein behütetes Leben geführt, aber ich lebte nicht hinterm Mond.
»Ich auch.« Ich hielt meine Stimme neutral.
»Bist du dir sicher? Geht es dir wirklich gut? Ich meine, nach den Neuigkeiten von deinem Mann?«
»Bestens.« Also, in dem Moment traf das zu.
Er nickte. »Schön.«
»Wie lief dein Treffen gestern Abend?« Emily hatte angedeutet, dass Troy seine Arbeit sehr ernst nahm, deswegen fragte ich nach.
Er erzählte mir ein bisschen von den drei Projekten, an denen er arbeitete, von den verschiedenen Rückschlägen, von den Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Ich steuerte ermunternde und bedauernde Worte bei, je nachdem, wie die Situation es verlangte, aber eigentlich sprachen wir in einer Art Code.
Wenn er mich doch berühren würde! Die Haut auf meinem Oberschenkel bebte vor Verlangen nach seiner Berührung …
»Ist hier draußen eine Maggie?« Jemand steckte den Kopf zur Tür raus. »Cameron braucht dich. Sein Feuer ist ausgegangen.«
Damit war der Zauber gebrochen. Troy sagte mit bedauerndem Blick: »Lass uns reingehen.«
Inzwischen waren mehr Gäste angekommen, aber trotzdem waren nicht mehr als dreißig Leute da. Cameron winkte mich über die eisige Tundra zu sich und brüllte laut: »Come on, baby, light my fire!«
»Himmel«, murmelte ich, »was ist in der Zwischenzeit passiert?« Anscheinend war die Stimmung um einiges gestiegen, während wir draußen waren – aber nachdem Troy und ich uns eins der weißen Ledersofas gesichert hatten, stellte ich fest, dass ich mich geirrt hatte. Lauter als Camerons forscher Ton wurde es den ganzen Abend nicht, für eine Party war diese sehr gemäßigt. Und für eine Party eines Filmstars war sie eine herbe Enttäuschung.
»Bisher wurde niemand geohrfeigt, es gab kein Techtelmechtel im Warmwasserbecken, nicht ein einziges Fernsehgerät wurde in den Swimmingpool geworfen«, sagte ich traurig. Und abgesehen von ein paar schlanken Joints, die die Runde machten, war auch nichts von Drogenkonsum zu bemerken.
»Irin, du denkst immer nur an das eine!«
Ich zuckte die Schultern. »Ich habe verlorene Zeit wettzumachen.«
In der Truppe aus 90210 , die sich eng um den Kamin scharte, schienen sich alle untereinander zu kennen. Zwar waren sie zu mir und Troy ausgesprochen höflich, aber nicht besonders freundlich. In diesem Fall war mir das gleichgültig, denn Troy
war der einzige Mensch, mit dem ich mich unterhalten wollte. Er erzählte mir weiter von seiner Arbeit, und ich machte große Augen, leckte mir die Lippen und warf ihm sehnsuchtsvolle Blicke zu – bis ich merkte, dass ich, wahrscheinlich schon seit geraumer Zeit, aus einem leeren Glas trank.
Troy zeigte darauf. »Noch einen?«
»Ich hol sie.«
Ich durchquerte die weiße Ebene auf dem Weg zur Küche, aber als ich dort ankam, wurde mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dahinter hörte ich eine Frauenstimme flüsternd sagen: »Das soll doch nicht jeder mitkriegen. Wo hast du das denn her?«
Ich hatte schon die Hand auf dem Türknauf und erstarrte, als ich eine Männerstimme hörte: »Möchtest du welches?«
»Besser nicht! Eigentlich darf ich nicht!«
»Ein bisschen schadet doch nicht.«
»Mann, wenn du dich hören könntest!«
Ich hatte Angst, in die Küche zu gehen. Welche illegalen stimmungsverändernden Mittel wurden dort eingenommen? Kokain? Angel Dust? Heroin ? Aber meine Neugier war zu groß, ich machte die Tür auf – und entdeckte zwei Menschen, die schuldbewusst eine Packung Ben&Jerry’s-Eis auslöffelten. Verstört rissen sie die Köpfe hoch, und das Mädchen sagte tatsächlich: »Es ist nicht das, wonach es aussieht.«
Ich fand das so lustig, dass ich zu Troy eilte und ihm
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