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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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einmal gehört? Und auch diesmal war es fast so teuer.
    Als wir uns wieder in Laras Pick-up setzten, bemerkte ich plötzlich eine Veränderung. Mit einem Mal war Lara verlegen, und ihre Verlegenheit war deutlich spürbar. »Ich muss dir noch etwas sagen«, sagte sie und nahm meine Hand. Erschrocken starrte ich in ihre blauen Augen. O nein, jetzt kommt’s. Der Lesbenkuss! Meine Sinneswahrnehmungen waren sofort geschärft, und ich bemerkte, dass sie nach Erdbeeren duftete und den Fahrersitz ihrer langen Beine wegen so weit wie möglich nach hinten gestellt hatte … sie hob meine Hand an ihr Gesicht. Wollte sie sie küssen? Und dann mich?
    »Mir ist gar nicht wohl dabei«, sagte sie seufzend, »aber deine Nägel sind wirklich in einem schlimmen Zustand. Du musst dir unbedingt die Nägel in einer Nail Bar machen lassen.«
    Einen Moment lang war ich zu verdutzt, um zu bemerken, dass sie mir meine Hand zurückgegeben hatte. Also kein Lesbenkuss. Nur eine Fortsetzung von Laras Mission, mich nach L.A.-Maßstäben zu verschönern.
    »Warst du schon einmal bei einer Maniküre?«
    »Selbstverständlich.« Vor meiner Hochzeit, oder? Und sicher hatte es andere Gelegenheiten gegeben.
    »Aber das ist schon einige Zeit her, stimmt’s? Also, hör zu. In Santa Monica gibt es einen Laden, an der Ecke Arizona und Third. Nail Heaven, lauter Frauen aus Taiwan, die allerbesten.
Sag ihnen, ich hätte dich geschickt.« Ich wartete darauf, dass sie ihr Mobiltelefon herausholte und einen Termin für mich vereinbarte. Aber das tat sie nicht.
    »Machst du keinen Termin für mich aus?«, fragte ich und gab mir Mühe, ganz normal zu klingen.
    »Das ist nicht nötig. Nicht bei Nägeln. Wir sind hier schließlich in einem zivilisierten Land! He, aber du bist jetzt nicht sauer auf mich, oder?«
    »Nein.«
    »Zum Glück! Was machen wir jetzt? Einen trinken gehen oder was essen gehen oder …«
    Bevor wir zu einer Entscheidung kommen konnten, klingelte ihr Mobiltelefon. »Ja.« Ihr Blick glitt zu mir herüber. »Ich habe sie bei mir.«
    Es war Troy! Er war mir auf der Spur! Er wollte unbedingt mit mir schlafen!
    Fehlanzeige. Es war Justin. Emily hatte ihn angerufen und ihm aufgetragen, sich um mich zu kümmern.
    »Kann ich mitkommen?«, fragte Lara.
    »Heute keine Nadia?«
    »Nein.« Plötzlich war sie still und ließ den Wagen an, und wir fuhren zu Justin – er wohnte in einer Mini-Hacienda mit rotem Dach und lauter spanischen Mauerbögen und schmiedeeisernen Gittern vor den Fenstern. Er trug ein blau-grünes Hawaiihemd, das ich noch nicht kannte. Wahrscheinlich hatte er hunderte davon.
    »Hi, wie geht es dir?«, fragte ich.
    »Ich bin sauer«, sagte er, und seine Stimme war noch schriller als sonst.
    »Wieso, Schätzchen?«, fragte Lara bekümmert.
    »Ein anderer Typ kriegt in letzter Zeit die Rollen, für die ich gebucht bin. Guckt ihn euch an!«
    Er schlug mit der Handfläche auf eine Ausgabe der Daily Variety und zeigte uns ein Foto von dem anderen. Es war fast unheimlich, denn der Mann sah Justin so ähnlich, dass sie hätten Brüder sein können, nur dass dieser hier noch ein bisschen pummeliger war und noch ein bisschen süßer aussah und sein Gesicht noch offener und naiver wirkte als Justins.
    »Das ist das Einzige, was ich kann: der Dicke sein, der dran glauben muss«, sagte Justin und sank deprimiert nieder. »Wenn ich das nicht mehr sein kann, dann bin ich arbeitslos. Ich bin ein Versager.«
    Lara und ich wussten sofort, was zu tun sei; wir erinnerten ihn daran, dass er ein Massagekünstler sei und ein ausgezeichneter Koch (behauptete Lara), und schließlich hellte sich seine Stimmung etwas auf. »Tut mir Leid, Mädels. Was machen wir also heute Abend? Wir könnten ins Kino gehen.«
    »Ist mir recht.« Wenn wir ins Kino gingen, konnte ich im Schutz der Dunkelheit massenhaft Süßigkeiten essen.
    »Wie wär’s mit Fliegende Schweine ?«, sagte Lara.
    »Ne, ich mochte seinen letzten schon nicht«, sagte Justin.
    »Welchen? Innenansicht ?
    »Nein, Waschtag .«
    « Ist der von ihm?”
    Ich schaltete ab, während die besten der vielen, vielen Filme, die zurzeit in L.A. liefen, einer Analyse unterzogen wurden – das ist meine einzige Beschwerde an Leuten in der Filmbranche: sie wissen zu viel –, und schaltete wieder ein, als sie sich endlich auf einen Film geeinigt hatten. Der Titel lautete Seven Feet Under .
    »Eine schwarze Komödie«, erklärte Justin. »Der Regisseur ist der gleiche wie von …«
    »Wunderbar, ist nicht

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