Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
den Arm und sprach liebevoll mit ihm, und das Kind hörte auf zu weinen und blickte ihn verwundert an, und alle (außer die in meiner Familie) sagten: »Er wird einmal ein fantastischer Vater!«
Natürlich fing Garv an, davon zu reden, dass wir eine Familie gründen sollten, und ich verfluchte mein Pech. In anderen Beziehungen war es die Frau, die Kinder wollte, und der Mann, der nichts unversucht ließ, um das zu verhindern. Schließlich gab es, so wollte uns der allgemeine Volksglaube (und die Frauenzeitschriften) weismachen, kinderscheue Männer wie Sand am Meer.
Jedesmal, wenn Garv das Thema anschnitt, fiel mir ein guter Grund ein, warum dies nicht der rechte Zeitpunkt war. Doch als wir einmal am Wochenende auf Ronan aufpassten, dämmerte es ihm, dass mein Widerstreben mehr als eine vorübergehende Sache war. (Ich sage zwar Wochenende, aber es war nur Samstag Abend bis zum Sonntag Morgen; länger wagten Peter und Shelley nicht, ihn bei uns zu lassen, und im Verlauf dieser vierundzwanzig Stunden riefen sie ungefähr achtzig Mal an.)
Es war das erste Mal, dass wir länger als zwei Stunden auf Ronan aufpassten, und wir schafften es ganz gut, ihn zu füttern, auf sein Bäuerchen zu warten, ihm die Windeln zu wechseln und mit ihm zu schäkern. Es hat sogar Spaß gemacht, denn ich hatte nichts gegen Kinder an sich, nur dagegen, sie selbst zu bekommen.
Als Ronan nachts zweimal schrie, stand Garv klaglos auf und beruhigte ihn, und am Morgen brachte er ihn in unser Bett und setzte ihn sich auf den Schoß. Ronan machte schon lauter glückliche Geräusche, und als Garv seine pummeligen Handgelenke umfasste und ihm mit einem Prusten Luft ins Gesicht blies, kreischte Ronan vor Vergnügen. Garv lachte fast genauso laut, und wie er da so saß, die Brust entblößt, sein Haar zerwühlt, sah er aus wie der Mann in der Mann-mit-Baby-Werbung.
Ein so starkes Gefühl wirrer Sehnsucht durchzuckte mich, dass es wie ein körperlicher Schmerz war.
Insgesamt hatten wir viel Spaß zusammen, und als Peter und Shelley kamen, um Ronan abzuholen, fragten sie: »Hat es euch gefallen mit ihm?«
»Und wie«, sagte Garv, »er war so süß. Wir wollen ihn gar nicht wieder hergeben.«
»Vielleicht solltet ihr einen kleinen Cousin für ihn machen«, erwiderte Shelley.
Worauf ich blitzschnell auf die kahlen Wände deutete und sagte: »Wir können doch kein Baby auf dieser Baustelle haben.« Sie lachten, und ich lachte, und Garv lachte, aber er lachte nicht so laut wie wir. Schon in dem Moment wusste ich, dass ich mit den Ausflüchten zu weit gegangen war, und kurz darauf fing das mit den Kaninchen an.
Die Zeit verging, und ich fühlte mich immer noch nicht bereit. Einige meiner Ängste hatten nachgelassen, besonders die vor den Schmerzen, denn ich kannte inzwischen genügend Frauen, die Kinder bekommen hatten, um mit Sicherheit zu wissen, dass man eine Geburt überleben konnte. Aber wenn ich von einer Frau hörte, die ihr erstes Kind mit neununddreißig bekommen hatte, spürte ich Erleichterung. Dann stand in einer Zeitschrift ein Bericht über eine Frau, die mit Hilfe irgendwelcher künstlicher Methoden noch mit sechzig Mutter wurde, und auch das war eine gute Nachricht für mich.
Doch viel schneller als erwartet war mein einunddreißigster Geburtstag da, und ich geriet in Panik. Ich hatte gesagt, ich würde mit dreißig Kinder bekommen, und jetzt war ich schon ein Jahr älter. Wann würde sich endlich mein Mutterinstinkt durchsetzen? Die Zeit wurde knapp, und wenn ich nicht bald anfing, würde ich kurz vor den Wechseljahren mein erstes Kind zur Welt bringen.
Wie schon erwähnt, Garv ist nicht dumm. Und schließlich setzte er sich freundlich, aber entschieden – er kann sehr entschieden sein, wenn er will – mit mir hin und bestand darauf, dass ich darüber sprach. Wirklich sprach, statt ihn abzuspeisen, wie ich das in den vergangenen zwölf Monaten getan hatte.
»Ich bin einfach noch nicht dazu bereit«, gab ich zu. »Aber es geht mir nicht mehr um den Schmerz allein. In der Hinsicht bin ich schon viel vernünftiger.«
»Meine Teure, wir sorgen dafür, dass du die beste Narkose bekommst, die es gibt. Woran liegt es also?«
»Na ja, an meiner Arbeit.«
Als ich es laut ausgesprochen hatte, wurde mir auch klar, worin das Problem bestand. Ich hatte fünf Jahre, sowohl in Chicago als auch in Irland, sehr, sehr viel gearbeitet, ich hatte mich bis zum Umfallen eingesetzt und wartete immer noch auf eine sichere Position. Eine stabile
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