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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco von Münchhausen
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Bedeutung. Einerseits ist es wichtig, sein ganzes Potenzial zu entfalten, der inneren Bestimmung zu folgen und dies auch gegen alle Bedenken und Unkenrufe aus dem eigenen Umfeld, die meist nur auf Unkenntnis, Risikoscheu und in vielen Fällen auch auf Neid gegründet sind. In den Biografien erfolgreicher Menschen finden sich unzählige Beispiele von Personen, die sich aus einfachsten Verhältnissen ihren Weg nach »oben« gebahnt haben, sich von Bedenkenträgern und Miesmachern nicht haben beirren lassen und sich selbst treu geblieben sind – seien dies nun erfolgreiche Manager und Industrielle, große Künstler, Musiker, Schauspieler oder Politiker höchsten Ranges. Wie die Libelle haben sie bewusst oder intuitiv gespürt, was in ihnen angelegt war, und sind ihrem inneren Ruf und ihrer Vision gefolgt. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder die Geschichte vom Huhn erzählt, das zum Adler wurde. Allerdings war es kein richtiges Huhn, sondern ein Adlerküken, das in einem Hühnerstall aufgewachsen war und eines Tages seiner eigenen Bestimmung gefolgt ist und den Mut gefunden hat, seine Schwingen auszubreiten und sich in die Lüfte zu erheben.
    |79| Damit tut sich aber auch schon der zweite Aspekt auf: die Gefahr, das eigene Potenzial zu überschätzen. Allzu oft wird die Geschichte von Huhn und Adler missbraucht, uns zu suggerieren, jeder sei dieser Adler im Hühnerstall, jeder könne gewissermaßen vom Huhn zum Adler werden – fragt sich nur, wer dann noch die Hühner sind … Nein! So sehr es auch darum geht, dem inneren Ruf und der eigenen Sehnsucht zu folgen, so wichtig ist es eben auch, nicht künstlich mehr sein zu wollen, als man tatsächlich ist – ein sicherer Weg, unzufrieden und unglücklich zu werden. Vielmehr geht es gerade auch darum, seine eigenen Grenzen zu erkennen, diese anzunehmen und innerhalb dieser Grenzen zufrieden und erfüllt zu leben, gewissermaßen ein »glückliches Huhn« zu sein, wenn ich eben ein Huhn und kein Adler bin. Und die Frage, ob ein Adler per se glücklicher ist als ein Huhn, muss sowieso offen bleiben.
    Zufriedenheit und Erfüllung erfordern also sowohl das Erkennen der eigenen Bestimmung als auch das Erkennen und Annehmen der eigenen Grenzen, um innerhalb dieser Grenzen sein ganzes Potenzial zu entfalten. Also: Werde, was du bist, sei, was du bist, und trachte, dies mit ganzem Herzen zu tun!

    Fragen zum Nachdenken
Welche Dinge habe ich schon in meinem Leben gegen alle Widerstände von außen durchgesetzt und entfaltet, das heißt bildlich gesprochen: In welchen Bereichen habe ich meine Libellennatur gegen alle Bedenken von Blutegeln verwirklicht?
Welche Potenziale und innersten Wünsche möchte ich noch zur Entfaltung bringen? Und welchen Widerständen begegne ich dabei?
|80| Welche sind meine Grenzen, die ich klar erkenne und ohne Hadern annehmen kann? Beziehungsweise: Was hindert mich, diese Grenzen einfach zu akzeptieren?

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|81| Schein und Sein
    Ein angesehener Mitbürger gab ein Fest, und der Mullah ging hin, war aber nur in ein bescheidenes, einfaches Alltagsgewand gehüllt. Um ihn herum glänzten Seide und Samt und die herrlichste Garderobe.
    Geringschätzig wurde seine dürftige Kleidung von den anderen Gästen gemustert. Man schnitt ihn, rümpfte die Nase und drängte ihn fort von den herrlichen Speisen des kalten Büfetts.
    Geschwind eilte da der Mullah nach Hause, zog seinen schönsten Kaftan an und kam zurück auf das Fest — würdiger als einer der Kalifen.
    Welche Mühe gab man sich nun um ihn! Jeder versuchte, mit ihm ins Gespräch zu kommen oder wenigstens eines seiner weisen Worte zu erhaschen. Es schien, als sei nun das kalte Büfett für ihn allein gedacht. Von allen Seiten bot man ihm die schmackhaftesten Speisen an.
    Doch was machte der Mullah? Er stopfte sie in die weiten Ärmel seines Kaftans.
    Genauso schockiert wie interessiert bestürmten ihn die anderen mit der Frage: »Oh Herr, was machst du denn da? Warum isst du nicht, was wir dir anbieten?«
    Der Mullah fütterte weiterhin seinen Kaftan und antwortete gelassen: »Ich bin ein gerechter Mensch, und wenn wir ehrlich sind, gilt eure Gastfreundschaft nicht |82| mir, sondern meinem Kaftan. Und der soll nun erhalten, was er verdient.«
    Überspitzt dargestellt, und doch könnte es mit wenigen Abstrichen aus unserem heutigen gesellschaftlichen Leben gegriffen sein. Welche Erfahrung wird jemand machen, der in erkennbar billiger Kleidung ein Fünf-Sterne-Restaurant oder ein

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