Auszeit
durchs Leben zu gehen, für den ist auch nichts vergeblich. Und allein das ist schon Teil der Rendite. Wir zeichnen alle immer wieder »Hähne«, das ganze Leben könnte man als Übung betrachten, |158| und ab und zu gelingt uns dann auch ein wunderschönes Bild: durch eine richtige Reaktion, durch eine exzellente Arbeit oder auch nur durch einen authentischen, menschlichen Auftritt.
Vielleicht können wir so mit der Zeit furchtloser ins Leben investieren, weil wir wissen: Der return bleibt nicht aus.
Fragen zum Nachdenken
In welchen Bereichen habe ich schon die erkennbare Rendite für jahrelange Übung erzielt?
Welche anfangs vergeblich erscheinenden Investitionen haben sich später doch noch amortisiert?
Mit welchen Fehlinvestitionen hadere ich immer noch? Was könnte hierbei doch ein verdeckter Nutzen für meinen Beruf oder meine Persönlichkeit sein? Was habe ich dadurch gelernt?
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|159| Schicksalsschläge
Immer wieder begegnen uns – in Biografien wie im realen Leben – Menschen, die gerade durch ein erlittenes schweres Schicksal eine besondere Stärke entwickelt haben, in manchen Fällen sogar die entscheidende Kraft für ihr weiteres Leben. Ähnlich wie in der marokkanischen Geschichte von der Steinpalme:
Durch eine Oase ging ein finsterer Mann. Er war so gallig in seinem Charakter, dass er nichts Gesundes und Schönes sehen konnte, ohne es zu verderben. Spielende Kinder verdunkelten sein Gemüt, und nicht einmal der Strahl der Morgensonne konnte ihn aufheitern.
Am Rand der Oase stand eine junge Palme im besten Wachstum. Die stach dem finsteren Mann in die Augen. Er nahm einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem bösen Lachen ging er nach dieser Heldentat weiter.
Die junge Palme schüttelte sich und bog sich und versuchte , die Last abzuwerfen. Vergebens. Zu fest saß der Stein in der Krone.
Da krallte sich der Baum tiefer in den Boden und stemmte sich gegen die steinerne Last. Er senkte seine Wurzeln so tief, dass sie die verborgene Wasserader der Oase erreichten und stemmte den Stein so hoch, dass die |160| Krone über jeden Schatten hinausreichte. Wasser aus der Tiefe und Sonnenglut aus der Höhe machten eine königliche Palme aus dem jungen Baum.
Nach Jahren kam der finstere Mann wieder, um sich an dem Krüppelbaum zu freuen. Er suchte vergebens.
Da senkte die stolze Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: »Ich muss dir danken, deine Last hat mich stark gemacht.«
Nicht durch die Befreiung von ihrer Last, sondern durch die Annahme und Integration des Steins in ihr weiteres Wachstum hat die Palme ihre eigentliche Stärke und Größe entwickelt. So schwierig dieser Prozess auch sein mag, rückblickend stellt er sich als ein bereichernder und notwendiger dar. Es wird von Menschen berichtet, die durch eine Kindheit in Armut gelernt haben, achtsam mit Geld umzugehen und es später zu großem Reichtum gebracht haben, von anderen, die durch eine schwere Krankheit ihre eigentliche Lebensaufgabe in einem heilenden Beruf gefunden haben, und von wieder anderen, die erst nach einer Kündigung ihr eigenes Unternehmen aufgebaut haben, oder gar von Eheleuten, die erst nachdem sie vom Partner verlassen wurden, lernten, auf eigenen Beinen zu stehen und zu einer starken Persönlichkeit wurden.
Nie werde ich vergessen, wie mich ein früherer Geschäftspartner so betrogen hatte, dass mir innerhalb eines Jahres die wirtschaftliche Existenzgrundlage meiner Familie entzogen wurde. So hart dies war, rückblickend bin ich ihm fast dankbar, denn er zwang mich, ein anderes, bis dahin still vor sich hin plätscherndes Unternehmen neu auf- und auszubauen, das sich dann zu einer wesentlich besseren Einnahmequelle entwickeln sollte. Ohne diesen »Tiefschlag« hätte ich mich dafür wohl kaum so engagiert. Abgesehen von dem gleichzeitigen wertvollen Lernprozess wurde dieser Schicksalsschlag zum Sprungbrett für den |161| späteren Erfolg. (Mehr zu diesem Aspekt finden Sie im Kapitel » Misserfolg«, S. 13.)
Manchmal wirft einen das Leben ins kalte Wasser – und lehrt uns schwimmen!
Doch so stimmig all dies später zurückblickend aussehen mag, in der Situation selbst, wenn man getroffen wird, ist es keineswegs leicht, damit fertig zu werden. Am liebsten würde man alles ungeschehen machen oder weglaufen. Kaum einem wird es gelingen, anfänglich nicht zu hadern oder gar zu verzweifeln. Dennoch, so verständlich und menschlich diese Reaktionen auch
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