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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco von Münchhausen
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sein mögen, gibt es nur einen Ausweg, wenn man wie die Steinpalme stark werden will:
Als ersten Schritt müssen wir die Situation akzeptieren! So hart es auch ist: Es ist, wie es ist. Was ich nicht zu ändern vermag, kann ich nur annehmen, sonst werde ich daran zerbrechen. Das bedeutet nicht, heroisch den Schmerz zu unterdrücken, im Gegenteil, die Verarbeitung des Geschehenen ist hierbei ein ganz entscheidender Schritt. Gegebenenfalls kann es sinnvoll und hilfreich sein, hierbei professionelle Hilfe, beispielsweise eines erfahrenen Therapeuten, in Anspruch zu nehmen. Die sogenannte »Trauerarbeit« ist wesentlicher Bestandteil des inneren Heilungs und Integrationsprozesses. Erst wenn man den schmerzhaften Prozess vollkommen akzeptiert und bejaht, kann man in sich die Kräfte für einen neuen Weg mobilisieren. Und eigenartigerweise sind diese meist viel stärker, als man es je vermutet hätte. Darüber ist man selbst oft genauso erstaunt wie die Menschen im persönlichen Umfeld. – Eine kleine Hilfe kann hierbei auch schon die Frage bieten: Was bringt dieses Ereignis, so schwer es mich auch treffen mag, an Gutem mit sich, was kann ich daraus lernen? – Wie gesagt, dies ist sicher der schwerste Schritt, aber der entscheidende. Das Gegenbeispiel sind Menschen, die womöglich ein Leben lang mit ihrem Schicksal hadern und sich |162| auf Dauer selbst lähmen. Für diese Menschen ist es besonders schwer, jemals wieder richtig glücklich zu werden. Erst das Ja ist der Boden, auf dem neue Kräfte und auch neues Glück wachsen können (so unvorstellbar dies auch erscheinen mag).
Zweitens: Das Beste daraus zu machen, im Rahmen des Möglichen, mit der neuen Kraft, die das Annehmen mit sich bringt. Oft tun sich neue Wege auf, an die man nie gedacht hat. Unser inneres Kreativitätspotenzial ist in Krisen- und Notsituationen unerschöpflich – solange alles glatt geht, scheint es dagegen zu schlummern. Machen Sie sich diesbezüglich keine Sorgen. Schauen Sie sich Menschen an, die Schweres gemeistert haben, was diese alles auf die Beine gestellt und entwickelt haben. Oder vielleicht haben Sie es auch schon selbst erfahren, weil auch Sie, wie die Steinpalme, schon einmal gezwungen waren, einen schweren Schicksalsschlag anzunehmen und neu zu starten.

    Das Potenzial der Steinpalme steckt in jedem von uns. Mögen wir alle vor harten Schlägen bewahrt bleiben, doch es kann auch beruhigend sein zu wissen: So schwer es auch sein mag, es ist möglich, wie die Palme damit fertig zu werden und hinterher seinen Weg vielleicht sogar noch stärker weiterzugehen.

    Fragen zum Nachdenken
Welches Ereignis in meinem Leben war für mich schon einmal wie der Stein für die Palme, und was habe ich im Nachhinein dadurch gewonnen?
Was wäre ich heute ohne die mir widerfahrenen Schicksalsschläge?
Was hilft mir am meisten, schwere Schläge oder Widrigkeiten anzunehmen?

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|163| Loslassen
    Loslassen zu können ist für viele von uns schwierig und bereitet nicht selten viel Leid, Ärger und Stress. Gemeint ist das innerliche Loslassen, denn das tatsächliche Loslassen der Dinge, der physische Akt, ist nur eine Folge des vorausgehenden, entscheidenden inneren Prozesses. In dieser Hinsicht geht es vielen Menschen wie dem indischen Affen in der folgenden Geschichte:
    In Südindien fangen die Leute die Affen auf eine eigene Art. Sie höhlen eine Kokosnuss aus und ketten sie an den Boden. In eine Vertiefung darunter wird Futter geschüttet .
    Die Öffnung der Kokosnuss ist gerade groß genug, dass der Affe seine Hand durchstrecken kann. Sobald er aber das Essen erfasst hat und eine Faust macht, um es herauszuholen , kann er seine Hand nicht mehr zurückziehen. Für die Faust ist die Öffnung der Kokosnuss zu klein.
    Alles, was der Affe tun müsste, um frei zu kommen, wäre, das Futter loszulassen und seine Hand zu öffnen. Aber er kann nicht loslassen, sagen die Inder, weil er vom »verlangenden Herzen« gefangen ist. Und dem verlangenden Herzen ist der Futternapf wichtiger als seine Freiheit.
    In einer Kultur, die stark von der Idee des Habens geprägt wird, haben wir das Festhalten eher gelernt als das Loslassen. Sobald wir Gefahr laufen, etwas zu verlieren, etwas aufgeben zu müssen, |164| ist der erste Impuls, dasjenige festzuhalten so gut es geht. Manchmal kämpfen wir einen erbitterten Kampf, um auch nur keinen Millimeter einer erlangten Position aufzugeben, als wäre unsere Existenz bedroht. (Mehr zu diesem Aspekt finden Sie

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