Ausziehen!
Vorfall hatte es trotzdem bis auf die Titelseiten geschafft. »Die Schauspielerin?«, fragte ich, aber Solberg winkte schon wie wild nach der Rechnung.
»Einen Moment noch«, sagte ich, suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, um Solberg hinzuhalten, und packte schließlich mein Glas. Dieses war zwar noch halb gefüllt, aber das Eis war mittlerweile geschmolzen. »Ich hätte gerne ein neues.«
Solberg war schon aufgestanden, wenn auch ein wenig wackelig. »Meine Bar zu Hause ist gut ausgestattet!«
»Du wirst es nicht bereuen!«, gurrte ich.
Zwei halb gekrümmte Finger schossen in die Höhe, woraufhin der Kellner sich an die Arbeit machte und ich ein paar Sekunden lang halbwegs meine Ruhe hatte.
»Bist du dir sicher?«, fragte ich. In meinem Kopf drehte sich alles. »In Bezug auf die Meyers?«
Er grinste entspannt. »Der PC-Gott ist sich immer sicher, Baby.«
»Wie lange waren sie zusammen, bevor sie starb?«
Sein Grinsen wurde breiter, aber nur ein Mundwinkel hob sich. Bald würde er keine klaren Sätze mehr herausbekommen, ich musste mich beeilen. »Dafür müsste ich die Sache schon genauer …«, er starrte auf meine Brust und lehnte sich weiter zu mir herüber, »betrachten. Ich wär bereit, wenn du’s bist.«
Unsere Drinks kamen. Ich packte mein Glas und hielt es wie einen Schutzschild zwischen uns. Aber Solberg hatte seine Aufmerksamkeit längst schon dem Drink gewidmet. Spitzenklasse.
»Was weißt du über ihren Tod?«, fragte ich und nippte vorsichtig an meinem Glas.
»Hat sich selbst ins Jenseits befördert, glaub ich.«
»Weißt du, warum?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich hatte nix mit ihr laufen. Vielleicht war das der Grund«, sagte er, legte zwei Finger pistolenartig an den Kopf und drückte mit einem gellenden Lachen ab.
»Ja«, nickte ich trocken, »das wird’s bestimmt gewesen sein.«
»Zeit zu gehen«, murmelte Solberg, und nachdem er sich den letzten Schluck hinter die Binde gekippt hatte, stand er mühsam auf. Seinem Schwanken nach zu urteilen, hatte er vollkommen Recht. Wenn ich ihn mir nicht über die Schulter werfen und wie einen Sack Kartoffeln hinaustragen wollte, sollten wir uns schleunigst auf den Weg machen. Ich ging voran, aber als ich zurückschaute, sah ich, dass er einigen Möbeln mehr oder weniger feindlich gegenüber stand. Sie weigerten sich, ihm Platz zu machen, und er schien nicht in der Lage zu sein, diese Situation schadlos zu überstehen. Verdammt tückisch, diese Tische. Ich ging zu ihm zurück, packte seinen Arm und lenkte ihn zum Ausgang. Die Treppen hätten ihm fast das Genick gebrochen, aber mit Müh und Not erreichten wir den Gehweg. Der Mann vom Park-Service schaute ein wenig seltsam drein, als er von dannen zog, nach kurzer Zeit wieder zurückkehrte und ihm die Schlüssel überreichte. Ich schnappte sie Solberg vor der Nase weg.
»He!« Niemand hört sich so beleidigt an wie ein entspannter Betrunkener. »Was machst du da?«
»Ich fahre!«, gab ich zurück und setzte mich ans Lenkrad.
»Das ist mein Auto!«
Ich zeigte ein wenig Bein und beugte mich vor. Von seiner Perspektive aus hatte er den vollen Überblick. »Ich dachte, du wolltest so schnell wie möglich nach Hause kommen?«, säuselte ich.
Mit der Geschwindigkeit von Road Runner und der Präzision von Willi Koyote saß Solberg auf dem Beifahrersitz und hätte fast noch seinen Fuß in der Tür eingeklemmt.
Der Motor sprang an. Ich seufzte angesichts der pulsierenden PS-Zahl und fuhr auf die Beverly Glen auf. Palmen warfen ihre riesigen Schatten auf den Boulevard. Im Westen glänzte der Himmel golden. Wenn man sich nicht bis ins Herz von L.A. hineinwagen würde, könnte man glatt das »Stadt-der-Engel«-Märchen glauben. So wie die Sache aussah, schien der Kampf zwischen Gut und Böse auf ein Unentschieden hinauszulaufen.
»Wo wohnst du?«, fragte ich Solberg.
Er gab mir seine Adresse, und sofern er mich nicht anlog, wohnte er in einer ziemlich noblen Gegend. Ich bog rechts ab auf den Sunset Boulevard und fuhr gen Westen.
»Meinst du, du könntest noch ein wenig mehr über die Meyers herausfinden?«, fragte ich, während ich ordentlich Gas gab und wegen der Beschleunigung innerlich aufseufzte. Der Saturn konnte mit dreieinhalb Litern gute siebzig Kilometer schaffen, aber im Gegensatz zum Porsche konnte man mit dieser Karre weder schnell fahren noch irgendjemanden beeindrucken. Solberg murmelte etwas vor sich hin und begann tatsächlich zu lallen. »… Höschen.«
»Was ist
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