Ausziehen!
ziemlich tief in der Tinte saß. Rivera führte einen ganzen Mob an, der mich lynchen wollte, und ich hatte absolut nicht die Absicht, am Ende des baumelnden Seils zu hängen. Je mehr Informationen ich hatte, desto besser für mich, und wenn dies bedeuten sollte, dass ich einem Porsche einen kleinen Ausflug gönnte … nun, dann sollte es wohl so sein.
5
Männer sind wie Bier. Manche sind herb, manche mild. Aber alle haben jede Menge Luft im Kopf.
Lily Schultz, Besitzerin des Warthog, nachdem ihr Mann zum dritten Mal wegen unsittlichen Entblößens in der Öffentlichkeit verhaftet worden war
D er Montag verlief total bescheiden. Obwohl ich mich größtenteils mit Davids Rat einverstanden erklärt hatte, den Tag freizunehmen, zwang ich mich dazu, ein relativ feines Kostüm anzuziehen und den Saturn bei meinem Vertragshändler abzuliefern, um die seit einem halben Jahr fällige Inspektion vornehmen zu lassen. Dann fuhr ich mit dem Taxi wieder nach Hause. Nachdem ich intensiv mit meinem Gewissen gerungen hatte, setzte ich mich in den Porsche, ließ den Motor an und jagte in die Praxis.
Elaine war da, nahm Anrufe entgegen und verlegte meine Termine, aber sie machte große Augen und verrenkte sich fast den Hals, als sie mich vom Parkplatz in die Praxis kommen sah.
»Wow!«, flüsterte sie, ohne dabei ihr verständnisvolles »Ja, mmmh«, das sie in den Hörer raunte, zu unterbrechen. Elaine gehört zu den Menschen, die ihre Dissertation schreiben und dabei gleichzeitig die Stammfunktion eines Polynoms errechnen können. Zum großen Bedauern des Clubs der Superhirne hatte sie eine Oberweite, die so groß war, dass man darauf Ski fahren konnte, und Augen, die in fünf Sprachen »Schlafzimmer« schrien. Sie hatte eine erotische Stimme, ein Nichts von Taille und einen Hintern, neben dem selbst der von J.Lo blass aussähe. Diese tödliche Kombination hatte sie dazu veranlasst, Ruhm und Reichtum im La-La-Land anzustreben. Mit Elaines glorreicher Begründung konnte ich leider nicht mithalten, außer vielleicht, dass ich gerade meinen Doktortitel erhalten hatte, als ich meinen letzten Freund in flagranti mit meinem Ex-Mitbewohner erwischte. Und da zudem auch noch Schaumburg, Illinois, meine ausgezeichneten Eigenschaften nicht wirklich zu würdigen wusste, hatte ich meine Koffer gepackt und mich auf den Weg nach Hollywood gemacht, wo praktisch jeder einen Seelenklempner nötig hatte.
»Heilige Scheiße!«, rief sie und knallte den Hörer auf die Gabel. Ich starrte sie an. Ihr Vater, ein Methodistenpfarrer, hatte sie einst dazu aufgefordert, ihre Flüche und Kraftausdrücke auf ein »Scheibenkleister« zu beschränken, und so konnte ich nur vermuten, dass sie gerade für eine der vielen Rollen übte, die sie nie im Leben bekommen würde. Ihre Schauspielkünste waren grottenschlecht. »Was zum Teufel ist das denn?«
»Oh, das. Der ist nur geliehen«, sagte ich etwas betreten.
Sie warf mir einen ungläubigen Blick zu und eilte um ihren Schreibtisch herum. »Jemand hat dir seine Rakete geliehen?«
Vielleicht konnte ich mir das Grinsen nicht ganz verkneifen, aber ich bin mir sicher, dass ich mich für mich selbst schämte. »Das ist ein Porsche.«
»Heilige Muttergottes! Gehörte der dem Bomber?«
»Was? Nein! Warum sollte ich mit dem Auto eines Patienten fahren?«
»Ich dachte nur, vielleicht stimmen die Gerüchte ja, und du hast’s tatsächlich mit ihm getrieben.«
»Wenn dein Vater dich so hören könnte, er würde sich im Grabe umdrehen«, gab ich zurück.
»Er ist nicht tot!«
»Dann würde es ihn eben umbringen. Für welche Rolle übst du gerade?«
»Für eine, bei der hoffentlich was rausspringt«, sagte sie, sah mich an und seufzte schwer. Wenn sie dies in der Gegenwart von Männern tat, begannen diese wie die Pawlowschen Hunde zu sabbern. »Ich brauche eine anständige …«, fing sie an, doch sie wurde vom Telefon unterbrochen.
Beim zweiten Klingeln nahm sie den Hörer ab. »Psychologische Beratung L.A.«
Ich konnte das Gebrüll am anderen Ende der Leitung bis zu mir hin hören, und obwohl ich die Worte im Einzelnen nicht verstehen konnte, so ließ der Ton keine Fragen offen. Der Anrufer schien gerade eine Phase tiefer Frustration zu durchleben. Mit anderen Worten: Er war stinksauer.
Aber Elaine zuckte mit keiner Wimper. »Tut mir leid, Sir«, sagte sie mit perfekt gedämpfter Stimme, um den Anrufer zu beruhigen, »es fällt mir extrem schwer, Sie zu verstehen, wenn Sie mich in dieser Lautstärke
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