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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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eifersüchtig - natürlich war sie das. Deswegen war es ihr auch so wichtig, David vom Gegenteil zu überzeugen. Ich schaufelte eine neue Portion Eiskrem in mich hinein und dachte angestrengt nach. Sie war nicht nur eifersüchtig, vielleicht war sie auch eine Mörderin. Womöglich hatte sie Stephanie Meyers umgebracht, weil David an ihr interessiert gewesen war. Und anschließend Bomstad. Okay, Bomstad passte nicht ganz ins Bild. Aber was ihn betraf, ergab vieles keinen Sinn. Vielleicht hatten Kathryn und er eine Affäre miteinander gehabt, und Bomstad hatte damit gedroht, David alles zu erzählen. Deswegen hatte ihn Kathryn, die von seiner Herzschwäche wusste, mit Viagra abgefüllt und zu mir geschickt. Weil sie natürlich auch auf mich eifersüchtig war und nun hoffte, Bomstads Tod mir in die Schuhe schieben zu können.
    Der Irrsinn der ganzen Idee war mir genauso bewusst wie die Tatsache, dass ich gerade mein Gewicht in Alkohol und Eiskrem zu mir genommen hatte. Trotzdem … ich drückte den Deckel wieder auf die Eispackung, setzte mich vor den Computer und gab Kathryn LaMere ein. Mit einer ellenlangen Verzögerung baute sich schließlich ihr Verlobungsfoto auf dem Bildschirm auf. Ja, sie sah immer noch hinreißend, elegant und jung aus. Ich suchte weiter und fand etwas über ein Wohltätigkeitsessen für hungernde Kinder. Auf dem dazugehörigen Foto verteilte sie gerade Kartoffelpüree an eine bedürftige Menschenmenge im östlichen Teil von L.A. Sie hatte ihre Haare elegant hochgesteckt und schaute sehr ernst. Ich selbst hatte es nie geschafft, wirklich ernst auszusehen. Beim Abschlussball der Senior High hatte ich es einmal versucht. Mein Vater hatte mich daraufhin gefragt, ob ich unter Verstopfung leiden würde.
    Ich suchte noch ein Weilchen, fand aber nichts mehr. Hm. Also lehnte ich mich in meinen Sessel zurück und dachte nach. Sämtliche Informationen, die ich über Ms. LaMere gefunden hatte, stammten aus den letzten zwei Jahren. Was hatte sie vorher gemacht?
    Vielleicht hoffte ich in der hintersten Ecke meines Verstandes, dass sie ein falsches Spiel spielte, die ältere Bevölkerung in Trenton betrog und um ihre Pension brachte, doch dann erinnerte ich mich an ihren Akzent und nahm den europäischen Zweig der LaMeres unter die Lupe. Ich fand zwar mehrere LaMeres, eine Kathryn war jedoch nicht dabei.
    Die Sache wurde immer merkwürdiger. Nicht, dass ich ein Computer-Genie wäre, aber Davids fabelhafte Verlobte machte ganz den Eindruck, als entstammte sie einer reichen Familie, da sollte man doch meinen, im Internet auf paar Leckerbissen zu stoßen - wie sie zum Beispiel mit den Kennedys segeln ging oder mit der Queen Tee trank.
    Ich machte den Computer aus und streckte mich. Ich war immer noch nackt. Und sah immer noch verdammt gut aus, fand ich und torkelte zurück ins Bett.
    Irgendwann hatte der Schlaf ein Erbarmen mit mir. Für manche Leute ist Alkohol ein Beruhigungsmittel. Für mich nur massig Kalorien.
    Am nächsten Morgen wachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen und der Erkenntnis auf, eine Vollidiotin zu sein. Dass Davids hoch geschätzte Verlobte eine Mörderin war, schien realistisch betrachtet ebenso unwahrscheinlich wie die Chance, dass sie auf dem Mond tanzen würde.
    Trotzdem ging mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, auch nicht nach meiner letzten Therapiesitzung, als die in den Ruhestand gehende Mrs. Feinstein kundtat, sie sei in einem früheren Leben ein Kaninchen gewesen. Da ich das schon immer vermutet hatte, war das nichts Neues, und so schaltete ich im Büro das Licht aus, bevor ich an den Empfangstresen ging. Heute blieb Elaine bis zum Abend da. Ich sah zu ihr hinüber, erinnerte mich an das Versprechen, das ich Solberg gegeben hatte, und fühlte mich schuldig bis in die Spitzen meiner lachsfarbenen Aldo-Sandaletten.
    Sie sah auf, als ich im Aktenschrank in einigen Papieren herumwühlte.
    »So …« Ich versuchte, so lässig wie möglich zu klingen, das tat ich immer, wenn die Schuldgefühle wie Piranhas an meinen Eingeweiden nagten oder wenn mir jemand einen Gefallen tun musste, den ich im Leben nicht wiedergutmachen konnte. »Wie war denn dein Date neulich?«
    Sie lehnte sich in ihrem Bürosessel zurück. »Was ist los? Was willst du von mir?«
    »Nichts.« Keine Ahnung, warum ich das Bedürfnis verspürte, sie anzulügen, aber ich denke, es hatte etwas mit meiner katholischen Erziehung zu tun: Alles war Sünde, deswegen log man am besten von vorneherein. »Ich hab mich nur

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