Ausziehen!
David kennen gelernt und erkannt hatte, dass er stinkreich, gut aussehend und kultiviert war? Und die sich dann entschlossen hatte, ein Stück vom Kuchen abzubekommen? Was würde sie dann wohl tun? Sie würde sich eine elegante Identität zulegen und Nebenbuhlerinnen wie Stephanie Meyers beseitigen. Moment mal, was war denn mit Davids erster Frau?
Wie war sie gestorben, und wann war das genau passiert?
Genau in diesem Moment klingelte das Telefon.
»Chrissy?«
»Elaine!« Sofort überkamen mich Schuldgefühle; meine beste Freundin hatte sich für mich in die Schusslinie geworfen, und ich war so sehr in meine eigenen Probleme vertieft gewesen, dass ich nicht einmal eine Kerze für sie angezündet oder sonst etwas zu ihrem Schutz getan hatte. Na gut, immerhin wollte man mir einen Mord anhängen. Aber trotzdem … »Was ist passiert? Alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht es gut, Chrissy. Entspann dich.«
Sie klang irgendwie komisch. Fast … glücklich. Ich warf einen Blick aus dem Fenster in die schwarze Hölle meines Gartens. »Wo ist Solberg?«
»Er hat mich eben zu Hause abgesetzt.«
»Elaine! Du hast ihm nicht wirklich deine Adresse gegeben!«
»Doch. Warum denn nicht?«
»Weil er Solberg ist?«
Sie kicherte. »Eigentlich war er sogar ganz süß.« Heiliger Strohsack. Die Lage war schlimmer, als ich gedacht hatte. »Er ist noch bei dir, oder?«, fragte ich und senkte meine Stimme. »Hat er eine Waffe?«
»Okay«, sagte sie, »er ist vielleicht ein kleines bisschen freakig …«
»Ein bisschen?«
»… aber er hat echt was auf dem Kasten!«
»Soll ich die Bullen rufen oder selbst vorbeikommen? Sag nur ›ja‹ für die Bullen, ›nein‹, wenn ich vorbeikommen soll!«
»Ich meine das durchaus ernst. Er war wirklich nett.«
Das musste ich erst mal sacken lassen. »Hat er dir was in den Drink gemixt?«
»Ich bin nicht high.«
»Okay, nehmen wir mal an, das stimmt. Wie oft hat er sich selbst als ›Liebesgott‹ bezeichnet?«
»Du machst Witze!«, sagte sie und lachte, als sei es das Lustigste, was sie je gehört hatte. Was ein klarer Beweis dafür war, dass sie entweder hackebreit war oder es wirklich noch nicht gehört hatte.
Ich starrte vor mich hin und versuchte, mich zu erinnern. »Wie sieht es mit ›Baby‹ aus? Wie oft hat er dich so genannt?«
»Er hat Elaine zu mir gesagt und sonst nichts.«
»Na, damit hätten wir das Rätsel gelöst«, sagte ich. »Das war gar nicht Solberg, sondern jemand, der sich nur als Solberg ausgegeben hat!«
»Ach?« Ich konnte hören, wie sie das Gefrierfach öffnete, während sie darauf wartete, dass ich weitersprach. Wahrscheinlich suchte sie gerade nach ihren Sojanüssen.
»Weil sich Solberg einfach keine Namen merken kann«, erklärte ich.
Ich hörte, wie sie nach Luft schnappte, sich aufrichtete und die Antennen für Probleme ausfuhr.
»Was ist los?«
»Du glaubst, deswegen hat er sich ›Elaine‹ auf seinen Arm geschrieben? Damit er sich an meinen Namen erinnern kann?«
Ich schloss die Augen und rieb mir die Stirn. Die Vorstellung machte mich müde. »Ganz genau, Dr. Holmes«, erwiderte ich. »Das könnte sehr wohl der Fall sein.«
»Oh, wie süß!«
Ich riss die Augen wieder auf und starrte auf den Hörer. »Im Ernst, geht’s dir wirklich gut, Elaine?«
»Alles bestens! Ich dachte nur, ich frage mal bei dir nach. Alles in Ordnung bei dir?«
»Klar!«, gab ich zurück, abgesehen davon, dass mal wieder die Fantasie mit mir durchgegangen war und ich die LaMere schon als Mörderin gesehen hatte. Ich hörte, wie Elaine schmatzte. Scheinbar sind Sojanüsse echt knackig.
»Du musst öfter mal ausgehen«, riet sie mir.
»Klar, wir können ja mal was zu viert unternehmen.« Ich überprüfte den Inhalt meines Kühlschranks. Keine Sojanüsse in Sicht. Weder die noch echte. Dafür aber ein sauberer Karton mit den Resten von Chin Yung’s, dem besten Chinarestaurant der Welt. Mein Magen grollte in freudiger Erwartung, aber ich hatte ein striktes Prinzip: Keine Lo-Mein-Shrimpsnudeln zwischen eins und sechs in der Nacht. »Ich glaube, Charles Manson ist noch zu haben - mindestens lebenslänglich.«
Sie musste lachen. »Wenn du dich öfter mal verabreden würdest, dann könntest du dich auch erinnern, was es da draußen noch so alles gibt.«
»Und du glaubst, das hätte ich vergessen?«
»Ja«, sagte sie, »das glaube ich!«
Als ich den Hörer auflegte, kamen wieder Erinnerungen an Bomstads Atem in meinem Nacken hoch. Ich schaute nach, ob ich
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