Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
Vom Netzwerk:
auszusprechen, fast wie ein kleiner Matlock, aber schließlich hatte ich eine lange Fahrt hinter mir, um ihn zu treffen. »Gab es Hinweise darauf, dass an der Sache etwas …« Ich wollte »faul« sagen, aber ich hatte meinen Sherlock-Holmes-Hut zu Hause im Kleiderschrank vergessen. »Haben Sie eine Ahnung, warum das passiert ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »In den Bergen sind die Kurven höllisch scharf. Ich könnte auch falsch liegen, aber …«, fügte er hinzu und blinzelte kurz. »… aber ich meine, gehört zu haben, dass sie getrunken hatte.«
     
    Zugegebenermaßen war ich ein wenig enttäuscht, als ich mich in meinen Saturn setzte und wieder abfuhr. Ich wusste nicht recht, was ich überhaupt erwartet hatte. Vielleicht, dass mir ein junger, gut aussehender Officer erklärte, dass eine Bombe in Victoria Hawkins’ Handschuhfach platziert worden war, dass man dort die Fingerspuren von Kathryn LaMere gefunden hatte und dass die Presse es versäumt hatte, darüber zu berichten.
    Es wurde schon dunkel, als ich auf den Mulholland Highway auffuhr. Wenn ich schon einmal hier war, konnte ich auch gleich einen Blick auf die Stelle werfen, an der Victoria gestorben war. Als ich jedoch die Yerba Buena Road passiert hatte, konnte man von der kurvenreichen Straße aus nicht in das zerklüftete Bergland abseits der Strecke hinuntersehen. Davon mal abgesehen, war mein Vorhaben vollkommen irre - was mir auffiel, als ich eine längere Steigung hinauffuhr. Ich war irre. Rivera war auch total irre, ganz bestimmt. Und Bomstad, der war ebenfalls irre gewesen. Er hatte eine Überdosis Viagra genommen, obwohl er von seiner Herzschwäche gewusst hatte, und Rivera hatte auf der Suche nach einem Täter mich beschuldigt. Hundertprozentig war er davon jedoch nicht überzeugt. Dann hätte er mich nämlich schon längst einem Haftrichter vorgeführt.
    Mit einem Mal fühlte ich mich irgendwie erleichtert, sah in den Rückspiegel, machte eine Kehrtwende und fuhr dahin zurück, wo ich hergekommen war.
    Genau in diesem Moment versagten meine Bremsen.
    Ich trat zweimal auf die Bremse, vielleicht auch hundertmal, aber alles geschah immer schneller und schneller. Der Saturn nahm Fahrt auf. Draußen wirbelte alles am Fenster vorbei. Ich hörte, wie meine Reifen über den Asphalt quietschten und spürte einen dumpfen Schlag unter mir. Ich bin mir sicher, dass ich eine Heidenangst hatte, aber daran kann ich mich nur noch ganz vage erinnern, da sie von einer Million anderer Gedanken überlagert wurde. Vielleicht spürte ich, dass Äste an meinem linken Ohr vorbeipeitschten. Vielleicht dachte ich, ich würde gleich sterben. Plötzlich hörte jedoch alles auf. Dunkelheit umgab mich, und von weitem hörte ich eine Hupe.

26
    Vielleicht ist das Leben tatsächlich nicht toll, Schnitzelchen, aber es schlägt die Alternative um Längen.
    Glen McMullen bei dem Versuch, seine Weisheiten an die einzige Tochter weiterzugeben
     
     
    I ch wachte auf und starrte in ein weites Band schneeweißer Wolken. Hmmm. Offensichtlich war ich doch in den Himmel gekommen. Vater Pat hatte mit seiner Vorhersage also offenbar daneben gelegen, obwohl er mich beim Knutschen erwischt hatte, mit … Wie hieß der Knabe gleich noch mal? An sein Gesicht konnte ich mich gut erinnern. Es war so rot wie sein Haar und … Marv Kobinski.
    »Chrissy?«
    Ich wandte den Kopf und war einigermaßen erstaunt, Elaine zu sehen, die neben mir saß. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe und ihr Gesicht wirkte irgendwie eingefallen.
    »Elaine?« Es schien unwahrscheinlich, dass wir beide zur gleichen Zeit hier landen würden. Oder überhaupt in den Himmel kamen. »Hmmm …«
    »Chrissy!« Sie hielt meine Hand. »Du hast mich zu Tode erschreckt! Ich dachte, du wärst … Aber dir geht’s gut, oder? Nur ein paar ordentliche Schrammen davongetragen?«
    Wie betäubt starrte ich sie an, dann ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es stellte sich dabei heraus, dass die Decke nicht aus Wolken bestand, sondern aus unebenem, weißem Putz. Das Zimmer hatte einen beigefarbenen Linoleumboden, und das andere Bett war perfekt gemacht. Nichts kam mir irgendwie bekannt vor, und ich war mir sicher, dass mein Bett noch nie so ordentlich gewesen war. »Du hattest Angst?«
    »Ich habe deine Mutter angerufen.«
    Sie hatte Angst gehabt. Niemand rief meine Mutter an, wenn es nicht absolut notwendig war. Der Chevy meines Vaters hatte mal eine Panne auf der I-294 gehabt. Deswegen fuhr er per Anhalter mit einem

Weitere Kostenlose Bücher