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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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sich das Geräusch der Schritte in Stille auf.
    Rivera fluchte, und ich fragte mich, ob es nicht besser gewesen wäre, ich hätte die Verfolgung doch aufgenommen. Rivera hustete und setzte sich auf.
    »Sind Sie okay?«
    Er drehte sich zu mir um. »Verraten Sie mir, wer das war?«
    Ich war sprachlos. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich das weiß?«
    Er ließ eine ganze Reihe von Beschimpfungen vom Stapel, und ich fragte mich, wo die eine aufhörte und die nächste begann. Beeindruckend.
    »Sie machen es sich selbst nicht gerade leicht, das muss man Ihnen lassen«, sagte er, packte die heruntergefallene Taschenlampe, die tatsächlich vom LAPD stammte, und erhob sich mühsam. Der Lichtstrahl flackerte.
    »Hören Sie«, sagte ich. Mein Adrenalinstoß schien nachzulassen und machte mich müde und ärgerlich. »Glauben Sie wirklich, ich bin so dumm und erzähle Ihnen, dass sich ein Einbrecher im Haus befindet, wenn ich seine Komplizin bin?«
    Er sah mich an und machte den Eindruck, als würde er genau das erwägen, aber einen Moment später merkte ich, dass er überhaupt nicht dachte; er ließ sich an der Backsteinmauer nach unten gleiten. Ich wollte ihn auffangen, bevor er in den Rhododendren landete; da er jedoch kein Federgewicht war wie Solberg, schlug er auf den Boden auf, wohin ich ihm eine Sekunde später folgte. Möglicherweise landete ich sogar auf ihm, da ich trotz meines geringen Gewichts ein ersticktes, schmerzverzerrtes »Ummpf« hörte.
    Stille umgab uns, und ich bekam Panik. Vielleicht war er ja tot!
    Ich legte meine Hand auf seine Brust und sah ihm ins Gesicht.
    »Herr im Himmel!«, rief er. Zu spät erkannte ich, dass seine Augen geöffnet waren und sich sein Gesicht ziemlich nah an meinem befand. Redete er mit Gott, oder betrieb er schon wieder Blasphemie? »Warum zum Teufel schneiden Sie mir nicht einfach nur die Kehle durch und bringen die Sache hinter sich?« Er war einfach zu zänkisch, um das Zeitliche zu segnen.
    »Werfen Sie mir jetzt die Sache hier vor oder was?« Ich war ziemlich schnell gereizt, was eigentlich vollkommen untypisch für mich war. Musste wohl an der erhöhten Östrogenproduktion liegen. »Ich hab Sie nicht gebeten - oh, verdammt!« Selbst im Dunkeln konnte ich einen dunklen Streifen erkennen, der an seinem Gesicht hinunterlief. »Sie bluten ja!«
    »Ach nee, Sherlock!«, sagte er und wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht. »Haben Sie gesehen, in welche Richtung er gelaufen ist?«
    Ich sah, wie das Blut über seiner Braue hervorquoll. »Wer?«
    Er bedachte mich mit einem Blick, den ich selbst in einem Kohlebergwerk noch hätte entschlüsseln können. »Unser Freund vom Fenster. Wo ist er hingelaufen?«
    »Oh. Darunter.« Ich nickte mit dem Kopf in die entsprechende Richtung.
    Er mühte sich ab, aber er schien Schwierigkeiten zu haben, auf die Beine zu kommen.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich und stützte mich automatisch auf seine Brust.
    »Runter von mir, verdammt noch mal!«, fauchte er, aber seit dem Tag meiner Geburt wusste ich, wie man mit unvernünftigen Männern umgehen musste. Zugegeben, meine Brüder waren normalerweise sturzbetrunken, wenn sie beschlossen, etwas offensichtlich Selbstmörderisches zu tun, aber Trunkenheit und Gehirnerschütterungen schienen die gleichen Auswirkungen auf den männlichen Denkapparat zu haben.
    Ich beugte mich über ihn und verlagerte mein Gewicht auf seine Brust. Er strampelte noch eine Weile, dann lehnte er sich wieder in den Rhododendron zurück. Da ich seiner Kapitulation nicht recht traute, blieb ich, wo ich war.
    Er ließ seinen Kopf gegen die Backsteinmauer sinken und hustete schwach. Ich erhob mich ein wenig, jedoch nicht zu viel für den Fall, dass alles nur ein Trick sein sollte.
    »Verdammt, wie schwer sind Sie, McMullen?«, ächzte er.
    »Nicht so -«, fing ich an, unterbrach mich jedoch. »Es geht Sie gar nichts an, wie viel ich wiege!«
    Ich glaube, ich sah in der Dunkelheit kurz Zähne aufblitzen. War das etwa ein Lächeln? Oder war er im Delirium? Ich verlagerte ein wenig mehr meines Fliegengewichts auf seine Brust, falls er den Verstand verloren hatte und plötzlich aufspringen und losrennen würde. Was er jedoch nicht tat.
    »Haben Sie wenigstens gefunden, was Sie gesucht haben?«, fragte er mich.
    »Verfolgen Sie immer noch diesen idiotischen Gedanken, dass ich in das Haus eingebrochen bin?«, fragte ich und versuchte, nicht auf das Blut auf seiner Stirn zu starren oder darüber nachzudenken,

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