Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
und langsam geht, holen wir ihn bald ein. Im letzten Augenblick dreht er sich um und will weglaufen, den Schlafhasen in der Hand, aber Charlotte ist schneller und hebt ihn hoch. Ahmed sträubt sich, und der Schlafhase fällt runter, und Ahmed will ihn aufheben.
    «Da», sagt Simon, der sich nach dem Schlafhasen gebückt hat.
    «Wo wolltest du hin, Schätzchen?», fragt Rosy und streichelt ihm den Kopf.
    «Weit weg. Ich will den Monsieur nicht sehen, der am Samstag wiederkommt.»
    «Sein Vater», sagt Rosy zu Charlotte.
    Wir gehen schweigend im Dunkeln nach Fontaines zurück.
    Nur Ahmed hört man schniefen, weil er Angst hat, bestraft zu werden.
    «Nein, mein Schätzchen», sagt Rosy,«niemand wird dich bestrafen, aber du darfst nie wieder nachts weglaufen. Wenn wir dich nicht gefunden hätten, hätte dir weiß Gott was passieren können. Ich bin jetzt noch ganz aus dem Häuschen.»
    «Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst», schluchzt Ahmed.«Ich wäre fast umgekehrt und habe mich hingesetzt, um zu überlegen, aber weil ich Angst hatte, dass ich Ärger bekomme, bin ich weitergegangen.»

    «Und du wusstest gar nicht, wohin du wolltest?», fragt Charlotte.
    «Doch, ich wollte zu unserem Lehrer gehen. Monsieur Paul ist sehr nett zu mir. Manchmal sprechen wir in der Pause von dem Monsieur, und er hat mir gesagt, dass ich nicht nach Amerika mitgehen muss, wenn ich es nicht will.»
    «Und weißt du denn, wo er wohnt?», fragt Charlotte.
    «Ja, ich war schon samstags bei ihm, bevor der Monsieur mich besuchen kam.»
    «Das ist ein weiter Weg, mein Kleiner», sagt Rosy.
    «Ach, das macht nichts», antwortet Ahmed.«Ich hätte einfach gewartet, bis es hell wird, und dann hätte ich ein Auto angehalten, damit ich zu Monsieur Paul mitgenommen werde.»
    «Mein Gott, und das bei all diesen Kindesentführungen!», ruft Rosy.«Aber hast du denn nicht mehr Verstand als eine Erbse?»
    «Nein, nein, Erbsen mag ich nicht!», heult Ahmed.«Aber manchmal kommt es mir vor, als wäre da drin ein Riesendurcheinander. »Er deutet auf seinen Kopf.
    Simon sagt:«Ich glaube, der Schlafhase wäre nicht einverstanden, wenn du noch mal weglaufen würdest.»
    «Meinst du?», fragt Ahmed.«Er hat aber nichts gesagt.»
    «Natürlich nicht, Stofftiere können ja nicht sprechen. Aber man sieht es an seinen Augen, dass der Schlafhase nicht einverstanden war.»
    «Oh!», sagt Ahmed, der vor Tränen nicht klar sehen kann.
    «Ich habe doch Recht, Rosy, oder?»
    «Ja, Simon. Der Hase sieht wirklich nicht sehr glücklich aus.»
    Und ich schaue den Schlafhasen an und sehe nichts als Glasaugen und Schmutz. Am besten steckte man ihn erst mal in die Waschmaschine.
    Rosy holt ihre Schlüssel aus der Tasche und wartet, bis wir
alle im Haus sind. Charlotte macht das Licht im Flur an. Ahmed drückt seinen Schlafhasen an sich. Simon gähnt, genau wie ich.
    Morgen Früh muss ich Camille alles haarklein erzählen.
    Rosy und Charlotte begleiten uns bis in unser Zimmer, wo wir uns umziehen, nur Ahmed nicht, denn er hat seinen Schlafanzug schon an. Sie drücken uns ganz fest, vor allem, finde ich, Ahmed.
    Ich strecke den Arm aus, um das Licht auszumachen, und da sagt Ahmed:«Rosy, singst du mir das Lied vom weiten roten Mantel?»

An den Fingern zähle ich die Tage bis zu meinem zehnten Geburtstag ab.
    Es ist ein Samstag; Camille und ich werden bei Raymond sein.
    Ich beobachte Camille, die sehr geheimnisvoll tut, vor allem seit sie mit Charlotte im Dorf war.
    Madame Colette hat mich in ihrem Büro mit ihren Tintenbildern festgehalten, und ich konnte nicht nach draußen gehen, als das rote Auto von Charlotte knirschend auf dem Kies von Fontaines gebremst hat.
    Und ich stelle mich dumm:«Was für ein Geschenk bekomme ich denn?», und Camille schaut mich an, als hätte ich nichts gesagt:«Komm, wir gehen wippen», und ich nehme sie an der Hand und flüstere ihr ins Ohr:«Was bekomme ich geschenkt?», und sie antwortet:«Du hast dir den Rücken verrenkt, dann wippen wir lieber nicht», und sie tanzt einen wilden Discotanz, als wäre sie von einer Wespe gestochen worden. Ich probiere es bei Charlotte, die sagt:«Ich weiß von gar nichts», als hätte ich
mich getäuscht beim Abzählen der Tage an meinen Fingern oder als hätte ich die beiden nicht in ihrem roten Auto wegfahren sehen.
    Deshalb markiere ich ein bisschen den Beleidigten, weil ich mir denke, dass sich niemand darüber im Klaren ist, dass ich am Samstag alt werde.
    Sogar Simon, dem ich alles erzählt habe,

Weitere Kostenlose Bücher