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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schokoladenkuchen, den ich auf der Stelle aufesse.
    «Und warum darf ich das nicht weitersagen?», frage ich, als ich mir den Mund abwische.
    «Das wirst du schon sehen. Meine Frau und meine Kinder warten. Adieu, Pfläumchen, bis Montag.»
    Und Ferdinand, der Koch, umarmt mich und fährt mit seinem
Lieferwagen weg, und ich frage mich, warum er gelogen hat.
    Jeder weiß, dass Ferdinand keine Frau hat und keine Kinder außer uns.
    Dann steigen die Freunde in den Bus, und ich schaue ihnen neidisch nach. Die Gerippe sind sicher superinteressant; so etwas gibt es bei Raymond nicht zum Spielen, auch wenn ich mich freue, den Gendarmen und seinen Sohn wiederzusehen. Ich wundere mich nur, dass die ganzen Heimwehstreuer mit einsteigen, sogar Rosy, die sich normalerweise am Samstag in ihrem Zimmer ausruht. Und normalerweise fährt nur ein Erzieher oder der Lehrer mit, wenn wir einen Vergnügungspark oder ein Museum besuchen oder in den Wald gehen. Die anderen bleiben zu Hause, wo sie sich«einen saugemütlichen Vormittag mit Fernsehen, Hamburger und einem Bierchen machen», wie mir Michel, der Bärtige, erklärt hat.
    «Kein Wunder bei diesen ganzen Schweinereien, dass es saugemütlich ist», hat Rosy gesagt, die mitgehört hat.
    Und seitdem will Jujube auch einen«saugemütlichen Vormittag»erleben und ist beleidigt, dass man ihn ausschlafen lässt, so dass ihm die ganzen guten Sachen entgehen, auch wenn seine Träume sowieso voll davon sind.
     
     
    Allmählich glaube ich, dass der Gendarm Camille und mich vergessen hat, doch da fährt das Auto mit der blauen Büchse knirschend im Kies vor.
    Wir haben wie wild gewippt und waren fast allein; nur die Sekretärin von Madame Papineau hat aus dem Fenster gesehen und ab und zu gerufen:«Vorsicht, Kinder, nicht so wild, ihr brecht euch noch die Beine», als wären wir wild darauf, uns die Beine zu brechen.
    Und was hat sie hier überhaupt an einem Samstag zu suchen außer uns nachzuspionieren?

    Als wären wir zu blöd, uns ohne die Erwachsenen zurechtzufinden, und würden den Pfauen die Federn ausreißen oder mit dem bissigen Esel spielen oder in die Küche von Ferdinand rennen, um uns mit Mehl zu bewerfen oder uns auf die heißen Herdplatten zu setzen.
    «Tut mir Leid, Kinder», sagt Raymond.
    «Gehen wir in die Kirche?», frage ich, als ich von der Wippe springe.
    «Aber nein, mein Junge, wie kommst du denn darauf?»
    «Weil du so angezogen bist.»
    «Ach so … Gefällt es dir nicht?»
    «Doch», sagt Camille und springt ihm in die Arme.«Sagen wir es ihm?»
    «Sagt ihr mir was?»
    «Nichts, mein Junge. Ach ja, alles Gute zum Geburtstag, mein Pfläumchen.»
    «War es das, was du mir nicht sagen darfst?»
    Und ich bin ein bisschen enttäuscht, als hätte ich hunderte von Geschenken erwartet.
    Wir fahren am Fluss entlang, als ich frage:«Und warum ist Victor nicht mitgekommen?»
    «Er ist heute bei seiner Großmutter geblieben.»
    «Die schwerhörige Dame, der man ins Ohr schreien muss?», schreie ich Raymond ins Ohr.
    «Vorsicht, mein Junge, ich muss mich konzentrieren.»
    «Gut, ich halte den Mund.»Und ich bin eingeschnappt.
    «Warum auf einmal so schweigsam?», fragt Raymond.
    «Er spielt nur die beleidigte Leberwurst», sagt Camille, und sie kitzelt mich, und ich muss lachen.
    Vor dem Haus von Raymond sagt Camille zu mir, dass ich die Augen zumachen soll.
    «Warum?», will ich wissen. Und ich mache die Augen zu. Es ist schwer, Camille etwas abzuschlagen.

    «Du wirst schon sehen. Ich verbinde dir jetzt die Augen, so. Und jetzt nimmst du meine Hand, und ich sage dir, wie du gehen musst, damit dir nichts passiert.»
    Von Camille geführt, steige ich aus.
    «Halt! Vorsicht, jetzt kommen Stufen.»
    Und ich hebe die Füße, um das Haus zu betreten, und ich gehe langsam durch das Haus bis zum Garten, und Camille hält dabei meine Hand. Trotzdem stoße ich mit einem Möbel zusammen.
    «Aua!»
    «Ich habe nicht gesagt, dass du nach links gehen sollst. Du gehst immer in die falsche Richtung.»
    «Ich gehe normalerweise nicht mit verbundenen Augen spazieren, und wo ist Raymond?»
    Und je weiter ich gehe, desto deutlicher höre ich Flüstern und Kichern.
    «Wir sind fast da. Einen Schritt noch … Halt! So, jetzt kannst du die Binde abnehmen.»
    Und ich mache meine Augen auf und sofort wieder zu.
    Ich bin ganz aus dem Häuschen und kann mir die Tränen nicht verbeißen.
    Camille lässt meine Hand los, und ich stehe ganz allein vor meinem Geschenk, und es ist das schönste Geschenk

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