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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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Medizinalassistent weg, und wir waren auf uns selbst gestellt. Ich weigerte mich, mir von dem Idioten, der mein Partner war, Blut abnehmen zu lassen, und ich bin sicher, daß er genauso für mich empfand.
    Am nächsten Morgen um halb neun kam ich allein auf die Station und erfuhr, daß ich neun verschiedenen Patienten insgesamt etwa eine pint Blut abnehmen mußte. Also übte ich an ihnen. Ich verfehlte nur wenige Venen, und gegen Ende des Vormittags wurde ich ganz gut darin. Und, wie jeder in einem Krankenhaus weiß, wenn man sich beschwert, kriegt man schlechtere Behandlung, weniger Aufmerksamkeit und einen eisgekühlten Einlauf.
    Die nächsten paar Wochen verbrachte ich damit, wie ein Arzt auszusehen, während ich mir die Faeces von Leuten ansah oder in ihre Sputumgläser starrte. Einen speziellen Patienten gab es, den zu baden sich die Schwestern schließlich geweigert hatten.
    Seine Unterbauchoperation war in einem anderen Krankenhaus schlecht gehandhabt worden, und nun sollte ihn sich das ausbildende Krankenhaus mal vorknöpfen. Sein Abdomen war, um die durch seine fünf Ersatz-Arschlöcher bewirkten Hautabschürfungen zu verhindern, mit Aluminiumsalbe bedeckt gewesen. Es war, als hätte ein Fernmeldetechniker an seinen Eingeweiden herumgedoktert. Jeder kompetente Klempner hätte das besser gemacht. Niemand wußte wirklich, welches Loch wohin führte. Marcus Pine und mir wurde von der Oberschwester befohlen, ihn zu baden. Wir steckten ihn in eine Wanne voller Desinfektionsmittel und waren beide vage von den ungeformten Kackpartikeln angewidert, die aus seinen Öffnungen flutschten. Er war von der Behaglichkeit des Bades und dem Umstand, daß wir uns in seiner Anwesenheit nicht übergeben hatten, angenehm berührt. Wir trockneten ihn ab, trugen ihn zurück ins Bett, und am nächsten Morgen starb er.
    Es gab einen Vorfall, der eine nicht-allzu-entfernte Verwandte des Erzbischofs von Canterbury, Seiner Gnaden, des Sämtliche Sinne Verwirrenden Allehrwürdigen Sowiesos, betraf –, sie hieß Rachel Fisher (eine sehr attraktive Studentin mit großen Brüsten und lang fließendem dunklen Haar und tiefbraunen Augen, die sogar einen schlichten Kanonikus von seinem Müesli abgelenkt hätten), war Oberassistentin auf meiner Station und zutiefst unfähig, Sätze ordentlich zu beenden … (Ich meine, natürlich konnte sie Sätze beenden, klar, sonst würde sie ja immer noch sprechen …. Meinen Sie, an dieser Stelle kann man einigermaßen aufhören?)… jedenfalls (was für ein schreckliches Wort –, und was bedeutet es? Eigentlich nichts, wie »eigentlich« und »faktisch« und »letztendlich« und »irgendwie« … Es ist ein … irgendwie … nun, letztendlich ist es äh … das Erzeugnis eines zaudernden Geistes) … bemerkte Rachel Fisher (erinnert er sich), die damals Dr Alan Baileys gute Freundin war und jetzt seine Frau ist: »Neulich hatten wir bei der Visite einen neuen Studenten, hatte keinen Schimmer von Medizin, war aber sehr komisch …«
    Ich erinnere mich an diese Visite. Als mich ein eindrucksvoller Chirurg, allgemein zärtlich »die Bestie« genannt, bat, die physischen Zeichen im Unterbauch eines Patienten zu beschreiben, bot ich das Erzeugnis eines zaudernden Geistes an, indem ich sagte: »Nun, es gab faktisch keinerlei abdominale Zeichen.«
    Die Bestie fragte: »Was meinen Sie mit ›faktisch‹?«
    »Im Gegensatz zu ›fiktiv‹, Sir.«
    Das, glaube ich, meinte Rachel ….
    Visiten sind dazu da, die Studenten zu unterweisen, Fachärzte eindrucksvoll aussehen zu lassen und den Patienten Angst einzujagen. Für die Patienten war ein Facharzt »der Spezialist«, ein direkter Nachfahr Äskulaps, ein lebendiger Gott, der selten mit Sterblichen in Kontakt trat. Und Stationsschwestern mochten es so. Drüben, im nicht ausbildenden Teil des Krankenhauses, machte Oberschwester Goderich, nachdem sie die meiste Zeit des Vormittags mit dem Antreiben von Schwestern und Patienten verbracht hatte, damit ihre Station für die Chefvisite makellos war, noch einmal kehrt, um ihre Unterober- oder Vollschwester zu fragen, wie die Chefvisite verlaufen war. Vollschwester sagte: »Sehr gut, Oberschwester, aber …«
    »Vollschwester, warum stehen diese Trennwände immer noch um das Bett herum?« gellte Oberschwester. »Entfernen Sie sie sofort, es ist Zeit für das Mittagessen des Patienten …«
    Vollschwester versuchte tapfer ein weiteres »Aber …«
    Zu spät, Oberschwester war bereits hinübergestürmt,

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