Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
Vom Netzwerk:
verließ uns, um ein paar Stunden zu ruhen.
    Dann besichtigten wir die Keller. Die riesigen Fässer, auf denen wahrscheinlich immer noch »St SWITHIN’s WIRD MEISTER« steht, beeindruckten uns sehr schnell. Der Rest des Ausflugs, weil trocken, wurde so geschwind wie möglich absolviert. Wir verließen das Château und fuhren zurück nach Rheims, einen ruhigen Ort mit etwas namens Kathedrale drin, auf das wir aus einer Bar heraus einen Blick warfen. Vor der Bar war die große Nachbildung einer Flasche Moët et Chandon aus Pappmaché, von der eine gewisse Person, deren Name mir zweckmäßigerweise entfallen ist, meinte, sie würde oben unter der Decke der Bar der Hippocras Society gut aussehen. Wir arrangierten die Sache so, daß er den eigentlichen Diebstahl begehen konnte, während wir mit hoher Geschwindigkeit im Bus um den Platz herumfuhren, um die Flasche im letzten Moment an Bord zu nehmen. Wir fuhren um den Platz herum und mußten feststellen, daß Benson (tut mir leid, Benson), dem nicht klar gewesen war, daß die Flasche vor der Bar an die Mauer gekettet war, mit einem Ladeninhaber und einem Gendarmen über den enormen Nutzen stritt, den die Firma Moët et Chandon daraus ziehen würde, den eine solche Trophäe, in eine britische Anzeigenkampagne umgerechnet, brächte. Der Polizist war eindeutig unbeeindruckt, aber Benson, der an seiner Argumentationsstrategie festhielt, drehte sich um, übergab sich und sprach weiter, als wäre nichts geschehen. Die Eingeborenen waren von seinem Aplomb begeistert, und obwohl wir die Flasche nicht bekamen, gestattete man uns die Weiterfahrt zum Flughafen.
    Am Flughafen von Rheims wollten sie uns nicht aus dem Bus lassen, weil der Fahrer seine Jacke und Identitätspapiere verloren hatte und aus irgendeinem Grunde dachte, daß eine bestimmte Person im Bus vielleicht dafür verantwortlich war. Wir warteten, bis Benson alles zugegeben hatte, und durften dann ins Flugzeug. Ich erinnere mich, daß während des Fluges eine bestimmte andere Person, die jetzt kinderärztlicher Berater ist, aus der Gepäckablage herunterhing, hosenlos, und »Nell, das Eskimo-ma-mägdelein« skandierte. Die eine und einzige Stewardess, der es zunächst etwas peinlich war, unter seinem Gemächt vorbei zu müssen, um ans vordere Ende des Flugzeugs zu gelangen, muß sich beim Piloten beschwert haben. Das stimmte uns so froh, daß wir uns die Zeit damit vertrieben (zumindest die, die stehen konnten), daß wir am vorderen Ende des Flugzeugs standen und auf der Stelle hüpften, dann ans hintere Ende rannten und dort auf der Stelle hüpften, weil wir hofften, das Flugzeug zum Kippen bringen zu können. Fast gelang es uns, und es hieß, wir würden in Brighton von der Polizei erwartet.
    Die verantwortlichen Mitglieder der Gruppe, also der Hippocras Society, die das Trinken gewohnt waren, sammelten vor der Landung Menschen vom Fußboden auf und schnallten sie auf ihren Sitzen an. Als wir landeten, konnten wir sehen, daß da, wo unser Flieger hin sollte, lauter Leute mit dunkelblauen spitzen Helmen standen, während das Flugzeug also ausrollte, sprangen wir hinaus und rannten woanders hin. Die Polizei begrüßte ein leeres Flugzeug, während wir bereits zur Zollabfertigung eilten. Es kam fast zu einem Handgemenge mit den Offiziellen, welches wir kurzfristig gewiß für uns entschieden hätten. Jemand namens Benson hatte keine Hose an, und niemand wollte sich dazu bekennen, sie versteckt zu haben. Er erklärte zuversichtlich, Hemdschöße seien seine Nationaltracht, und verwies auf Alistair McMaster, der als sehr schottischer Mensch ebenfalls keinerlei hosige Substanzen am Körper trage. Der Schuldige gab sich eilig zu erkennen, weil er an die Polizisten hinter uns dachte, und man ließ uns zu unserem Bus durch, dessen Motor bereits aufheulte und in dessen Innerem bereits mehrere offene Flaschen Stella warteten.
    Die Rückreise verlief ohne besondere Vorkommnisse, bis wir die St-Pauls-Kathedrale erreichten, wo einer der Carter-Jenkins-Zwillinge, entweder der mit dem Linksscheitel oder der mit dem Rechtsscheitel (das wäre Stephen gewesen), mit nichts am Leibe außer seinem Bowler auf dem Kopf aus dem Bus geschubst wurde. Er besorgte sich an einem nahen Kiosk einen Evening Standard und ging, als wäre nichts, durch die Stadt zur Medizinischen Fakultät, wobei er seine Blöße mit der Zeitung bedeckte. Nun, es war dunkel, er trug einen Bowler, und es war der Evening Standard , also bemerkte niemand etwas, und zehn

Weitere Kostenlose Bücher