Autobiografie eines Lügners
Ex-Gymnasiasten vorbei – absolute Trottel allesamt –, schlenderte in mein Zimmer und entließ meine Eltern. Ich ließ den Blick durchs Zimmer schweifen –, das Bett sah zu schmal aus. Ich testete es auf Quietschigkeit und merkte im Geiste vor, den Hausmeister mir eine weniger quietschige Schlafstatt bringen zu heißen. Auf dem Schreibtisch – einer Bakelit-Version von Ahorn aus der Vogelperspektive – bemerkteich etwas in fettabweisendes Papier 30 Eingewickeltes. Ich wickelte es aus. Es war ein Kuchen von meiner Mutter. »Wie süß«, dachte ich, indem ich ihn in den Papierkorb warf.
Ich öffnete einen kleinen Koffer, der meine Bücher enthielt: Bergsteigen in Snowdonia , Der Nanga Parbat , Die Besteigung des K 2 , Die Cambridge-Universität in den Anden , Die Kunst, Rugby derb zu spielen und Dir werde ich das Trinken beibringen. Ich blätterte ein paar Seiten dieses Bandes durch und las den Beitrag über das St Swithin’s Hospital. Es hatte drei Sterne.
Das wichtigste Merkmal meines dreijährigen Medizinstudiums war die Bar. 31
Dort lernte ich mein gesamtes medizinisches Trinken. Unglücklicherweise war ihre Fähigkeit, Chirurgie und Geburtshilfe zu lehren, unzulänglich, weshalb ich in beiden Fächern durchfiel. Dies bedeutete, daß ich zermürbende sechs Monate lang in einem Nachtklub Kabarett machen und für David Frost schreiben mußte. Dies nun wieder versah mich mit der nötigen Arroganz, in beiden Fächern mit Leichtigkeit zu bestehen. Ich hätte diese Lektion wirklichschon Monate zuvor lernen sollen, als jemand, dessen Name mir zweckmäßigerweise entfallen ist, der seine drei Studienjahre mit Bridge und Poker verbracht hatte, alle Abschlußexamina bestand, ohne je einen Patienten untersucht zu haben. Jegliche Medizin ist Glücksspiel, und darin war er richtig gut. Mindestens ein Dutzend Studenten hat er um ihre Stipendien gebracht.
Doch all dies ist nur, wie man so schön sagt, heiße Luft unter der Brücke. Kehren wir zu den wichtigsten Aspekten der medizinischen Ausbildung zurück. Die Bar war von einem Laien geführt worden, sie hatte nur von sechs bis sieben Uhr abends geöffnet und machte Riesenverluste. Es wurde sich allgemein aus der Kasse bedient, und der gelegentlich georderte doppelte Scotch blieb oft unbezahlt. Stephen Carter, damals Vorsitzender des Studentenverbands, fand es eine gute Idee, daß sein Zwillingsbruder Stephen Jenkins etwas gründete, was jetzt die Hippocras Society genannt wird, und wir übernahmen die ganze Pinte, betrieben sie auf der Basis freiwilliger studentischer Zwangsarbeit.
Innerhalb eines Jahres begann die Bar, fast peinliche Profite abzuwerfen, und wir beschlossen, daß diese zu Gunsten des Studentenvebandes ausgegeben werden sollten. Es trank jedoch nicht jeder im Studentenverband –, manche waren sogar Guttempler. Wir meinten, daß eine Liste der Leute, die am meisten Geld in der Bar ausgaben, die Liste mit genau den Leuten sein sollte, die am meisten von den Profiten der Bar profitieren sollten. Wir stellten eine Liste mit etwa dreißig Unterschriften zusammen und ließen nur zwei punktierte Linien für diejenigen Studenten frei, die gern ein Château von Moët et Chandon in Rheims besuchen wollten, ein Tagesausflug, der jedes Mitglied lumpige 5 Pfund für den Flug kosten sollte, alles Weitere schoß die Hippocras Society zu. Diese Mitteilung wurde zweckmäßigerweise in der Barangepinnt, und, wie erwartet, wurden die beiden freigebliebenen punktierten Linien nicht von Guttemplern ausgefüllt. Der Plan funktionierte. Graf Moët wurde der definitive Eindruck vermittelt, daß zweiunddreißig Fachärzte aus der Harley Street sein Château besuchen wollten. Wir versammelten uns um 6 Uhr früh in der Bar, tranken Helles zum Frühstück, stiegen in einen Bus mit Kästen voller Hellem und fuhren zum Flughafen von Brighton.
Wir erreichten Rheims alle mit extrem hohen Blutalkoholwerten und wurden vom Grafen persönlich mit Champagner begrüßt. Er schien sich zu freuen, weil wir keine Ladung öder Fachärzte waren. Wir nahmen in der Orangerie ein fulminantes dreistündiges Mittagessen ein und versuchten, so wenig wie möglich mit Brot zu schmeißen und uns so diskret wie möglich zu übergeben. Der Graf amüsierte sich und bestellte Doppelmagnumflaschen von seinem 1911 er Champagner. Die Leute am Honoratiorentisch waren fest entschlossen, den Piloten besoffen zu kriegen, und sie waren erfolgreich. Er dachte an seine unmittelbare Zukunft als Pilot und
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