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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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seichten Wassern herumzutoben.
    Und so wäre das, was The Rise and Rise of Michael Rimmer , später mit Peter Cook neu geschrieben, At Last the 1948 Show (ein echter Vorläufer von Python ) und mehrere Folgen von Ronnie Corbetts No That’s Me Over There werden sollte, ohne die fünfundvierzig Minuten von David Frosts Begeisterung und Zuversicht, bevor er sich zum Planschen begab, nie entstanden.
    Als ich von Ibiza zurückkam, hatte ich drei Monate zur freien Verfügung, bevor ich einen »internen« Hals-Nasen-Ohren-Job antreten sollte, und eine sichere Zukunft als Mediziner schien für mich festgelegt. Zu sicher, zu festgelegt. Wenn ich als Mediziner weitermachte, wurde mir klar, hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung, was genau ich in zehn, zwanzig, vielleicht dreißig Jahren treiben würde. Es überkam mich wie ein Heilbutt aus der Nordsee, daß dies nicht der Weg war, den mein Leben einschlagen sollte/durfte. Was hatte es für einen Sinn, bis zum Alter von fünfundsechzig durchzuarbeiten und es dann drauf ankommen zu lassen, daß man beim nächsten Mal eine bessere Reinkarnation erwischt?
    Anstatt eine HNO-Vertretungsstelle anzutreten, beschloß ich auszuprobieren, ob ich Geld »verdienen« konnte, indem ich »professionell« schrieb, und schrieb Sketche für Roy Hudd –, ein Programm namens The Illustrated Weekly Hudd , und für ein bißchen zusätzliches Weihnachtsgeld schrieb ich Überleitungstexte für eine Show mit Petula Clark. Die Sketche für Roy kamen ganz leicht; das war, als schriebe man für den Frost Report . Aber der Versuch, sich sieben verschiedene Einleitungen für »The Other Man’s Grass is Always Greener« und zehn für »Downtown« und die gelegentliche humorige Bemerkung für Menschen wie Sacha Distel, Anthony Newly und Johnny Mathis einfallen zu lassen, das war eine ziemliche Meisterleistung. Trotzdem faszinierte mich das alles. Jetzt war das Showbiz angesagt für Dr G ….
    Das Drehbuch für Ronnie Corbetts Pilotsendung wurde angenommen, und wir drei schrieben die Bücher für sieben weitere Programme. Eric, der nicht fand, daß in der Sit-Com seine Erfüllung lag, sprang ab, und Barry und ich schrieben ohne ihn nochmal siebenundvierzig halbstündige Programme. Dem ersten wurde von der Kritik nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ich glaube, die Sun fand es ganz gut. George Melly im Observer fand es entsetzlich. Aber dann, äußerst ungewöhnlich für einen Kritiker, widerrief George Melly, nachdem er die zweite Folge gesehen hatte, komplett mit einer begeisterten Besprechung, die »Mea culpa!« endete. »Ein Freund fürs Leben«, dachte ich. Ronnie Corbett hatte auch recht gute Einschaltquoten, was John Cleese ziemlich verärgerte, weil unsere ureigene At Last the 1948 Show längst nicht so viele Zuschauer aufweisen konnte.
    Aber von der Presse heimste 1948 viel Günstiges ein, wurde zum veritablen Kult, und Marty Feldman katapultierte es über Nacht in den intergalaktischen Superhyperstarruhm. Nachdem seine eigene BBC-Show in Montreux die »Platin-Hortensie« gewonnen hatte, klinkte er sich sozusagen nach Hollyhollyhollywood aus und legte beim Film eine atemberaubende Karriere hin.
    Zwischen der Erstausstrahlung von sieben und der Zweitausstrahlung von sechs 1948 -Folgen lebte ich mit David in einer Wohnung in Hampstead zusammen.
    Die Coming-out-Party
    Gayton Crescent 22 , neunzehnhundertdingsundsechzig.
    »Bring-bring«, sagte das Telefon. 48
    »Schon gut, Dave, ich geh ran.«
    »Bring-bring«, meinte es erneut, 49 und bevor ich ihn aufhalten konnte, hatte Dave den Hörer abgenommen und »Hallo?« gesagt. Ich fuhr hoch und haute ihm aufs Maul, bevor er noch mehr sagen konnte.
    »Wer war das?« sagte meine Mutter.
    »Och, das war einer von den Anstreichern«, sagte ich, weil ich wußte, daß sie wußte, daß ich meine Wohnung renovierte.
    »Hörte sich an wie einer von den Anstreichern, mit dem ich schon mal gesprochen habe.«
    »Ja, äh, hörte sich möglicherweise ein bißchen so an.«
    »Ist ein bißchen spät für einen Anstreicher, oder?«
    »Nein. Du verstehst nur nichts von London, Mutter. Wir sind hier nicht in Leicester.« Ein ganzes Jahr lang hatte ich in Angst gelebt, einer Angst, wie man sie aus der Erzählung Der große Bär von Arkansas von Thomas Bangs Thorpe kennt, Angst vor meiner Entlarvung als das, was ich war, eine

    »Scheiß drauf«, dachte ich. Warum mit dieser Qual weitermachen? Ich beschloß, alle meine besten Freunde auf eine Party einzuladen, ihnen

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