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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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der Birnen weggeschmissen hat?« fragte Loretta.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    »Er hatte tolle Augen.«
    »Wir haben ein paar Eintrittskarten zum Stierkampf heute abend. Wir können alle hin«, sagte Marty. Alle außer mir schrien: »Wie schön, wie schön.«
    »Oh, verdammt! Wir haben nur sieben.«
    »Macht nichts, John kann meine haben«, sagte ich. »Ich habe mir gedacht, ich streune einfach ein bißchen durch die Stadt, ich will heut abend sowieso früh in die Falle, und mein Hals macht immer noch Sperenzchen.«
    Sie schienen nichts Verkehrtes an meiner Entschuldigung zu bemerken, und ich ging bald darauf in die Stadt, mit einem Lied in den Oberschenkeln.
    Ich warf mein Fahrrad samt Daily Telegraph bei der Rosa Negra in den Staub und rannte die Treppe zur Balkonbar hinauf. Ich war nervös, schluckte zwei flinke Cuba Libres und ging David suchen. Er war da, saß an einem Tisch am Ende des Balkons. Wir verbrachten eine halbe Stunde mit ziemlich wabbeliger Konversation, wobei ich tat, als interessierte ich mich für Theater, und er tat, als interessiere er sich für Fernsehen. Dann hörte ich

    wie John unten vor der Boutique mit Connie sprach. Die ganze Gruppe war früh vom Stierkampf zurückgekehrt, weil sie den Anblick eines unfähigen Bullenkillers als abstoßend empfunden hatte. John hatte keine Lust, was zu trinken, Connie auch nicht, also gingen beide weiter. Marty, Loretta und die übrigen müssen auch irgendwo gewesen sein, aber Alan Hutchieson sagte: »Bis später. Ich glaube, ich trinke noch was Schnelles und werfe einen Blick aufs Kreuzwort.«
    Ich hörte ihn die Treppe heraufkommen, und mit einer Angst, die die Hygiene meiner Unterhose bedrohte, sagte ich David, ich würde ihn später in der schwimmenden Bar im Hafen treffen, und floh aufs Klo. Ich war in einem grauenvollen Zustand. David trug absichtlich suggestiv enge Klamotten, und ich durfte nicht mit ihm gesehen werden –, schon gar nicht von einem Reporter von der Times . Durchs Schlüsselloch konnte ich Alan sehen, der sich gegenüber von David hinsetzte und fast jedes Wort in der Times las, bevor er mit dem Kreuzwort anfing.
    Nach etwa einer Stunde begannen die Kellner immer lautere Klopfgeräusche an der Tür zu machen –, es gab nur ein Klo.
    Etwa eine halbe Stunde später erinnerte mich das konstante Gewummer daran, wie es gewesen sein muß, am Valentinstag in Dresden 1945 auf einem öffentlichen Abtritt gesessen zu haben. Ich machte Mir-ist-schlecht-Geräusche, simulierte Erbrechen und Schlimmeres, erwog gar, aus dem Fenster auf die Straße zu springen, aber das wäre in Alans Blickrichtung gewesen, und er hätte mich mitten im Sprung gesehen. Er machte nicht die geringsten Anstalten abzuhauen. Warum nicht? Er bestellte einen weiteren Drink und wandte sich wieder dem Kreuzwort zu –, ich wurde fast wahnsinnig. Wieder wurde gegen die Tür geballert. Ich machte zusätzliche Kotzgeräusche, diesmal auf Spanisch.
    Endlich bat er um die Rechnung und feilschte qualvoll lange um das Trinkgeld. Ich hoffte, daß David unser Rendezvous nicht verlassen hatte, war ich mir doch seiner Zuneigung zu mir noch unsicher, und wußte ich doch, daß er irgendeinen französischen Blödmann als »Freund« auf der Insel hatte. Sobald ich Alan weggehen und sein Fahrrad besteigen sah, schloß ich die Tür auf, verließ das Klo, rieb mir vor wütenden Kanakerkellnern den Bauch und machte: »Iiiörrgh!«
    Ich rannte die Straßen hinunter zum Hafen und in die Bar. David war da. Weil ich mir vorstellte, daß mein »Vergehen«, mein »sündiges Verhalten« in alle Ewigkeit mit Schande (und einem Tritt in die Leistengegend seitens der Polizei, wann immer sie Zeit dazu fand) zu büßen sei, konnten wir nirgends hingehen, außer neben ein paar unbequeme Felsen direkt unter dem Hafen. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß irgendein glubschäugiges Monster aus einer anderen Welt etwas dagegen gehabt hätte, daß ich mit dem Menschen, den ich liebte, unter den Sternen lag. Und sogar Gott hatte seine mitfühlenden Momente, nehme ich mal an.
    Am nächsten Morgen tranken wir alle Kaffee (was in meinem Fall ein Euphemismus für Gin mit Slimline-Tonic auf Eis, aber ohne Zitrone ist), und als ich mich gerade dafür entschuldigte, nicht an denselben Strand zu gehen wie die anderen, sahen wir etwas, das aussah wie David Paradine Frost, der die Straße heraufkam, und sich als genau das entpuppte bzw. herausstellte. Er war gerade angekommen, aus London fix mal zum

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