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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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    »Eulendehnungszeit«
    J. CLEESE : Doch, aber muß das immer und immer wieder und mit so hoher Stimme geschehen?
    T. JONES : Whiiinh, whiiinh … ( J. CLEESE lacht schallend wie ein Anwalt vor Gericht nach erfolgreich abgeschlossener Beweisführung. Dies stachelt T. JONES fast zu körperlicher Gewalt auf. ) Natürlich spreche ich immer und immer wieder darüber. Es ist schließlich scheißenochmal wichtig.
    J. CLEESE ( gönnerhaft ): Terry, würdest du oder würdest du nicht sagen, daß wir übrigen uns bereits darauf geeinigt haben, daß wir deinen Titel nicht mögen? ( Ein schwerer Glasaschenbecher wird durch den Raum geschleudert und verfehlt J. CLEESE nur um Haaresbreite. Charakteristischerweise beruhigt sich T. JONES sofort, hat er sein Mütchen doch an einem unbeseelten Gegenstand gekühlt. )
    G. CHAPMAN : Mir gefällt »Owl-stretching Time« immer noch recht gut.
    M. PALIN : Nein, davon bin ich ein bißchen abgekommen. Ich ziehe »Sex und Gewalt« vor. Aber ich finde durchaus, daß Terry mit »Ein Pferd, ein Eimer und ein Löffel« richtig liegt.
    J. CLEESE : Och, muß das denn sein ….
    Und so wurde beschlossen, die Show Monty Python’s Flying Circus zu nennen.
    Die BBC glaubte, sie bekäme wieder und wieder und wieder mal eine von vielen erfolglosen Zweitsemester-»Satire«-Shows mit spätem Sendeplatz. Damals versuchten sie, einen Nachfolger für That Was The Week That Was zu finden, und das versuchen sie heute noch. Wir wußten nicht, was ihnen geben zu können wir von uns erwarteten, bis wir es geschrieben hatten, aber wir wußten, daß wir ihnen keine »aktuellen« Witze geben würden, Ulk über politische Führer oder prägnante Vignetten über das Leben in Nordwest Eins (London N. W.  1 ). Wir hatten den traditionellen wohlgeformten »Sketch« satt, den Anfang, das Mittelstück und die unvermeidliche Pointe. Wir wollten frei sein, an einer Idee drei Sekunden oder eine ganze halbe Stunde dranzubleiben, wenn uns danach war. Trotz ihren Fehlern war die BBC damals noch nicht der furchtsamen Schalheit erlegen, ließ uns eine Serie von dreizehn Programmen machen, ohne eine Pilotsendung oder Einsicht in ein Drehbuch zu verlangen, und erlaubte uns sogar allmählich immer mehr Außenaufnahmen. Der Stil, falls es einen gibt, entwickelte sich, weil wir die Leute waren, die wir sind.
    Ian McNaughton, ein bekloppter schottischer Wuschelkopf, sollte unser Regisseur sein. Ethanol war unser gemeinsames Band, und außerdem gefiel mir sein Talent, Sachen geregelt zu kriegen, während er von offenkundigem totalen Chaos umgeben war.
    »Trinken wir was, Hühnchen, weißt, was ich meine? – Heiliger Jesus, und wenn sie murren, kriegen wir immer noch zweimal soviel brauchbaren Film in den Kasten wie die meisten dieser anderen BBC-Wichser …, meinst nicht auch, Graham?«
    »O doch. Trinken wir noch einen.«
    »Aye.«
    Die peinlich genaue, ordentliche Seite von John Cleese’ Wesensart –, die Seite, die aufpaßt, ob jemand Mittlere Reife, Abitur oder Hochschulabschluß hat, und, wenn ja, welchen, und daraus ableitet, wie befähigt jemand allgemein ist, fühlte sich bei einigen von Ians Charakterzügen unbehaglich, besonders bei seiner Freundlichkeit, die John frösteln und erstarren und sein Heil in schulmeisterlichem Sarkasmus suchen ließ. Terry Jones wollte alles inszenieren, was Ian inszenierte, aber Ian war sehr tolerant, und ich finde wirklich, daß Ian für seinen Anteil am Entstehen von Monty Python’s Flying Circus nie genug Anerkennung zuteil wurde.
    Für den ersten Dreh, den wir je mit Python hatten, fuhren wir nach Bradford in Yorkshire. Warum? Wir wußten es damals nicht, aber inzwischen wissen wir, daß Ian dort einen allzeit bereiten Schrubber von einer Freundin versteckt hatte, die ihm Freude spenden sollte. Und als wäre das noch nicht genug, buchte er eine Stripperin namens Cecile Mould aus Soho, deren obere nackte Hälfte wir für eine Zeitungskioskszene brauchten, die irgendwann später in London gedreht werden sollte. Cecile Mould begleitete uns jedoch nach Bradford. Wir suchten das Drehbuch nach der Rolle ab, für die Ian sie vorgesehen haben mochte. Die Rolle war unauffindbar, und man konnte Ian hören, wie er sie beständig beruhigte, morgen wäre sie ganz bestimmt dran.
    Eine überaus eigenartige Dame, mit exzessiv großen Brüsten, die meinem geschulten Auge nach eingehender Prüfung eine Serie fast unsichtbarer 1 , 25 Zentimeter langer Narben um die Peripherie jeder der beiden

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