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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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ein Übriges.
    Danach eröffnete ich eine reguläre Abendpraxis mit anschließenden medizinischen Belehrungen »am Set«. Ich unterstütze Terry Jones, wenn er natürliche, unbehandelte Lebensmittel propagiert, solang wir uns sicher auf unserer aseptischen Insel befinden, aber ich wünschte, er wollte das Mittelmeer als ein Meer ansehen, das der Mensch mit seinem persönlichen und industriellen Abfall behandelt hat. Dann hätte er vielleicht weniger Zeit damit verbracht, Team und Ensemble zum ethnischen Essen anzuhalten. Und sie hätten alle weniger Zeit auf Klos verbracht.
    Die Brüste der brasilianischen Dame sind immer noch unerbittlich, aber sie sind eindeutig geschrumpft –, d. h. geschrumpft im Vergleich mit den selbstgefälligen, großen, derben Milchspendern, die mich jetzt umgeben. Plötzlich ist die Atmosphäre beim Pool frisch –, als schlenderte ein Interviewer von der BBC beiläufig hinter mir heran, kurz davor, die Frage zu äußern, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn wir einfach mal ….
    Nach der Kanadatournee flog ich auf ein paar Drinks nach Los Angeles. Ich war aus dem winzigen Trinkerabteil vorn in einer Boeing 747 eine gefährliche Wendeltreppe hinunter in ein Koma geleitet worden, das mich bereits auf dem Rollfeld erwartet hatte. Das Koma hatte mich offenbar in ein Zimmer gescheucht, welches ein Hotelzimmer sein mußte …, in meinem Haus in Highgate war der Zimmerservice schludriger, und es gab weniger Hyatt-Aschenbecher.
    Mehrere Gin Tonic mit Eis ohne Limette später konnte ich bereits so gut gehen wie eine neugeborene Giraffe. Noch ein paar GT, und ich war stabil genug, gleichzeitig ein Glas zu halten und »Body Buddies« auszuschalten. Durch das Fenster konnte ich sehen, daß ich nicht mehr da war, wo ich gewesen war, als ich noch dagewesen war, egal, wo und wann das gewesen war. Vorwahl 213 bedeutete Los Angeles, und ich rief an der Rezeption an, um herauszufinden, ob ich eingecheckt hatte und ob ich zu einer Reisegruppe gehörte oder nicht.
    »Äh, Los Angeles«, dachte ich und bestellte eine verlängerte Limousine mit Chauffeur. Dieser erhob zunächst Einwände, gehorchte dann aber, und wir fuhren gemächlich zu einem Restaurant, von dem ich gehört hatte. Es lag peinlich gegenüber vom Hotel.
    Ich setzte mich hin, um Nüsse mit Gin zu frühstücken, blickte mich um und sah, wie die Menschen an den anderen Tischen ihr Mittagessen einnahmen. Einer von ihnen, der gut Scientologe hätte sein können, war so unbesonnen, meine Frühstücksentscheidung zu kommentieren. Ich erinnerte mich dunkel, ein paar merkwürdige, aber zutreffende Adjektive geäußert zu haben, bevor und während ich die Treppe hinauf gezerrt und aufs Trottoir geworfen wurde. Das Neuartige daran, trepp auf aus einem Etablissement geworfen zu werden, ließ mich die Frage vergessen, warum sie nicht den Scientologen rausgeschmissen hatten.
    Der Chauffeur, der das Restaurant sowieso nie gemocht hatte, erwärmte sich für mich und fuhr mich wie der Wind woandershin, in einen Laden namens Polo Lounge, der, wie er meinte, eher zu meiner Stimmung paßte. Indem ich mich im Raum umsah, muß ich einige wenig barmherzige Gedanken darüber gehabt haben, wie wenig sich die Anwesenden um den Rest der Welt scherten. Ich traf einen Freund, dem man offenbar übel mitgespielt hatte, aber nach ein paar GT wurde ich mitteilsam und fühlte mich fit genug, eine gepflegte Querschnittslähmung vorzutäuschen.
    Das Personal wurde anmutig mit der Situation fertig und ließ sich erst leicht aus der Ruhe bringen, als ich erklärte, meine Lähmung sei nur ein Scherz, den ich gleichwohl erbarmungslos durchzuziehen gedächte. Auf gar keinen Fall würde ich mich von der Hüfte abwärts bewegen, also wurde ein Rollstuhl gebracht, und mein Chauffeur, der sich amüsierte, und das Personal, das sich nicht amüsierte, sammelten mich auf und rollten mich zum Auto. Hier hörte ich ein Murren von einem der Kellner, befahl anzuhalten, fiel vornüber aus dem Rollstuhl und schleppte mich die letzten paar Meter, nur auf die Arme gestützt, jede Hilfe scharf ablehnend, auf den Rücksitz der Limousine.
    Ich ließ mich zurück in mein Hotel fahren und änderte meinen Namen an der Rezeption. Ich hatte ein paar Feindschaften und eine feste Freundschaft fürs Leben geschlossen …, mit dem Limousinenchauffeur.
    Nachdem wir ein paar Tage auf meinem Zimmer getrunken hatten, mußten Harry und Keith abreisen. Als ich mich von ihnen in der Hotelhalle verabschiedete,

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