Autobiografie eines Lügners
vorhersehbare Vorsilben). Und als wir nach München zurückkehrten, um unser zweites Filmepos zu drehen – diesmal auf Englisch, synchronisiert werden sollte es später –, durfte ich nicht mehr im selben, ziemlich netten, kleinen Familienhotel absteigen, weil ich mich letztesmal so schlecht benommen hatte –, weil wir uns letztesmal so schlecht benommen hatten; auch David war schuldig …. Am letzten Morgen unseres Aufenthalts hatten wir beim Verlassen unseres Zimmers etwas post-orgiastisch ausgesehen und noch dazu die Stirn besessen, mit unseren beiden Herrenbekanntschaften zum Frühstück zu erscheinen. Das ging natürlich gar nicht ….
Bei unserem zweiten Besuch war David die erste Woche noch nicht dabei, und Herr Doktor Biolek brachte mich zu meinem neuen Hotel, das er für passender hielt …. Die Deutsche Eiche war gewiß seltsam, und deshalb war sie passend. Sie war eine kleine und sehr alte bayrische Herberge, angeblich gern von Hitler und einigen seiner Freunde aufgesucht, bevor sich ihre ganze Kiste zum Zweiten Weltkrieg auswuchs. Jetzt wurde es von ganz anderen und viel harmloseren Exzentrikern aufgesucht, könnte man sagen, von Buben, die sich gern in Leder und Motorradklamotten kleideten. Der Laden wurde von einer wunderbaren Matriarchin und ihrem ebenso üppigen matriarchalischen Sohn geschmissen –, das Essen war gut und gesund, Bier und Wein waren ausgezeichnet und billig, die Zimmer spartanisch, aber sauber und zweckmäßig, dienten ihrem Zweck bis früh in den Morgen hinein zu jeder Zeit …. Man ließ die Tür am besten abgeschlossen, sonst drohte liebsamer Besuch, überaus liebsamer.
Dort geschah es eines Nachmittags, daß ich einen schwarzen amerikanischen Typen kennenlernte (ja, es war während des Oktoberfests), der in der Münchner Inszenierung von Hair mitspielte, mit mir einen Blick tauschte, woraufhin wir uns ebendiesen Nachmittag oben vertrieben …. Die Beschreibung, die ich Michael Palin von seiner Anatomie gab, trug ihm später den Titel »The Boston Startler« (»The Boston Strangler« = »Der Würger von Boston«; »The Boston Startler« = »Der Aufhorchenmacher von Boston«. A.d.Ü.) ein. Ich hatte jedenfalls, bei all meinen Erfahrungen mit Rugby-Klubs, Krankenhausstationen, sowie Erfahrungen persönlicherer Art, derartiges noch nie gesehen.
David war, als er ankam, von dieser Geschichte ziemlich beeindruckt. Ein anderer »Freund«, den ich aufgerissen hatte, blieb eine Nacht lang bei uns, und ich wurde von David geweckt, der mich leise über dessen schlafende Gestalt hinweg anstupste. Neben unserem Freund auf dem Kopfkissen lag eine Perücke! Der langhaarige Freund von gestern abend hatte in Wirklichkeit einen Stiftekopp! David flüsterte: »Gehen wir ins Badezimmer und machen ordentlich Lärm beim Aufstehen, dann hat er genug Zeit, sein Holzbein wieder anzuschrauben!« Das taten wir, und als wir wieder aus dem Badezimmer kamen, war er auch wieder langhaarig. Es war in den frühen Siebzigern in München ganz verbreitet, zur Arbeit das Haar kurz und abends zum Ausgehen lang zu tragen …. Wir waren fast immer diskret ….
Wir verließen München nach einem Wochenende voller Oktoberfest, über das ich einen kompletten Filmriß habe, außer daß ich weiß, in meinem Zimmer mit zwei jungen Männern und etwas aufgewacht zu sein, was sich anfühlte wie eine gebrochene Schulter –, ich könnte von einem Fahrgeschäft gefallen sein. Ich mußte mich ziemlich amüsiert haben, denn ich mußte ständig grinsen.
Wir hatten die Dreharbeiten mehr oder weniger abgeschlossen, und teilweise als Ausrede, um früher nach London zu können, willigte ich ein, als Repräsentant der Pythons den Preis der Sun entgegenzunehmen, die TV-Trophäe, die wir offenbar, obwohl das niemand wissen durfte, gewonnen hatten.
Also brausten David und ich zum Flughafen davon –, ich hatte nicht viel Zeit gehabt, meine frühmorgendlichen Getränke herunterzustürzen, und kotzte praktisch die nette Dame am Eincheck-Tresen voll, aber wir waren bald durch, und ich trank froh die großen Gin Tonics zum Frühstück. Im Flugzeug nahm ich ein ähnliches Mittagessen ein, schaute auf dem Weg vom Londoner Flughafen auf ein paar weitere Drinks bei London Weekend TV vorbei und spendete dem weiblichen Catering-Personal ein großes Plakat mit einem nackten Nazi drauf, welches die Damen am meisten wegen seiner Detailfreudigkeit beeindruckte …. Ich kam rechtzeitigfür ein paar Drinks zu Hause an, bevor es eilig
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