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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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zum Hotel Dorchester ging, wo die Preise überreicht werden sollten.
    Wir taumelten in das Hotel, fragten eine Rezeptionistin, wo diese Fernsehkiste stattfand, und sie zeigte auf einen Saal, in dem wir trinkende Menschen sehen konnten. Ich bestellte mir ein Getränk aus der Bar, war überrascht, als ich es bezahlen sollte, und noch viel überraschter, als ich mich im Saal umsah und als einzige erkennbare Fernsehpersönlichkeit Percy Thrower entdeckte –, irgendein Gartenklub hatte hier offenbar eine private Feier.
    Wir gingen weg und baten um weitere Hilfe. Diesmal führte man uns in den Großen Ballsaal. Überall funkelten Kronleuchter, manche Leute hatten sogar welche an –, dies war der korrekte Treffpunkt für Glitzer, da gab es kein Vertun. Der Riesensaal war voller Persönlichkeiten, die man an Tische gesetzt hatte. Ich erkannte sogar ein paar, wir wurden an unseren Tisch geleitet, und man sagte uns, wir wären für das Dîner ein bißchen spät dran, aber sie würden sehen, was sich machen ließe. Glücklicherweise hatten wir uns den 1 . Gang aus der anderen Bar mitgebracht und bedienten uns aus dem Sektkübel.
    Die Preisverleihungszeremonie sollte im Fernsehen ausgestrahlt werden, das ging aus den Kameras und Pete Murray hervor, der auf dem Podium stand und sich auf seine Conférence vorbereitete. Vor mir lag ein Zettel, auf dem stand, Monty Python habe wahrscheinlich einen Preis gewonnen, und, wenn ich hochginge, um ihn entgegenzunehmen, wäre ich dann wohl so nett, ein paar Worte zu sagen? Ich war in keinem echten Zustand, irgendwas zu sagen, und mir fiel nur sehr, sehr wenig ein, was ich hätte sagen können …. Panik setzte sich in meinen lebenswichtigen Organen fest, als die Zeremonie begann und Schauspieler um Schauspielerin um Schauspieler/in Überraschung vortäuschten und hochgingen, um im Namen all der anderen Menschen, die alldies (daß sie nämlich ein Star waren) möglich gemacht hatten –, d. h. der Maskenbildnerinnen, der Frisurenbildnerinnen, des Mannes, der dem Tierarzt die Haare schneidet, der nach meinem Pudel sieht usw. –, ihre Preise entgegenzunehmen. Alle waren überwältigt, überüberwältigt und sogar teilweise vornüberwältigt.
    Der Sehr Ehrenwerte Reginald Maudling präsentierte die Preise, die Kameras stocherten hierher und dorthin und griffen sich »Reaktionen« sykophantischen Gelächters und synthetischer Bonhomie heraus.
    Plötzlich war ich an der Reihe –, ein Ausschnitt aus Monty Python wurde auf einer großen Leinwand gezeigt, und ich wurde als Preisentgegennehmer angesagt. Ich verließ mit Colin Welland, Richard Beckinsale und Ray Stevens (der für Andy Williams einen Preis abholte) die Sicherheit meines Tisches, ging auf die Bühne, empfing das oscareske Objekt von Mr Maudling, gab ihm die Hand und dankte Mr Murray für die einführenden Worte. Dann trat ich vor das Mikrofon, und nachdem ich erwähnt hatte, ich sei »sehr tief geehrt und gedächte nichts zu tun, was von der Würde des Anlasses ablenken könnte ….«, stieß ich einen heulenden Schrei aus und fiel, mich windend, zu Boden. Fotografen blitzten, und Fernsehkameras rückten mir zu Leibe, während ich auf allen vieren den weiten Weg die Stufen hinunter zu meinem Tisch krabbelte, den Preis fest umklammert haltend.
    Die Reaktion der Gäste war erregend –, manche, die vernünftigen, die gegen jede Hoffnung gehofft hatten, daß etwas den schwerfälligen Unsinn beleben würde, kreischten vor Wonne. Ray Stevens ließ einen schweren Seufzer der Erleichterung frei und sagte: »Gott sei Dank, seit Jahren sehne ich mich danach, daß das mal einer macht …« Cilla Black, bemerkte ich, fiel vor Lachen fast von ihrem Stuhl –, ich habe Cilla immer gemocht. Andere waren schockiert. Manche fanden, sie hätten schockiert sein sollen.
    Weil das aufgezeichnet und nicht live ausgestrahlt wurde, war es mir möglich, nach Hause zu rasen und mir zwei Stunden später die ganze Veranstaltung auf ITV anzusehen.
    Das gesamte Filmteam war in einem Hotel in Glencoe untergebracht; die nächste menschliche Behausung war etwa fünfundzwanzig Meilen weit entfernt. Nach einem guten Drehtag waren wir in Feierlaune, und in der Hauptbar gab es eine Kegelbahn. Michael Palin und ich hatten die Idee, daß der Sieger nicht derjenige sein sollte, der die meisten Kegel umhaute, sondern der, dessen Herangehensweise mit der Kugel zur denkbar blödesten gewählt wurde. Michael griff sich die Kugel, drehte ein paar Pirouetten, flitzte

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